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Zur Fainilic der Iviigplthiere ¡icliiircn iillc solelic Monaden - iiliiiliolic Tliiercbcn mit vielen Magen
und olnie deiifliciion Darnilüuial, ««'Iclie keine besondeni Anhänge am Körper inid eine unverilnderliclie Korlierfm
ni l)esitzen, die aber von einer besondern lliille oder einem Panzer inngeben sind, nnd innerhalb dieser
sieh dareh vollkonnnne SelbsftheiUnig des Körpers, während die Hülle ganz bleibt nnd sich ansdebnt,
so vermeiiren, dass sie einen innliiilltcin Polypenstoek bilden, dessen endlieh platzende Hülle die vielgetheilten
Thiere frei giebt, «elelic neben der I5ibilrtnng einzeln denselben Theilangseyelns wiederholen.
Diese Familie nmfasst bis jetzt 18 Thierarten, welehe naeh physiologiseh, wie es schien, wichtigen
organischen Verschiedenheiten, zu besserer Uebersicbt in 10 Gattungen verthcilt sind, ni'nnlich: Gonium mit
5 Arten, Volvo:r mit 3 Arten, Gt/ges. und Pandorinn jede mit 2 Arten, niul Eudorina, Syncrypta, Syn-
»ra, Urogleiirt, Ch/nmidoinonna nnd Sphaerosira jede mit 1 Art.
Die gegenwärtige Familie der Kugelthiere wurde 1832 in den Abhandl. d. Berliner Akademie der
Wissenschaften, p. 281. zuerst festgestellt, ^viihren(I die in ihr vereinigten Gattungen früher theils zur Familie
der Panzermonaden, wie Gyges und Pandorinn, theils zu den Kranztliierehen, wie Gonium
und Voh'o.v, Sphaerosira und Eudorina, gezogen worden waren. Unter gleichem Namen hatte schon
1824 BORT »E ST. VINCENT eine Familie {Volvociem) aufgestellt, allein er hielt die dazu gehörigen Formen
für belebte PHanzen-Samen, Zoocarpes, und hatte unter den 3 Gattungen Gyges, Volvox und Enc/
udys wirkliche Ptlanzenkeinie {Enchelys Tiresias = Tiresias crispa = Conferva capiUaris AGARDII,
Synf. A/g. 1824. p. 95.) mit aufgeführt. Sein Character war bloss eine gewisse Stetigkeit der Elementartheile
dieser Körper. Die von ihm genannten Arten der Gattungen geliören sehr verseliiedeneu Familien an.
Er vereinigte Gyges der Kugelthiere und Doxococcus G/olrufus, Monas deses und Microglena punctifera
der Monadinen mit CycUdfum Glauroma der Seheibenthierehen, ferner mit Enchelys, Trif/
ioda nnd Leurophn/s der Walzenthiere und mit der Conferva capilkirü. Aus einem anderen Tbeile
der gegenwiirtigen Familie bildete er seine Familie der Pandorinees, worein er die panzerlose Gattung
Urcita der Monadinen ebenfalls gestellt hatte {Eiwycloped. method. Vers. Vol. 2. p. 521. 1824).
Der Organisations-Gehalt der Familie ist schon anselndich weit ermittelt, obschon diese gepanzerten
Thierehen der mikroskopischen Analyse schwerer als die panzerlosen zugänglich sind. Der Panzer ist
bei den Gattungen Gyges, Cldamidomonas inid Syncrypta ein das Thier fest umschliessendes, geschlossnes
Büchschen {Urreolus), aus dem es sich nicht entfernen kann, bei den andern allen ist er ein vom
offner Mantel {Lacerna), aus welchem das Thicrehen sich weit hervorstrecken und sogar ganz entfernen
kann, viorauf es wahrscheinlich bald, \A'ie einige der gepanzerten Räderthiere, einen neuen bildet. So
verlassen die Thiere des Gonium u. s. w. ihren Panzer. Die kugelförmigen Vereine bestehen bei dieser
ans ebensoviel dicht beisannnenstehenden Vrceolis, als Tliierchen sind. Die Thierehen der Syncrypta scheinen
zunächst in einen tjrceolus eingeschlossen und sammt diesem in einer Lacerna zu stecken. •— Bewcgungsorgane
sind bei allen Gattungen beobachtet, Sie bestehen, wie hei Monadinen und Panzernionaden,
ans einem einfachen oder doppelten sehr feinen, peitschenartigen Rüsse! am Munde jedes Tiiierchens.
