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Ophrydia Trorhtit unii Rinella mamUìarìg (vergi. Isù 1834. p. 1201. nei/.). EicnuoRs's Fig. N. Taf. VII. kiinn Tr. Grandine/
fa von Daiizig p:eweacii seyn.
N E Ü N U N I ) A C H T Z I G S T E GATTUNG: KREISELTHIERCHEN.
U r o c c n t r i i i n . ITrocentre.
CHARACTER: Animai e fimiilia Vorticelliiioruni, pedicello semper (Icstitiitiim, stilo cnudatuni, liberum,
corpore non cillato, fronte ciliis coronata, ore simplici.
CARACTÈRE: Animal de la famille des Vorticellines, toujours sans pédicule, pounm dun poinçon
en fm'me de queue, libre, n'ayant le corps pas garni de cils, mais um couronne de
cils au front et la bouche simple.
Die Kreiselthierclien zciclinen sich unter den Glockentliicrclien durch Mangel eines Stiels, aber
Besitz eines schwanzartigen Griffels aus, sind frei, ohne Kürpervvimperu, haben einen VVimperkranz um die
Stirn und eine cinfachc Mnudöffimng.
Den Namen der Gattona; Urocentrum Inldete NITZSCH 1817, um die Cercaria Turbo von den Cercarien
abzusondern. Diese Sonderung machte er damals bclvannt, aber den Namen theilte er erst 1827
mit. BORY DE ST. VINCENT kannte diese Arbeit nicht und gab 1823 derselben Form den Namen Turbinilla
und seit 1824 Turbinella, welclien schon 1801 LAMABCK der Voluta Turbinellus überwiesen hatte.
K A I ' P gab den Namen Jlrocentron 1826 {Isis") einer amerikanischen Eideclisenart, welche CI'VIER Donjphortts
nannte. WAGLER und VVIEGMANN sind KAIP gefolgt. So wäre denn aber doch tjrocentrum. hier, und
Doiyphorus bei den Araphihicn zu verwenden. Es Ist mir nur eine Art der Gattung bekannt. Die erste
Kenntniss derselben hatte MÜLLER 1786, welclier sie Cercaria Turbo nannte. Bis 1831 stellte icli diese
Form zur Familie der Monaden, allein der seitdem öfter beobaclitete Bau hat mich nuu vorziehen lassen,
sie den Vorticellen anzureihen, obschon die characteristisclie DarnischUnge noch nicht direct scharf, nur bis
zu grosser Wahrsclieinlichkeit ermittelt ist.— An Organisation sind Bewegnngs- und Wirbel-Organe, die auch
zum Fongen dieulich, erkfinnt. — Das Erniihrungssystem ist als polygastrisch mit einfaclier Oetfnung durch
Farbenalirung festgestellt. — Von Se.vualtlieilen ist ein undeutlicher selir blassgclblichcr Eierstock und eine
contractile Blase ermittelt, welche den Hermaphroditismus festzustellen scheint, ücberdicss ist qucere vollkommene
Selbsttlieilung beobachtet. — MÜLLER glaubt noch 2 seitliche Stirnaugen beobachtet zu haben, da
er aber den Wimpernkranz der Stirn gar nicht sah, so mögen die beiden Punkte dessen Spuren gewesen
seju. Ich sah keine Augen an der Stirn. Vielleicht verwechselte auch MÜLLER einmal Glenophora Trochus
oder irgend ein anderes junges 2augiges Rädcrtliierchcn hiermit.
Die geographische Verbreitung der Gattung und einzigen Art ist bei Copenhagen und Berlin allein
sicher beobachtet.
3 8 5 . Vrocentrtim Turbo, IHtnIler's Kreiselthierclien. Tafd xxv. Kg. TU.
U. hyalinem, corporc ovato trifjuetro, stilo tertiam corjioris jiartcm acquante.
Urocentre Toupie, hyaîm, a corps ovale trilatéral, ayant le poinçon de la longueur itun tiers du corps.
C<rcarm Turbo, MOHE», Animale. Infusor. 1786. p. 153. Tab. XTIII. Fig. 13-16.
Vrocmtmm TuTÎio, NITZSCH, B e i t r ä g e z. Inf i i sor ienkunde, J817. p. 4. EKSCH und GRUBBR'S Encyc lopäd. Circnrin, 1837.
Turlinilln maatlUjeTa, BORT DE ST. VINCENT, D i c t clasa. Cercariées, 1823. Encyclop. métli. 1824. Turbimììa.
Urocentrum Turbo, Abhandl. der Akademi e d. Wi s senscb. zu Berl in, 1830. p. 38!, 54?, 66?. 1831. p, 66. 1833. p. 174. 1835. p. 160.
A u f e n t h a l t : Bei Copcnliagen und Berlin, wolil nielit in Sibirien beobaclitet.
