diene ich mich oft kleinerer starker weisser Gliiser mit weiter Miinilnng, deren man ebenfalls oline Last
mehrere frei mit sioii nehmen kann. Findet sieh eine dnroU irgend eine Triilrnng oder dareh
Jleerlinsen, Conferveniihorzng dergl. die Aufmerksamkeit erregende Lache, so selüipft man etwas
ein, tluit ancli wohl, von den Pflanzen, nicht allzuviel, aber etwas mit in das Glas zu
nehmen. Erkennt man mit der Lupe nicht kleine bewegte Wesen oder glockenartige Vorticellen
sogleich, so giesst man das Geschöpfte weg und geht weiter, bis man irgend etwas Lebendes^
im Wasser wirklich erkennt, das erst trägt man zur Untersuchung nach Hause. Man
erwirbt sicli gar bald eine solche Fertigkeit im Unterscheiden der schon öfter gesehenen Formen,
dass man die gewöhnlicheren, selbst sehr kleine, aus ihren Bewegiuigcn und Gestalten mit Sicherheit
beurtheilt, ohne sie erst unter das zusammengesetzte Mikroskop zu bringen, wie ich denn in jedem Halbjahre
hei meinen Vortragen für Studirende dergleiclien E.vcursionen und Demonstrationen, selbst im Winter,
zu machen pflege. Im Winter darf man nur an offenen Stellen, unter Brücken dergl., Ceratophylla oder
abgestorbene Schilfbliitter mis dem Wasser hervorholen, um viele Formen von Infusorien zu erhalten. Oft habe
ich ganz zugefrorene Grüben mit einem Handbeile aufgeschlagen und die gesuchten Formen selten verfeldt.
Sehr reichhaltig pflegt der schleimige ücberzug der Brückenpfeiler, Wehre und Wasserschiitze dergl. unterm
Wasser zu seyn, und auch in den Soolrinnen, in nicht ganz ablaufenden Dachrinnen, in Sturmfiissern und
stehenden Wassertonnen aller Art findet sich ein unerwarteter Reichthum in jedes Beobachters Nahe. Die
gefüllten Gläschen müssen einen nur kleinen Luftraum unter dem Stöpsel haben und zu Hause sogleich geöffnet
werden, sonst sterben die Thierchen. Znr speciclleren Untersuchung in der Wohnung bedarf man eines
zusammengesetzten Mikroskops, am besten der neueren Constrnction. Ich selbst habe 1820 meine ersten und
glücklichen Untersuchungen über das Keimen der Schimmelsamen mit einem hölzernen Nürnberger Mikroskop
ii 10 Thir., einem damals unschätzbaren Geschenk meines Bruders FEaniNANi) E., dem ich hiermit danke, gemacht,
und habe die neuesten Verbesserungen nur zur weiteren, reicheren, Entwickeliiiig der schon gewonnenen Grundsätze
noch anwenden können. Ein gutes Mikroskop erleichtert die Untersuchung und befördert die Klarheit der
Erkenntniss. Man bedarf nothwendig zur Untersuchung der Infusorien eiuer Vergrösserung von 300—400mal im
Durchmesser und verliert viel Zeit und Kraft, wenn diese unklar ist. Zum Weiterfördern der Wissenschaft
kann man mit 800- bis lOOOmaliger noch sehr Vieles tliun. Mikroskope von Vk Paris. Fuss Höhe sind für
grössere Menschen bequem, für kleinere unbeqiiem. Wer, wie ich, nicht über 5 Fnss misst, dem ist ein
etwa 14 Zoll holies Mikroskop bequemer. Ich beobachte lieber im Stehen und bin dabei aufmerksamer, gespannter,
als im Sitzen, bei andern mag es umgekehrt seyn, daher einige die horizontalen Mikroskope vorziehen.
Wer am Tage anders beschäftigt ist, kann mit einem guten achromatischen Mikroskope ebensogut
des Nachts beobachten. Ich selbst habe anhaltende Beobachtungen diircl« viele ganze Nächte gemacht und
kann die von CUEVALIER in Paris gefertigten Reverberations-Lampen zur starken Beleuchtung selir empfehlen,
obschon eine klare AiiGANUscIie Lampe hinreicht. Wenn man, sobald man sich angegriffen fühlt, Kopfweh
oder Augenweh bemerkt, die Beobachtungen alsbald aussetzt und nur in einzelnen wichtigen Fällen
sicli preisgiebt, so kann man, wie ich und viele vor mir, sich ein ganzes Leben lang ohne Schaden füi- die
Augen mit dem Mikroskope beschäftigen, und wer nützen will, muss etwas wagen und preisgeben.
