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CycUdimn, EncheliK und Trichodfi. \<m MILLERS Arten bcliielt er mir 3. Im Jalire 1824 verzeichnete
•lersclbc im (ianzcn nur 9 Arten, worunter eine neu ist. Ich habe seit 1828 12 Artnamen hinzugefügt.
So sind 35 Artnninen entstanden, von denen jedocli die pliysiologische Umänderung des Gattungscharacters
seit 1830 jetzt nnr 14 Arten aufzunehmen gestattet. Die Homonyme der übrigen finden sich im Naclitrage.
Die erste sieiicre Kenntniss von Tormen dieser Gattung findet man sclion bei L E E CWE N I I O E K , welcher 1683
2 Arten, B. intestinalis und cordiformis, aus dem Darmcanale der Frosche abbildete. Im Jahre 1832
scidug ich schon vor, Ii. spirigera als besondere Gattung Spirostomum zu sondern, und die Formen mit
kleinerer, entfernter vom Stirneude liegender, Mundoffnung als Subgenus Frontonia abzutrennen, indem ich
M Ü L L E K ' S beutelartiger llauptform, der B. truncnteUa, den Namen Bursnria liess. PiiRKrNJE und VALE.NTIN
haben 1835 die Uursarieu des Froschdarmes unter dem Gattungsnamen OpaUna wieder als neu beschrieben.
Die Organisation ist reichhaltig ermittelt. Als Bewegungsorgane dienen meist reihenweis über
den Körper gestellte Wimpern, und etwas grossere bilden meist einen Kranz oder Einfassung um den Mund.
In gefilrbtem Wasser erkennt man sie deutlicher. — Als ErniUirungsOrganismus dient ein, mit vielen kugelförmigen
gestielten ßcntcln traubenartig besetzter, Darm, der oft, vielleicht immer, vorn eine Krümmung
in den Stirnhöcker macht und am hintern Körperende mündet. Der Mund ist eine grosse Oeffnung, die
nicht, wie bei Ceucophiys, das vordere schief ablaufende Ende bildet, sondern ganz seitlich ist, so dass
die Stirn entweder weit darüber vorragt, oder doch das Ende bildet. Ein weisser und röthlicher Verdauungssaft
ist hiiufig erkannt. — Der Se.vualorganisnuis ist als hermaphroditiscli bei 3 Arten vollständig,
und bei 5 Arten theilwcise ermittelt. Nur weibliche Ei-Körnchen sind überdies« bei noch 3 Arten, wahrscheinliche
Sexnaltheile also bei 11 Arten beobachtet. Längs- oder Quecrtlieihuig ist bei 5 Arten erkannt.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist in Holland, Dänemark, Frankreich, Baieru, Preussen
und dem sibirisclieu Russlaud nur im Süsswasser beobachtet. Eine Art lebt iu der Eisenquelle bei Doberan
in Mecklenburg.
V .
A. Snijgeiius Bursaria.
Der untere (niclif vordere) Mund bis aü dea Stirnraiid reicliend.
467. Bursaria truncatella, abgestutztes Bürsentbierclien. Tafel XXXi r . Fi;;
IÎ. cinjiorc inaxiiiio, ovaio, turgido, allm, fronte late escavata, truncata, cUiorum ordine .siiiijilici.
Unitrsaire troncutelle, à corps très-grand, ovale, gonfie, blanc, trom/ué et largement creusé au
front, {/ni a un simple rang de cils.
liuTSaTÎn Inincalelln, ÍHÜLLI
Jlni snrift fruitciih'lln, BOBT
líursiiría Iniiicnleìln, A b h a
«, Term. fluy. Iiist. 1773. p. 54. Animóle. Infus. 1786. r- 115- Tab. XVII. FÍE. 1 - J .
)R ST. ViscESr, Diet, class. 1833. lîiirsaire. Encydopë.lie niéth. 1834.
der AkaJemie il. Wissenich. zu Berlin, 1831. p. 110. 1833. p. 337. 1835. p. 164.