Bei Berlin ist diess Thierclicn nicbt eben liäubg, doch zuweilen in grosser Menge gleichzeitig zwischen Meerlinsen, ivie am
26. Ajiril, 20. Jnni und 5. Juli 1832, und es gelang auch die Aufnabme von Farhenalirung zu bewirken. Ob das grüne Thicrcbcn,
dessen Zeichnung ich auf der Reise mit Herrn VON HUMBOLDT bei Tobolsk entwarf, nicbt vielmehr Euglena triffuetra war, bin ich
neuerlich sehr zweifelhaft geworden, und jetzt möchte ich iliess ürtheil geradehin vorziehen, da ich das wahre Urocentrum zu Tausenden
und nie grün gesehen habe, meine Beobachtnugs-Methode und Fiihigkeit sich auch seit 1829 sehr verbessert hat. Eine sehr
blassgelbliche Farbe hei grosseren Exemplaren, die aber keine deutlichen Körnchen enthielt, war wohl Anzeige de.s Eierstocks bei der
Berliner Form. Ich zählte bis 25 Magenzellen von ansehnlicher Grösse, sie bilden die von MÜLIER angezeigten Flecke. Dicht über
der Schwanzbasis ist eine grosse contractile sehr helle Blase, verrnutblich zum männlichen Sexualsystcine gehörig. Mischt man Farbe
zum Wasser, so erkennt man durch den Wirbel den seitlichen Mund und um die vordere Hache Stirnfläche einen -wirbelnden Winijierkranz.
Augen sah ich nicht. Oeftcr kamen Exemplare mit einer mittleren Einschnürung vor, die in cjuecrc Selbsttheilung überging.
Zuweilen wurde die Einschnürnng durch eine etwas erhabene Cirkelwulst in 2 Theile gethcilt. Das Schwänzchen ist kein ablöslicher
Vorticelienstiel und auch kein nnabgesetzter Schwanz, sondern ein eingclenkter Griffel am Rücken (?) , vielleicht ein Fuss. — Grösse
Vis—V24 Linie.
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E r k l ä r u n g der Abbildungen Taf. XXIV. Fig. VTI.
Fl». 1. von der Seite gesehen, Bauchaäche rechts mit ilcm Munde am vorJeren Rnnde-, Fig. 2. vom Uückcii unil oben; Fig. 3. ist in ib-r IJIIFIRtbeilung
mit Cirkelwulst; Fig. 4. von der Stirn; Fig. 5. vom Griffcleude; Fig. 6. Queerthcilimg abschlieascmi.
N E U N Z I G S T E GATTUNG: GLOCKENTHIERCIIEN.
V o r t i c e l l a . Vorticelle.
CHARACTER: Animal e familia Vorticellinorum, campanulatum, eiliorum corona frontali, prima aetate
pedicellatum, post primam divisionem spontaneam solutum, corpusculis pedicellatis forma congruis,
pedicello in spiram subito flexili, nunquam ramoso.
CARACTÈRE: Animal de la famille des Vorticellines, campanulé, couronné de cils au front,
pédiculé en jeune âge, libre après la première division spontanée, les formes des corpuscules
pédiculés égales, le pédicule subitement contractile en spirale, jamais rameux.
Die Gattung der Glockenthierchen zeichnet sich in der Familie der Glockentliierchen (hircli anfangs
gestielten, nach der ersten SelbsttheUung aber stiellosen, glockenförmigen Körper mit wirbelndem Stirnkranze,
durch gleichartige Körperform und spiralförmig zusammenschneUenden, nie veriistcten Stiel mis.
G e s c U î c U t l l c l i e £ r l ä u t e r u n g zur « a t t a n ^ rorticella.