Die kugelartigen Thier-Hanfen erscheinen daher bewimpert oder behaart. Nur bei Synura sah ich früher
eine Mehrzahl von Wimpeni am Munde, allein ich halte die neuem Beobachtungen für richtiger, da ich früher
durch das rasche Schwingen des einfachen Rüssels öfter zu Irrthum verleitet worden war, es ist wohl
eine optische, keine reale Vielheit gewesen. — Das Ernährnngssystem ist durch Anfüllung mit Farbe nur
bei Chlamidomonns einmal z«cifelhaft zur Anschauung gekommen nnd zeigte sich als sehr kleine Magenzellen.
Ohne Farbenahrung sind dergleichen helle Magenzellen bei Volvox Glohator und Gonium Pectorale,
bei ersterem einigemale sehr schön anschaulich geworden. Bei den meisten Arten werden sie durch
die grünfarbigen Eier verdeckt. — Das Fortpflanzinigssystem ist bei allen Gattungen deutlich geworden, nur
bei Uroglena zweifelhaft geblieben. Der weibliche Theil zeigt sich als farbige, gleich grosse, sehr zahlreiche
Körnchen, die Eier; der männliche Tbeil bildet 1—2 rundliche Drüsen, die sich meist sehr auszeichnen
nnd einzelne contraetile Blasen. Die Drüsen erkennt man innner bei Gonimn Pectorale, Cldamidomonas,
Uroglena inid Volvox Glohator. Conti-actile Samenblasen wurden bei Gonimn Pectorale,
Cldamidomonas^ und dem Volvox allein sichtbar. — Spuren von Gefässen wurden umsonst gesucht. —
Das Emplindinigssystem giebt sieh bei 5 Gattungen in allen Individuen als rotlie Augenpunkte im vordem
Könier zu erkennen. Es sind die Gattungen Uroglena, Eudorina, Cldamidomonas, Sphaerosira uiul
Volvox.
Die geographische Verbreitung der Familie ist schon weit ermittelt. Gyges bijmrtitiis lebt bei
Berlin, und in der libyschen Oase des Jnpiter Annnou bei Siwa, Gyges Granulum bei Copenhagen, Paris,
Ingolstadt und Berlin. Pandorina hyalina lebt nur in Dongala in Nnbien, PandoHna Mornm bei Berlin,
Paris und in Kyschtyni im Vralgebirge. Gonivm hyalimmi ist nur in Schlangenberg am Altaigebirge und
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Gonium glaucmn nur im Seewasser der Ostsee bei Wismar beobachtet. Auch Gonium Perfórale sidl
im Salzwasser (des atlantisehen Meeres au der frairjsösiscbeu Küste!) beobachtet seyu und bei Berlin ist
es häniig im süssen Wasser, wo sich auch alle übrigen Formen linden.
Besonders merkwürdig ist diese Familie dnreh das am 30. August 1698 von LBKLÍVKNIIOKK entdeckte
Kugelthier, Volvox Glohator, welches über ein Jahrhundert lang für anerkannte Philosophen den
Grund zu der w underliehen Meinung gelegt hat, als wären alle Menschen, von Adam an, in einander geschachtelt
gewesen, und wir jetzt lebenden also sammt unsern Eltern und Nachkommen aller Zeiten gleich anfangs
in Eva eingeschlossen gewesen und alle von gleichem Alter. Mau nennt diese dem Volvox entnommen«;
Erklärung der Entwicklung die E i n s c h a c h t e l u n g s t h e o r i e . Zu solchen Wunderlichkeiten und Lächerlichkeiten
führt die Specnlation, sobald sie sich auch nur einen Schritt über die prüfende Beobaciitung erhebt. Die
Beobachtung niimlich, worauf nmn diesen anscliaulicbeu logischen Ban sehr conseqnent gründete, ist nachweislich
falsch, was bei Volvox Glohator umständlicher erörtert wird. Solche Dingii ^^'erden zu Ungeheuern,
wie kleine Fehler in der Addition nnd Multiplication grosser Zahlen und dass sie, ohne wahr zu
seyn, bei aller Liiclierlichkeit, möglich bleiben, gehört zu den Demüthignngen, welche der aus sich herausbauendc
menschliclie Geist erfährt, wenn er fliegt, ohne sich voriicr nm die aus treuer Naturheobachtung
gewebten Flügel zu beküunnern, die allein ihn tragen können.
