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Il K 1 T ï lì G A T T U N (í: THEILMONADE.
Polytoma. Polytome.
CHARACTER: Animal c familia Monadinoniiii, Oiiiida et ocello destitutum, ore terminali trnncato, ciliis
auf proboscide subtili tlagelliformi duplici instructo, natantibus solitariis antico, divisione
spontanea, decnssata et imperfecta, innltipartitiim, in mori foniiaai enascens, dein solntuni
et altera vice solitarinni.
CARACTÈRE: Animal de la famille des Monaden, sans queue et sans oeil, h bouche teminale
et tronquée, pourvue de trompe en forme de fouet double, antérieure dans la nage
des Individus simples, poussant avec, f âge, parla division spontanée croisée, en forme
ttune mure, qui se dissout enfin en molecules (les animaux) simples.
Die Gattinig der Tlieilmonaden zeichnet sich dnreh nnvollkommenë Abscbnürnng der Individuen
bei der Selbsttbeilung von den Traiibennionaden ans. Bei diesen tbcilt sich das Individniim vollständig;
oder auch gar nicht, aber die freieren Thiere verehiigen sich zu Cosellscbaftskngeln und tanzen gemeinsam
in ISeerenform umlier. Der Tanz der Theilmouaden ist ein unfreier. Jene gleichen den Vogelzügen und
Tliierheerden in ihren Vereinen, diese den schwimmenden Corallenstöcken. Ihre Beerenform ist Folge der unvollkommenen
Selbsttbeilung, welche nur eine Einschnürung und erst spät eine gemeinsame völlige Abschnürung
ist. Die Gesellschaftsform der Traubenmonaden fehlt den Theilmonaden, Wie es scheint, ganz und
was im Leben der Traubenmonaden auseinander gerückt und zum Theil freier Willkühr anheim gestellt
ist, Zerspaltung des Individuums und Gesellschaftslehen, ist bei den Thei lmonaden zusannnengedrängt
und der Willkühr entzogen. Diesen fehlt ein grosser Theil der Poesie des Lebens, den jene besitzen. Schon
SPALLÍVNZANI hat diese Erscheinung bei derselben Polytome recht ausführlicli beobachtet, nur blieb ihm die
Höhe der Organisation dieser Wesen, das Erhabenste, unbekannt. Zuweilen schien es mir, als hätten die
Tlieilmonaden einen gemeinsamen diinnhimtigen üeberzug, alleni ich habe es dann immer nur für die ausgedehnte
Zwischenhaut, d. h. Mangel an Tiefe der Abschniirnng der Individuen gehalten. Wäre eine Hülle
vorhanden, so würden sie, wie Chlamidmnonas, zur Familie der Kugelthiere zu stellen seyn. Mangel an
Augen, Mangel au vorragender Lippe, Maugel an Schwiinz und die Bewegung der Einzelthiere in derLängsaxe
des Körpers, sind, ihnen zukommender. Character der Monadenfamilie.
Es ist bisher mir eine einzige Art dieser Gattung vorgekommen, welche farblos oder mir leicht
milchfarben ist. An Organisationsverhältnissen zeigte sich der vielnmgige (polygastrische) Ernidirungsorganisnius
deutlich. Eben so deutlich hat sich der Bewegungsorganismns ermitteln lassen, welcher aus 2 peitschenartigen
Rüsseln am Munde besteht. Ueberdicss erkannte ich eine, nicht dem Ernähmngsapparate zugehörige,
contractile grössere Blase, welche dem männlichen Theile des Sexualsystems anzugehören scheint.
Endlich lässt eine grosse weisse freie Stelle im vordem Körper eine daselbst befindliche, die Magenzellen
nach liinten hindrängende, Saniendrüse vermuthen, deren schärfere Umgrenzung bisher misichtbar blieb. Eihildung
ist, vielleicht wegen Kleinheit oder Durchsichtigkeit der Eier, bisher nicht beobachtet. Freiwillige
ftueertheilung und Längstheilung aber sind sehr in die Augen fallend. Das Zerfallen der Beeren in Einzelthiere
beobachteten früher sclion MÜLLER und WRISBERG.
Die geograpliiscbe Verbreitung der Theilmonaden ist in Europa ansehnlich, ausser Europa noch unbekannt.
Sie wurden von mir in Petersburg und bei Berlin beobachtet. MCLLER beobachtete sie als Monas
Uva, wahrscheinlich mit livella Uva abwechselnd, in Copenhagen, WRISIIERG in Göttingen und SPALLANZAXI
in Italien in Modena. Ob BOBY dieselbe als livella Chamaemoru^ in Paris beobachtet habe, ist
unsicher, weil es auch livella Uva seyn konnte.
