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Die Gnttiiiig fier G abe l f i s c l i chc n nus der Familie der Crystallfisclichen besitzt ein einzelnes Stirn-
Aiigc und einen scluvanzartigen Gabelfuss.
Unter dein Namen Furmilnria errielitetc LAMARCK 1 8 1 6 eine Gattung seiner Classe der Wimperl
' o l y p e n aus MCIXERS gabclsehwiiiizigcn V o r t i c e l l e n mit 1 3 Arten. CCVIER und SCIIWEIGGER saben 1817
und 1 8 2 0 Rotifer als den Typus der Furcularien an. BORY DE ST. VINCENT Terzeiebuete 1 8 2 4 11 Arten
in der Familie der tircéolaires mit Vor t ieel len, von denen er sie nur diircb beweglicben eingelenkten
Schwanz unterschied. Er vermehrte die Artenzahl inn 4 Namen, trennte aber mehrere der früheren Arten,
auch Rotifer, ab. Seit 1830 ist der obige, auf die Gesaunutorganisation gegründete, Cliaractcr für die Gattung
festgestellt worden, und es sind darnach erst 2, .jetzt 4 Arten darauf eingezeichnet. So sind jetzt 20
Art-Namen in der Gattung vorhanden, von denen aber nur 4 angewendet werden kiinnen. LAM.VRCK'S und
ItoRv's Arten haben sich, bei genauerer Untersuchung, so in die allervcrschiedensten Gattungen und Familien
zerstreut, dass keine derselben übrig geblieben. Diese Tliierchen sind sehr beweglich und kräftig. Sie
s c h l i e s s c n sich in ihrer Organisation, die noch weiter zu ermitteln ist, vielseitig eng an Ilydatina an, nur
durch das Auge sieb sondernd. Ein mehrfaches Wirbelorgan ist bei allen Arten, aber nur noch obcrHi'ichl
i c h , bekannt. Längsmuskeln sind bei Z'. gibha, Zangenmuskeln bei 3 Arten imterscliieden. — Ein Schlundköpf
mit 2 einzahnigen Kiefern {ßlomgomphia) ist bei 2 Arten deutlich, bei den übrigen unklar auch
beobachtet. Eine selir kurze Seblundi-öbrc, ein einfacher conisciier Darm (Coelogastrica) uiit 2 drüsigen
Ohren ist bei allen Arten erkannt. — Als Fortpflanzungsorgan ist bei sänuntlichen Arten ein Eierstock anschaulich,
und bei F. gibha allein ist auch eine contractile männliche Blase sammt Samendrüsen beobachtet.
— Gefässe sind noch nicht erkannt, auch keine vorspringende Respirationsröhre, noch Kiemen. —• Als Empfindungsorgane
ist bei allen Arten ein rotber Augenpindit an der Stirn bemcrklich, und bei F. Reinhardti
i s t ein zapfenartiger Hirnfortsatz vorbanden. — Sie leben zum Theil parasitisch auf andern Thieren.
Die geographische Verbreitung der jetzigen Gattung ist in Preussen, Jlecklcnburg, Dänemark und
vielleicht im sibirischen Asien, von 3 Arten im Süsswasser, von 1 im Seewusser beobachtet.
2 5 . irurcultiria gibJta, l>ucklig-es Craltclfisclicllcn. Tafd XLVIll. Fig. III.
F. corpore oliloiigo, leviter conijiresso, dorso cnnvcxo, votilre ]iI;uio, jjcilis fiirciiti (îii-itis si\liforiiii!nis (Hiiiidiaiii corporis
longitmliuein actjiiantünis.
Furculaire bossue^ h corps oblong, légèrement comprimé, plat an venire, convexe an dos, atjant
les doigts du pied fourchu si¡/lif or mes et longs de la moitié du corps.
Furctilarin gibha, Abhandl. >\. Akademie fl. Wissenscli. zn Berl in, 1S30. p. 46. J831. p. 130. Taf. IV. Fig. 16.
A i i f e n t l i a l t : Bei Berlin.
Sic iindet sich bei utul in Berlin mit C/dnmidomonas in grünem AVasser, auch zwisclicn Conlcrven, immer einzeln. Die
lange Fnsszange nnd das lebhaft rotlie Stirnange cliaractcrisiren es mehr, als die Körperform. Es ist convexcr, wenn es Eier in sicii
trügt und den Darm stark erfîillt hat. Die gröberen organischen Systeme sind sehr klar, die feinere» erst noch mühsamer anfznsnchcn.
Ich glaubte, atif jeder Seite 2 starke innere gestreifte JMuskelsträngc zn erkerinen, welche vom Räderorgan bis znr Fiissbasis reichten.