Zur Beobachtung der Infusorien setzt man die in Rcagenzgläschen gesammelten oder in sie später
gefüllten Infusorien auf ein kleines hölzernes oder blechernes Gestell, dessen Oeffnungen mimerirt sind, so
kann man sich leicht eine gar nicht lästige, sogar zierliche Menagerie von lebenden
.Infusorien anlegen, indem man die Formen möglichst isolirt in verschiedene Gläschen
I bringt. Bei Lehrvorträgen erinnern die Zahlen an den Inhalt, und bei Beobachtungen
Idienen sie zur Bezeichnung der Einzelheiten. Man giesst aus dem Gläschen etwas
in ein Ulirglas und stellt dieses auf ein halb schwarzes, halb weisses Bretchen von 4—6 Zoll im Quadrat.
Alle dnnkein Infusorien erkennt man leicht auf dem weissen Grande, alle weissen und durchscheinenden auf
dem schwarzen mit der Lupe und oft mit blossem Auge. Meist sammeln sich die kleinen Formen, wenn
sie zahlreich sind, an der Lichtseite des Wasserrandes im Ulirglase. Man kann mit Hülfe der pinselartig
abgesclinittenen feinen Spitze des Federschaftes einer Raben- oder Gänsefeder besser
als mit einem sie in sich verwickelnden Malerpinsel eine Menge davon in die Höhe he-
)ben und auf ein Glastäfelehen bringen. Auch kann man so die grösseren Räderthierchen
^bci einiger Uebiing leicht einzeln aus dem Ulirglase heben. Merkt man sich den Ort genau,
wo man mit der Lupe kleine Thierchen sieht, so kann man, auch dem blossen Angc
unsichtbare, einzelne Formen auf diese Art meist sehr sicher fangen und isoliren. Zum
Einfangen der Formen vom Boden grösserer Wassergefässe dient auch ein Glasröhrchen
zum Aufsaugen ^^ , <lns jeder Glasbläser, Chemiker oder Apotlieker aifs Gefälligkeit
leicht fertigen kann. Es kann einen Fuss lang und 2 —2'2 Linien dick seyn. Saugt man, so dringen
die gewünschten Thierchen mit dem Wasser in die Kugel, und lässt man das Wasser daraus in ein l'hrglas auslaufen,
so kann mau sie aus der geringeren Wassermenge leicht weiter isoliren. MORIIEN hat ein ähnliches solches
Röhrchen Microsoter genannt. Den mit dem Federpinsel aufgenommenen Tropfen thut man auf ein flaches
Glastäfelchen, wo er sich von selbst zur bequemen Beobachtung abflacht. Ist das Wasser wärmer als das
Mikroskop, so beschlägt dieses mit Wasserdampf. Diese lästige periodische Trübung hebt man durch abwechselndes
Aufsehrauben, Entfernen der Objectlinse vom Wasser, oder durch Auflegen sehr feiner Glasoder
Glimmerblättchen auf den Tropfen. Um durch letztere Methode die grösseren Infusorien nicht zu zer- ,
quetsclien, oder aucli, um die kleineren am bestimmten Orte festzuhalten, thut man kleine Fragmente von Conferven
zu ihnen. Diese vermindern den Druck und sammeln die Thierclien im Wasser nni sich. Will man aber
sehr starken Druck anwenden, um z. B. die kleineren Riiderthierchen so zu quetschen, dass ihr Körper zerfliesst
und ihre Zähne als alleinige harte Theile sichtbar werden, so kann man sieh einer zwar ziisaiiimendrückenden,
aber niclit verschiebenden, Presse bedienen. Die einfachste Art solcher Pressen oder diietscher,
wie ich sie 1831 angab und Herr SCBIEK sie ausführte (s. Abhandl. d. Beri. Akad. 1831. p. 46.), sind 2
zwischen Schraubengewinden so verbundene geschliffene Gläser, dass ein Ausschnitt ihres Randes in einen
festen Zapfen des untern Scliraubengestelles passt. Ein stärkeres Glas dient zur Unterlage, und ein (um
starke Vergrösserung zu erlauben) dünneres muss etwas über den Rand des Schraiibengestelles hervorragen.