Der Name Polytome \wrde von den verdienten Reisenden QIOY nnd GAIMARD für kleine, aber dem
blossen Auge sehr sichtbare Seethiere, Acalephcn, der Freycinet'schen Weltumseglung angewendet, welche
an Form den üvellen fast gleiclien. ESCHSCIIOLTZ hat schon mit Recht nachgewiesen (System der Acalepheii),
dass diese Körper nur knorpliche Schw immstücke von Diphyiden sind. Der Name Polytoma ist daher
unbenutzt und da 1830 dieser Form der Name Monas polytoma die zufällige Uebereinstimmung gab,
so ist später der Specialname als Genus-Name aufgenommen worden.
3 3 . Polytoma Vvella, traubenartige Theilmonadc. Tnfcl I. Fig. XXXII.
I ' . coi-]i()rc ovato aut oblongo, ntrin(|iie aeciiialiter oljtiiso, '/IM—'/so üneac longo, liyalino albicante, accrvis Vsi üncae
magnis.
Poiifiome livelle, h corps ovfde on oblong, oòtm aux deux bouts, loii^ueur Voe — V40 millimetre, couleur
(teau bìanclìàtre, a grappes tFim '/ic millimètre.
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MMAS VVN, MULI.KK, zum Tlieil, Animalc. infiis. Taf. L. Fig. 1*2-IS. I7MI.
WRISBEBG, de Anima l c . infuB. s a t i i r a , j.- 24. Taf. I. 4. 17Ö4.
SPALLANZAHI, Opiisciiles pliysiolog. p. 209. Taf. 2. Fig. 15. B. C. D. 1770.
Vvella CAiiHincnionis, BORY DE ST. VISCBNT, 1824. lincycl. milli.
Monas polytoma, Alhandl. der Akad. d. Wi s s ena ch. zu Ber l in, 1830. (1832.) p. 84. Wjlraui Vo,m, — - — _ _ _ _ 1831. (1832.) p. 62.
A n f e n t l i a l t ; In Berlin!, Petci'sbnrg!, Göttinge», Modena, Paris, Copenhagen.
Die Thcilmonadc lebt imi- in faulem, iibclricdienden Wa-sser, worin tliierisclie Tlieile sicli auflösen, von denen sie sich
näliit. Meist findet sie sich gleiclizcitig nüt Vibr ione n nnd Si i iri l len, zuweilen aucli jnit Uvella Uva und U. Alomus, zwisebeii
Chlamidomonas und Vorticella. microatoma in Regentonnen und Lösclikübeln dergl., worauf sicli eine Haut gebildet'liat. Sic
niaclit, wo sie in Menge ist, das Wasser niiicliig, und oft ist es von unerträglichem Geruch, wenn sie am dielitesten es erfüllt. Icli
fand sie im Freien am meisten im Jidi, im Ziimncr aber za allen Jalu-eszciten in Aufgüssen. Auf die älteren Syiionyine ist kein sicherer
Veriaas, ob sie hierher gehören, nur SPALIAISZANI'S Bcohaclituug ist imzweifelliaft. Alle oben augenilirte haben das Yorkoiuiuen
in tliierischen Infusionen oder in faulem Wasser für sich. MÜHER hat mit Unrecht HENUMAHIS's und GLEiciiEa's weisse Uvcllen
für eincriei mit denen von SPAILANZANI und WRISBERO gehalten, nnd BORY ist ihm gefolgt. Weuu üvella üva und Polytoma
Vvella, was ich öfter sah, zusammen vorkommen, so unterscheidet man sie sogleich, letzteic ist weit Hcuiger tief cingeschnUit uml
trüber.
Was die Organisation betrifl't, so hat die Theilmonade ein sehr fein getheiltes, in die hintere Körjjcrhälfte zurückgedrängtes
Verdauungsorgan. Lange erwartete ich umsonst, dass sie sich, wfc Uvella Atomus oder Glaucoma, mit Indigo sicbtlicli annilien sollte.