A n f e n t l i a l t : Bei Copeuliagen und Berlin beobachtet.
Im Friibjabre fand diese Form MÜLLER bei Copenliagen in Waldgräben mit faulen Bucbcnblättern, ich fand sie aiicb im März
und Februar liüuiig in Torfgniben bei Berlin. Sie gleicht einem Ei, das vorn seitlich eine grosse oiTene Tasche hat, nnd schwimmt
langsam, senkrecht stehend. Der ganze Körper ist mit schiefen, Spiralen (?) Reihen von Witn])ern besetzt, und die Fangtasche, an deren
Grunde in der Körpermitte der Mund liegt, hat nnr auf der recliten Seite nnd Torn grössere Wimpern. Das grosse seiir weiche Thier
zeigt oft nar einige dunklere Linien und Blasen im Körper, allein wenn es mehrere Magen stark angefiillt hat, ist es oft sehr bunt,
ich sah in einzelnen Magen ganze frische und halbverdante Räder t h i e r e {Rotifer oder Philodina den Zähnen nach) liegen, auch
grosse l'IIanzenstoffe, nnd ich konnte den Darm mit Carmin sich anfiillen sehen, aber nicht seinen ganzen Verlan! verfolgen. Um die
Speise ist immer eine klare Flüssigkeit in den einzelnen 3iagen, welche ich den Verdannngssaft (Magensaft) nenne. Zuweilen sah ich
am hintern Ende sehr dicht anliegende, zum Auswerfen bereite, Massen, aber nie das Auswerfen selbst. Eine grosse helle Blase ist
hinter dem 3Iunde etwas links, nnd auf der linken Seite liegt auch eine grosse band- oder schnurartige, gebogene, nngegliederte Drüse,
welche bis in die Stirn reicht. Zahllose kleinere 3iagen und eine sehr feinkörnige weisse (Eier-?) Masse füllen den Leih, worin jedoch
linkerseits noch krumme Linien sichtbar waren, deren Bedeutung unklar blieb. Vielleicht biegt sich der Darm schlingenartig in
der Stirn nm. — Grösse V4 l'is Va Linie.
E r k l ä r u n g der Abbildungen Taf. XXXH^ Fig. V.
]'"ig. 1. Ansicht von der Bauchsoite, mit natürlicher Speise erfüllt und Tndigo aufnehmend; bei v+ ein mit einem Räderthier erfüllter Magen. Am
Miiödc biegt die Strömung im rechten Winkel ab, einiges geht in den Darm; bei t Samendrüse. Vergrösserung SOOaial im Durchmesser.
468. Bursaria roriiceïlo, glockcnälinliclics Börsenthierclien. Tafel xxxiv. Fig. VL
B. corjiore magno snbgloboso campanulato targid» albo, fronte late cxcavata trnncata, ciliorum online duplici.
Hoarsaire Vorticelle, a corps grand presque sphcrir/ue, cawpanulé, gonfié, blanc, tronijué et largement
creusé au front, fjui a un double rang de cils.
Äar«..™ Vorn,dt«, AbliandI. ,1. Akademie d. Wisienscli. zn Berlin, 1833. p. 237.
A n f e n t h a l t : Bei Berlin.
Ich fand diese ausgezeichnete langsam schwimmende Form mit Chlamidomonas Pulvisculus und Gonium pectorale in
Lösehkiibeln auf den Strassen Berlins zuerst am 28. Sept. 1833. Sie hat eine sehr grosse Aehnlichkeit mit Leucophrys patula, s»
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dass ich fast fiirchte, die neueren Abbildungen der letzteren (Fig. 2., 3., 4. nnd 6. Tafel XXXII.) mögen der Bursaria Vorticella
angehören. Ich habe nämlich so eben, am 20. Oct. 1837, wieder zahlreiche Eiien]|ilarc vnr mir, die ich für jene Leucophnjt-Vmmen
allem Detail nach erkenne und die des in der seitlichen S|iallc tief liegenden Mundes halber Bursarien genannt werden könnten.