So bringt das Zusammenschrauben einen beliebig starken Druck ohne Verschiebung liervor.
PERKINJE hat dieses Instrument 1835 vergrössert und etwas abgeändert, und SCHIEK hat seit
1836 eine andere, zierliche Form erfunden, welche Nachlassen und Verstärken des Druckes
während der Beobachtung mit e iner Hand ertaubt. Grosse Uebung findet alles diess entbehrlich.
Die fossilen Bacillarien-Erden sind unter etwas Wasser zu beobachten. Um feine Anatomieen zu
machen, dienen sehr fein gespitzte zweischneidige Messerchen, die auch von der Form der Staarnadeln seyn
können und die, wenn sie in eine lange ganz feine Spitze auslaufen, einen höchst überraschenden Fülilapparat
bilden, wodurch man selbst bei Infusorienanatomieen harte und weiche Theile mit Ueberzeugung
unterscheidet. Eine fein auslaufende Pincette ist zum Anfassen der Pflanzen nöthig.
Grössere Infusorien kann man mit dem Federpinsel ohne grosse Schwierigkeit einzeln in Reagenzgläser
mit klarem Wasser setzen und mit kleineren farbigen Thierchen füttern, wobei
man meist bald ihr Eieriegen und die ganze Entwickclung beobachten kann. Die äusseren
Organe und die eigentliche Lebenskräftigkeit vieler Infusorien sieht man nur erst, wenn man
den Wassertropfen mit ein wenig durchscheinender Tuschfarbe zum Theil färbt. Die Wirkung
dieses Experiments ist selbst ohne Rücksicht auf das bald erfolgende Verschlingen solcher
Farben, die organischen Ursprungs sind, höchst überraschend. Am besten sind Indigo,
Carmin oder Saftgrün in Form reiner Tuschfarben.
Endlich ist die Möglichkeit zu erwähnen, Sammlungen von allen Arten der Infusorien im
trocknen Zustande anzulegen, welche einerseits den wissenschaftlichen Vortheil gewähren, auch diese kleinen
Formen des organischen Lebens scharf mit einander zu vergleichen, und andererseits eine Bürgschaft
für die Richtigkeit der Mittheilungen über scheinbar aller Controlle entbehrende Gegenstände werden. Die
für Pflanzen gehaltenen Kieselthiere der Bacillarien-Formen hat man zwar schon längst in den Algensammlungen
aufbewahrt, allein dass man den Volvox, die Räderthiere und die Monaden sogar mit ihren Rüsseln
und gefärbten Magen vollständig kenntlich und selbst für das naturiiistorische Studium aufbewahren könne,
ist vor Kurzem noch so nnglanblicli gewesen, wie die Formbeständigkeit all dieser Körperclien selbst. Die
Methode ist höchst einfach und hat nur Schwierigkeit im scharfen Isoliren der Formen. Man muss mit
grösseren anfangen, um Uebung zu erlangen. Man trägt ein mit dem Federpinscl aus dem Uhrglase genommenes
Thierchen auf ein Glimmerblättchen oder Glastäfelchen, entzieht ihm die Feuchtigkeit mit Löschpapier
und einer Messerspitze bis auf möglichst wenig und lässt das Wasser auf der flachen warmen Hand
dann rasch vollends verdunsten. Bydatina wird am besten, wenn man sie mit Strychnin tödtet und dann
einzeln rasch auftrocknet. Man kann auch viele in einem engen völlig verschlossenen luftlosen Glase durch
mehrstündiges Entziehen der Luft oder auch dadurch in der Expansion tödten, dass man sie in die heisse
Sonne setzt, doch müssen sie schnell, nachdem sie gestorben, aufgetrocknet werden, ehe sich innen Gasentvviekelung
zeigt, die alle Organe venmstaltet. Jedes dieser getrockneten Thierchen ist wie ein Bild. Mau
kann nicht alle Gestalten, alle Organe wie im lebenden Thiere an ihm noch zusammen beobachten, aber man kann
sieh so viele Präparate machen, dass man alle gewünschten Ansichten vor sich erhalten siebt. Für eine längere
kürzere Zeit eriialten sich die fossilen Bacillarien in Oelen und klaren Balsamen sehr schön, wie im Wasser
sichtbar, allein mit der Zeit trocknen diese ein und verderben das Object; die einfach getrockneten