6 Wirheliimskeln und 2 Fnsszangenmiiskeln treten vor. Das Auge sass auf einem (Hirn-) 31arkknoteu der Stirn über dem Mwude und
bezeichnete die Rückcnseite scharf. Der 4jnuskelige Schlundknpf mit 2 cinzalmigea Kiefern, der kurze Schlund, der einfach conische,
leicht Indigo aufuehnjende, Darm nnd 2 olirenartige Speicheldrüsen an demselben waren sogleicli zu erkenne«, so wie die Auswurfsnllhuiig
auf der Rückeoseite der Schwanzbasis. Der Eierstock hatte meist ein reifes grosses Ei. Hinter ihm lag eine rundliche contractile
jnännliche Blase, in welche sich die, auf der Bauchseite von vorn nach hinten gerade anslaufende, schmale keulenrörmige Scxnaldrüse
cinmfindete. Ich sah letztere nur einfacli, vermuthe sie aber do])pelt. Die Zaiigenschenkei sind fast 6mal so lang, als ib-e
Basis. Die Bewegung ist ctwns träge. — Grosse — Vs Linie, des Eies '/ao Linie.
E r k l ä r u n g der Abbildungen Taf. XLYIII. Fig. III.
Fig. f. reelite Seitenansicht; Fig. 2. Rückcnansiclit; Fig. 3. linke Seitenansicht im eingezogenen Zustande, wo der Fuss einfach griffelartig wird;
Fig. 4. Scliluüdkopf mit den Kiefern und nach innen wie zum Schlucken gebogenen Zühneu. Vcrgrösscrung SOOmal im Durchmesser.
2 6 . Furcularia Heinhardti, Re i n h a r d r s Oabelfischcben. Tafel X LVm. Fig. IV.
F. corjiore fusiformi, fronte truncata, pedc cylindrico elongato, aj)ice breviter furcato.
Furculaire de Reinhardt, a corps fuselé, tronqué au front, ayant le pied allongé cylindrique h
courte fourche au bout.
Fiirfu//trw /îcmWfi, Abhandl. der Akademie d. Wîssenscli. zu Berlin, 1833. p. 208.
A u f e n t h a l t : Bei Wismar und Copenhagen in der Ostsee.
Dieses Thierchen ist für die Monopyxis {Sertularia) geniculata des Seewassers derselbe Parasit, wie Notomma/a Petromyxon
Rir Epistylis des Susswassers. Es lebt auf und zwischen den Zweigen derselbenj nnd ilie Beobaciiier der Se i-tu Inrien
li.il)cn sich in Aciit zu nelinicn, nicht die Eier fiir Ka])scln der Sertiilarien zu lialten. leii fand es zacr.rt arii 15. Aug. 18S3 zwischen
der Sertularia hei ^y¡sma^, dann im Septcniher zwischen dcrselhen nnd Coryne multicornis, an frisch aiisgeiKirl'encn Fucia
hei C'opcnhasfn, die icli mit dem Etatsratli REISH.IKDT, dem Zoologen, daeelhst sammelte. Der etwas s|niidclför]inge LIÖR|]cr des
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sehr klaren, nnd diircli sein scliönrolhes grosses Stirmuige .sich angenelim auszeichnenden, Thiercliens .scheidet sicli vorn durch eine
leichte Strictnr in Kn])r nnd Humpl', liinten aber lünft es sehr alliniilig iu einen laugen nnd dünnen Fuss von Vi ''er ganzen. Va der
Kiirper-Länge aus, au dessen Ende zwei kleine Zangcnliuger helindlicli sind, die '/i — Vo <les Fasses liilden und durch 2 lange, durch
den ganzen Fuss laufende, Zangeninuskcln bewegt werden. Vier vordere Muskelbündel des Rädernrgans, ein liingllches, vorn das Auge
tragendes, lllrnuiark, ein 4muskcllger Sehlundkoiif mit 2 gabelförmigen elnzalinlgen, vielleicht 2zahnlgen, Kiefern, eine kurze Schluuilröhre,
ein einfach conischer Darm mit 2 Drüsen sind leicht beuierkliclie Innere Organe. Zu diesen gesellt sich noch ch] mehr oder
weniger entwickelter Eierstock. Zuweilen sah Ich auch zarte Liingsslrelfen im Innern, die ich fiir Mnskeln hielt. Die Bewegung ist,
das •\Virbeln ausgenommen, nicht sehr lebhaft. — Grosse bis '/lu t^inie. Reife Eier wahrscheinlich '/so Linie gross. Ich »ah keine
ganz reifen.
E r k l ä r u n g der Abhildungen Taf. XLVHI. Fig. IV.
Contrahirten Thicrchens. Flg. 3.Flg. 1. redite Seltenansicht des ansgedehnicn Thierchens. Flg. 2. Rückenansicht Kiefer und Zälmc. A'ergrossenmg
SOOninl im Durchmesser.
2». mircularia Forjicuta, Ob r w D r m a s c t a c b e n . Tafel XLAi i i . Flg. V.
F. cor|]ore cylindrico, fronte subacuta, pedis forcipati digitis praelongls recurvis, saperne basl dentatis.
Furculaire Forficule^ a corps cijlîiidrîque, ohtuscvwut nîgu au front, ayant les doigts du pied
fourchu tres-longs, recourbés et dentelés h la base mpérieure.
A u f e n t h a l t : Bel Berlin.