Ich muss das Urtlicil noch sus|iendiren und mache nur auf mein eigenes Schwanken aufmerksam. Bei der urs|irüngliclien Form habe
ich Sexnaltheile niclit unterschieden, aber die Ernährungsovganc samiiit Mund und Afterstelle sehr deutlich erkannt. Ein wiclitiger Unterschied
der Bursaria von der Leucophrys liegt vielleicht aach in ilein Mangel der Wimpern bei crstcrer an der dreieckigen rechten
Klappe aia Mundrande, nnd so sind beide nah verwandte Formen vielleicht doch speciell unii generiseli verschieden. Von der S|iitze
der dreieckigen Kla]ipe geht eine zweite Reihe einzelner sehr langer Wimpern ab, deren ich nur 4 zählte. Ich incinle scliicfe (^ueerreihen
von Wimpern zu sehen. Bei B. truncatella ist der rechte Mundrand bewimpert, der linke kahl. — Grösse bis '/, Liaie.
E r k l ä r u n g der Abbildungen Taf. XXXIV. Fi.g. VI.
Fig. 1. Ansicht der Baiicliseite eines im Zcrfliessen (Eierlegen)) begriffenen Exeniflares, woldies bei Zutlian neuen Wassers sich wieder abrundete und
munter fortscliwamm; Miindspaltc verengert. Fig. 2. Ansicht vom Rückcn, bei 0' der Mund. In 2 Magen liegen Gonium pectnrale, in andern
Chlamidomonas. Fig. 3. Ansicht von der Baachseitc. Excretion. Mundspalle sehr geöffnet. Vergrösserung SOOmal im Durclimesser.
469. Bursaria vora x , gefrässlges «örsentliierclien. Tafel xxxv. Fig. I.
B. corpore oblonge utrinipie rotundato magno, oris rima ampia, corporis tertiam jiartem longa, apicem frontis attingente.
Boursaire vorace, h corps oblong, grand, arrondi aux deux bouts, ayant Vorifice de la bouche ample,
du tiers de la longueur du corps et touchant la sommité dit front.
BursnWn vornx, AbliandI. der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 110.
A u f e n t h a l t : Bei Berlin.
Dieses grosse Thicrchen findet sich im Sommer im schlammigen Wasser bei Berlin. Ich sah schon 1831 im Juli es mit
Coleps hirtus angefüllt, nnd es nahm auch sogleich Farbestoffe auf, welche sehr schnell aus einem Magen in den andern gingen und
liinten an einer erweiterten Stelle und unter einer contracfilen Blase ausgeworfen wurden. Bei wenig Wasser zcriloss es sehr leicht,
und setzte ich neues hinzu, so schwamm es in unfönnlichcn Formen aller Art, die es annahm, innnter weiter. Ich sah überdiess den
Körjier voll (Ei-) Körnchen. Diese Form hat sehr grosse Aehnlichkeit mit Orostyla grandis nnd Stylonychia lameolata, deren
Krallen und Giiffcl oft eingezogen sind. Ich habe sie neuerlich nicht wieder gesehen. — Grösse '/u — Vo Linie.
E r k l ä r u n g der Abbildungen Tat. XXXV. Fig. L
Fig. 1. Seitenansiclit; Fig. 2. Bauchseite; Fig. 3. eine monströse Form nach dem paitiellen Zerttiessen. Vergrösserung SOOmal im Durchmesser.
4*0. Bursaria JEntosoon, Wurm-Börsentbierchen. Tafel xxxv. Fig. m.
B. corpore cylindrico turgido, utrinque fere aciinalitcr rotundato, magno, oris rima parva sub apice.
Boursaire Entozoe, a corps cylindrique, grand, gonfié, arrondi h peu pris également aux deux
bouts, la bouche petite sous le front.