Die Gattung Vorticella, deren erste Formen (s. Vortic. Convallaria) LEEUWENHOEK 1675 entdeckte und die ./OBLOT
1718, TREMBLEI 1744, UNGER 1746 und die meisten andern frühesten mikroskopischen Beobachter bescbrieben und abbildeten, gründete
LINNÉ 1767 in der 12ten Ausgabe seines Syttema Naturae mit 11 Arten von Infusorien (nach RÜSEL'S iind TREMBLET'.S
Ahbildungen), mit der Doldenfeder, Vmhellularia Eiwrinus, der Seepalrae, Encrinua europaeus, und einer unklaren Pennatula oder
Corallina des Oceans. Man nannte sie, nach REAÜMÜR' S Vorschlag an THEMBIEY, 1744 zuerst als den Hydris verwandte Formen,
Polypen (Strausspolypen, Afterpolypen dergl.). HILL hatte dieselben 1752 gestielt Macrocercua, ungesticlt Craspedarium
genannt. LINNE nannte sie früher (1758) Hydra, PALLAS 1766 Bracliionus. MÜLLER befestigte 1773 den Namen Vorticella
bei den Infusorien und schloss die Encr ini ten ans. Er verzeichnete 38 von ihm selbst beobachtete Arten. MARATTI und
MODEER haben zwar bis 1790 fortgefahren, die Encr ini ten Vorticella zu nennen, allein GMELI N nahm MÜLLER' S Gattnngscharactcr
und Arten in die 13te Ausgabe des 'Systema Natura Limiaei auf und MÜLLER selbst vermehrte die Zahl der Arten der Infusorieugattnug
1786 auf 75. Ganz besonderer Thcilnahme erfreute sich die mit TREMBLET beginnende, von BONNET, BAKEU, BÖSEL,
SPALL^NZANI, GOZE, COLOMBO und MÜLLER fortgesetzte, Beobachtung der |ihysiologischcu Erscheinungen an den Vorticellen, welche
neuerlich SCHRANK 1803 und GRDITIIÜISEN 1812, vielleicht auch BORT DE ST. VINCENT 1824 wieder aufgenommen hatten. HERRMANN,
GMELIN, MODEER, SCHRANK, ABILDOAARD, BLÜMENBACH, BOSO, DÜTROCIIET vermehrten die Artnamen auf mehr als
100. MODEER sonderte aus dieser Formcnmasse zuerst 1790 Ecclissa, und SCHRANK 1796 und 1803 Linxa und Rotifer als besondere
G.ittungen ab. LAM-IRCK trennte 1816, ohne SCIIRANK'S Arbeiten zu benutzen, die Gattungen Folliculina, Furcularia, Urceolaria
und Tubicolaria, letztere nach DOTROCHET, und hcliiclt nur 28 Arten in der Gattung Vorticella. Gleichzeitig trennte
O K E N die Gattung Stentor mit mehreren andern, die er aher, nach einem iihilosophischcn Ideale strebend, weniger glücklich systematisch
abgrenzte und benannte. GOLDFUSS gab 1820 zu einigen derselben anuchmlichere Namen, nämlich Campanella, Operculnria,
Coronella und Valvularia, immer jedoch in jenem iUteren Sinne von einfachen Organismen und Prototypen oder Skizzen der ausgehildetereu
Thiere. BORT DE ST. VINCENT zerspaltete mit vielem Fleisse und auch vieler Besömmthcit, aher ohne verbältnissmässige intensive
Beobachtung, MÜLLER'S sämmtlichc Infusorien 1824 IR sehr viele kleine Gattungen; die Gattung Vorticella allein, ohne Berücksichtigung
der vielen früheren Namen nnd meistens nur nach den äusseren Cliaractercn der Abbildungen, in 17 Gattungen, die er
in 8 Familien vertheUte. In seiner Gattung Vorticella behielt er 14 Arten. In dem hier festgehaltenen Sinne und auf bis daliin nnhckanntc
oder weniger beachtete innere Charactere der Formen gestützt, wurde die Gattung Forticella zuerst 1830 mit 5 Arten aufgestellt.
Bis eben dahin hatte man theils Räder thier e nnd physiologisch sehr abweichende polygastrischc Thiere in einer und derselben
Gattung Vorticella mit einander vereinigt, theils auch ans den verschiedenen Zuständen einer und derselben Vorticellen-Art viele
Arten und Gattungen gebildet. Diese wurden sämmtlich nach neuen Untersuchungen in die ihnen zukommenden Classen, Familien, Gattungen
nnd Arten verlheilt. Die erste Anzeige dieser neuen Ansichten geschab in einem 1830 gedruckten Vortrage in der Akademie
der Wissenschaften zu Berlin, und eine vorläuligc Nachricht davon kam in die Isis 1830. ]i. 168., ein ausliihrlicherer Auszug ist ebenda
p. 758. Es wurde zuerst bemerkt, dass bis 12 MÛLLER'SCIIC Arten der Gattung Vorticella nur verschiedene Zustande eines 13ten
Thieres sind, nud dass MODEER, LAMARCK nnd hcsonders BORY DE ST. VINCENT 6 verschiedene Gattnngen daraus gebildet haben,
nämlich Ecclhm S., Vrceolaria L., Rinella, Kerobatana, Craterina, Ophrydia B. Bei vielen Vorticellen MÜLLEUS
wurden Muskeln, ein einfacher Darm, Zäiine, Drüsen, Gefässe, Eierstock und männliche Scxnaltheile m bestimmten scharfen Formen
nachgewiesen nnd diess an Vorticella senta erläutert. Alle diese Formen wurden als Rädertbiere von den polygastrischen Vorticellen
abgesondert. Das damals auf den iunern Bau gegründete System der Infusorien ist noch dasselbe, welches hier beibehalten ist.
Die VorticcUen MÜLLER S und auch die Arten der aus denselben getrennten Gattnngen BORT'S sind in die allerverschiedensten Gattnngen
und Familien vertheilt, sehr viele .sind als Räder tbier e festgestellt, und aus den verschiedensten Gattungen {Cyclidium, Cercaria,
Trichoda, Enchehjs u. s. w.) sind die Formen zur Familie und Gattung der Vorticellen herbeigezogen worden. Diese sehr
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