Erst am 15. A]iril 1835 gelang es, die Schwierigkeit für die Bcohaclituug zu überwinden. Man muss eine 600 bis SOOmalige Vergrossernng
anwcndeu, dann sieht man auch die kleinen Magenzellen mit farbiger Siieise ernillt. Dieselben Zellen im hintern Köriier
hielt ich früher für Eier. Es sind deutliche Magen. Die grössere Blase füllt sich nie mit Indigo, verschwindet iieriodisch und dehnt
sich wieder ans. Die leere vordere Kör|ieriiälfte scheint grossentheils durch eine homogene durchscheinende Saniendrüse von kiigliger
Form erllillt zn werden, welche die Ma.genzellcn nnd den Darm nach hinten drängt. Vorn am Munde befinden sich 2 fadentörmige
Rüssel, welche die Hälfte der Kör])erlänge haben und deren Schwingen einen Wirbel hervorbringt, den man in gefärbtem Wasser leicht
sieht. Niemand kann jetzt melir im Ernste diese deutlich organisirtcn Thiere für abgelöste Tlieile des faulen Fleisclies halten, wenn
auch Jiie und da die Scbennnistände sich noch schwer erklären lassen. — Auf Glimmer getrocknet, kann man die Form ziemlich gut
aufbewahren.
E r k l ä r u n g der Abbildungen Taf. I. Fig. XXXII.
Die 3 Gruppen sind nach 3 verschiedenen Vergrösseningen aufgefasst. Einige Thiercbcu liaben Indigo vcrichrt.
a. 290mal vorgrössert, cnlhält 3 Einzelthiere, 2 in der Quecrthclluag begriileue o, eins In der Längstlieilung ß, und 7 bccronartigc in mchrCacher unvollkommener
Tlieilnng. Von diesen ist eins ans 3 Theilen so gehililet, dass ein nrsprünglicli einfacbes, dnioli die Längstlieilung eiiigesclinürtcs, Thierchen
sich an einem seiner Tlieile wieder in die Queere eingeschnürt bat. Drei andere sind aus 4 Kngclu bestehend, welche ein, nur erst einfach in
die Länge nnd dann über Ki-euz in die Queere, getheiltes Thierchen darstellen. Die übrigen 3 Becreukngeln sind Thiere, welche durch kreuzweise
unvollkoinnme, d. Ii. nicht völlig ablösende, Selhsttheilung noch weiter eingeschnürt sind. Bei denen, wo eine gemeinsame zarte Haut die Körper einzuschliessen
scheint, ist diess wahrscheinlicher flache Einschnürung der Oberhaut.
b, sind sechs 450mal vergrösserte Thiereben verschiedener Grösse.
e. ist 820mal vergrOasert. Die grössere runde Blase in der Körpemiitle ist die contractile SainenhlaiiB, welche sich nie mit Farbe fiilll.
V I E R T E GATTUNG: AUGENMONADE.
m i c r o ^ I e n a . IHicroglène.
CHARACTER: Animal e famiUa Monadinorum, cauda destitutimi, sed ocello praeditinn, ore terminali
tnmcato, proboscide subtili flageUiformi simplici instrueto, natantibus antico, divisione spontanea
simplici perfecta bipartitum aut nimquam dividuum.
CARACTERE: Animal de la famille des Monades, sans queue, mais ayant un point rouge qui
ti^nt lieu dl oeil, h bouche terminale tronquée, pourvue de trompe en forme de
fouet simple très-deliée, antérieure dam la nage, h division spontanée simple parfaits
ou nulle.
Die Gattung der Augenmonaden characterisirt sieh durch einen rothen inneren Punkt am vorderen
Körper, welclier hier als Auge betrachtet wird. Sie hat sonst alle Charaetere der wahren Monaden:
Mangel an Schwanz, Mangel an vorragender Lippe, Schwimmen in der Längsrichtung des Körpers, keine
unvollkommene Selbsttbeilung und einen einfachen, peitschenartigen Rüssel.
Die Gattung Microglena besteht bis jetzt nur ans zwei sichern Arten, welche beide farbig, eine
gelb, die andere grün sind. Sie wurde 1831 von mir zuerst unterschieden und mit 2 Arten, M. monadina
und mlvocina bekannt gemacht. Letztere hat sich jedoch später als eigne Gattung der Panzermonaden
erwiesen, nnd ist 1832 von mir als Traehelomonas volvocina beschrieben worden. An ihrer Stelle
hat sich MÜLLERS Enchelys punctifera als 2te Form dieser Gattung, als M. punctifera ergeben. An Organisation
hat besonders eine dieser Arten grossen Reichthum, ja fast vollendete thierische Zusammensetzung
erkennen lassen. Als Bewegungsorgan ist bei beiden Arten ein einfacher fadenförmiger Rüssel erkannt.
Beide haben, in allen Individuen, einen rothen, nicht äusserlichen, sondern inneren Pigmentfleck,