A u f e n t h a l t : Bei Berlin in dem Darme der Fröschc.
MÜLLER hat vielleicht mit der Varietät seiner Leucophra ghbuUfera, die er (bei GÖZE) in Quedlinburg im Darme der
F r ö s c h e sah, diese Form gemeint, doch scheint er vielmehr alle Darmthierchen mit diesem rfamcn und Vibrio vermiculus genannt
zu haben. Es ist viel dicker und gleichfiirmigcr cjlindrisch, als die folgende Art. Eine hellere Stelle am hintern Ende sah ich bei
einer durch halbes Zerüicssen verkümmerten Form, nnd hielt sie für die Analstelle. Viele Magenblascn, zum Theil mit farbigen Stoffen
erfüllt, und Eikörnchen, so wie die reibenwcis gestellten Wimpern (23 — 24 Reihen) sind von mir beobachtet. Es findet sich gewöhnlich
mit dem folgenden im Slastdanne der Rana temporaria im Winter und Sommer, seltener als die andern. — Grosse bw
Vs Linie.
E r k l ä r u n g der Abbildungen Taf. XXXV. Fig. HI.
Fig. 1. und 2. sind 1826 entworfene Zeichnungen; Fig. 3. ist 1835 gezeiclmet. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
4Ï1 . Bursaria intestinaUs, »arm-Börsentbiercben. Tafel xxxV. Fig. IV.
B. corpore cylindrico, gracili, postico fine attenuato, oris rima parva sub a|iice.
Boursaire intestinale, a corps cylindrique, grêle, aminci au bout postérieur, la bouche petite sous
le front.
JNIMN/CIIIFT IN SITTCORFF JÏININNIM, LBBDWKNHOEK, Opera omnia, p. 49. Fig. A. 1683.
rario »„„„CL», MOLI... Verm. flnv. hist, p. 35. 1773. Animale. Infus. 1786. p. 50. Tab. VI. F«. 10, M.
flimau^nto, (L.,,c.,.lir»,) im R-..cM„ra.e, G«z., NalnrBesch. d. Eineeweide.-. 1783. p. 111, « .
/1.™,I» ¡„teli,mil, Bioen, Abhandl. über die Erzeug. d. Eineeweide.ûrmer, 1783. p. 36. Tab. X. F,g. 10.
Iriicoplro ¡/IMifm, MOIISR, Anim. Infus, p. 149. Tab. XII. Fig. 4. 1786.
fiintmneciiim Inmlins, SCHRANK, Fauna boica III. 3. p. 68. 1803.
Li'iicoiilirft «ioimfirern. BORT DK ST. VIKCBNT, Encyclopédie method. 1834. , „ .. , .
J ™ ,•.Li,m,is, Abhandl. der Akad. d. Wissensoh. zu Berlin, 1835. p. 164. niobi « 1 . (s. B.
Opalino Hnmrim, PnHKiKJE et VAIBNTI», de phaenomeno motus Tibratoni, 183j. p. 43, oj.
A n f e n t h a l t : In Holland, Sachsen, Preussen und Baiern im Darme der Frösche beobachtet.
Dieses Thierchen entdeckte vor 154 Jahren am 26. Juli 1683 LEEÜWENHOEK in Delft im Darmschleime der Frösche.
MÜLLER zog es 1773 zu seinem Vibrio vermiculus, der wohl eine Insectenlarve des Snmpfwassers war. GÜZE m Quedlinburg
nannte es 1782 Leucophra, nnd gleichzeitig beschrieb es Dr. BLOCH in Beriin als Hirudo intestinalis, welcher erste Spec.ataame
beizubehalten ist. SCHRANK fand es dann in Baiern wieder und gab unuöthig einen neuen Namen. BORÌ meint, die Frosche hatten