Ich fand dioss hier zuerst genannte seltene Thlcrchen am 6. August 1834 in Torfwasser hei Berlin. Es war sehr lebendig,
hin und her fahrend, hatte einen lebhaft rothen Angen]iunkt ganz vorn auf der fast sjiitz anslaufenden Sllrn, unter welcher ein wohl
zweizahniger Kiefera])parat znm Fangen bereit war. Das Räderorgan schien zwei Stlrnthcile neben dem Auge, nnd jederseits ein fast
radartiges Wimiierbündel zu haben. Der längliche Schlnndkojif mit 2 langen Kiererschcnkelu, die nur darch einen Einschnitt bezeichnete
fast fehlende Schhindröbre, 2 Sjieicheldrüsen, der einfach conlsclie, mit grüner Sjjeise erfüllte, Darm nnd der längliche Eierstock
zu seiner Seite sind die erkannten Organisationstbeile, Sehr au.sgezelchnet war der Zangenfass darch breite krumme Finger, deren jeder
oben am Grunde 2 Zacken Latte. MÜLLEU'S Cercaría venuicularis passt besser auf Diglena forcipata. — Grösse Vis Linie-
Das reife Ei wahrscheinlich Linie.
E r k l ä r n n g der Abbildungen Taf. XLVIII. Fig. V.
Flg. 1. Rückenansicht; Fig. 2. linke Seitenansicht. Yergrösserung SOOmal linear.
2 8 . mtrcularia gracilis, schlankes Oalielflscbcben. Tafel XLVm. Fig. vi.
F. corj)ore cylindrico, gracili, ad hasin caudae subito dccrescente, jjedls farcati digitis gi-acillbus longis rectis, diluidlo
corj)orc brevioribus.
Furculaire grele, a corps cylindrifjue grele, brusi/uement aminci a la base du pied fourchu, ayant
les doigts longs, droits, phts courts f/ue la inmtié du corps.
Fiirculiírín gracilis, Abhandl. der Akademie d. Wissensch, zn Berlin, 1830. p. 46. 1831. p. 130.
«¡idMiim! lepfocerco?, Abhandl. der Akademie cl. Wissenscli. zu Berlin, 1830. p. 63. 1831. p. 128.
A u f e n t h a l t : Bei Berlin, vielleicht auch bei Tobolsk im sibirischen Asien.
Das schlanke Gahellischchen lebt hei Berlin mit îlcerlinscn, Confervcn und In grünem Wasser von Chlamidomonas zuweilen
häuhg. In seinen Bewegnngcn 1st es rasch und kräftig. Es hat manche Aehullchkelt mit jungen Thlcrcn der F. gibba, allein bei
gleicher Länge bleibt es viel schmäler nnd hat ein mehr längliches, daher hei gleicher Länge weniger voluminöses Ei, welches es an
Confervcn anheftet. Das Räderiirgan schien 6 Muskeln zn haben, zwischen denen oberhalb ein längliches llirniuark mit einem rothen
Augenpunkt auf seinem vordem Ende befindlich war. Ein rundlicher 4mnskellger Sehlundkoiif mit 2 unklaren elnzalinlgen Kiefern, eine
dcutliclie Schlundröhre, 2 kleine S|ieicheldriisen, ein einfacher conischcr, oft mit grüner S|ielse crrüllter, auch leicht Indigo aufnehmender,
Darm und neben diesem^ nach hinten ein Eierstock mit oft 1 entwickeltem El sind, nebst 2 Zangeninuskcln des Fusses, die erkannten
Theilc des Organismus. Ob die Hydatina? leptocerca ans Tobolsk In Sibirien hier auznreihen ist, bleibt zweifelhaft, doch
wäre es nach der vorliegenden, damals von mir entworfenen, augenlosen Zcicbnnng möglich, da das Auge leiclit übersehen sevn kann,
obschon ich schon darauf aufmerksam war. — Grösse bis Vis Linie, des Eies bis Vso l^inie.
E r k l ä r u n g der Abhildnngeu Taf. XLVÜL Flg. VL
Fig. 1. rechte Seitenansicht; Flg. 2, junges Tbierchon; Fig. 3. rechte Seitenansiclit eines halb erwachsenen; Flg. 4. Rückenanslcht; Flg. 3. halb
eingoxogen; Fig. 6. ein an einer Conferve ansitzendes Ei. Solche Eier hat TCUPIN 1828 als PflinzengaKung JSurtella lesclirieheu. Vergr. 300.
N a c h t r a g zur Gattung Furcularia.
Folgendes ist ein Versuch, die 17, von LÄMARCK 1816 und BORY DE ST. VIXCENT 1824 gegebenen, hier nicht anfgenoniiuenen,
Arlnamen zu deuten: 1) Furcularia aurita LAMARCK = Notommata aurita; 2) F. Canicula = Diglena?;
3) F. Catulus LAM. = Diglena cräellina?; 4) F. constricta LAM. = Notommata; 5) F. Felis LAM. = Diglena?, Notommata
F.; 6) F. furcata LAM. = Diglena?, Furcularia?; 7) F. Joblotii BORY = Monostyla?, Lepadella?; 8) F. lacinulata
LAM. = Notommata loc.; 9) F. Larva LAM. = Diglena conura?; 10) F. lobata BORY = Notommata lacinu-
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