Von den Panzermonaden unterscheiden sieh diese Formen dadurch, dass sich hei der Selbsttheiluug
nicht der Panzer mit theilt, sondern nur erweitert und seine ursprüngliche Form beliält,
U e b c r s i c h t der 10 Gattungen der Kugelthiere:
Auirciildse
Angenfiihrciide
] seil waiizlo.se i ci
, a;escliwiinztc
ciiifacherPiuizcr
\ iloppcltcr Panzer
l'anzcr kiiüd- j Mangel «ines wii-lielmlen Rüssels .
artig I Wirlielmler Rüssel
tafelfiirinig znsaininengedrüekt
/ gleielifitrniigc cinfaclie
Gyges
Pandorina
Gonium
Syncrypta
Synura
Sclljst- (gescliwiinzt Uroglena
theilnn» (keine innere Kusel- ) , •• ^ ( einfacher Rüssel Eudorina
^ ) j 2 Rüssel • Chlanüdomonas
I nngleiclifiirmige Sellistlheilnng l einfacher Rüssel Sphaerosira
(innere Kugeibildung) |2 Rüssel Volvox
S E C H S Z E H N T E GATTUNG:
O^yges. Gyges.
GYGES-RING.
CHARACTER: Animal e familia Volvoeinorum, oeello caudaque destitutum, loriea urceolata simplici, subglobosa,
prohoscide filiformi vibrante nulla.
CARACTÈRE: Animal de la famille des Volvociem, sans oeil et sans (¡ueue, h carapace nrcéolée
simple, globuleuse, dépourvu de trompe vUn ante en forme de fouet.
Die Gattung Gyges-Ring unterscheidet sich von allen Gattungen der Kugelthiere durch Mangel
an Auge und Schwanz, durch einen büchsenartigen, einfachen, kugelförmigen Panzer und durch Mangel eines
wirbelnden Fadenrüssels.
Diese Gattung besteht nur aus 1 bis 2 Arten, beide mit gi-ünem Kern und crystallncm Umkreis.
BORY UB ST. VINCENT bildete dieselbe 1824 mit 4 Arten. G. translucidus, viridis, enchelioides und
lithuatus, allein nur G. t'iridis ist hier als G. Granulum aufgenommen. Im Jahre 1831 wurde die zweifelhafte
Gattung iii der Familie der Panzermonaden physiologisch festzustellen versucht (Abhandl. der
BcrI. Akad. 1831. p. 61). Der Name hat wahrscheinlich seinen Ursprung von dem unsichtbar machenden Ringe des
lydischen Königs GYGES, dessen PL«TTO und CICKBO erwähnen. Eine zweite Art der Gattung, G. bipartitus, hatte
ich 1828 unter den libyschen Infusorien abgebildet.— An Organisationsverhidtnissen ist noch nicht viel entwickelt.
Der Panzer ist wohl ein Büchschen {Urceolus). — Ein Bewegungsorgan ist nicht erkannt, aber
eine sehr langsame Bewegung ,auch nur zuweilen anschaulich geworden. Der Mangel eines Wirbels bei
denselben, den ich durcli Farbe - Umgebnng erkannte, lässt schliessen, dass kein Rüssel, sondern wohl nur
ein saugender oder kriecliender Mundrand vorhanden ist, der an sich nicht einmal erkannt wurde. — Das
Ernährungssystem ist noch nicht unterschieden. — Vom Gescblechtssysteme sind nur die grünen Körnchen
als vermutliHche Eier dcntlich und nicht selten erkennt man eine immer einfaclic Selbsttheilung des Kör