gangenen Erdtheile zu finden vermag, oder höchstens
solche, die sich auch in vielen anderen Gegenden der
Erde zeigen, wo vielleicht in früheren Bildungszeiten
ihrer Oberfläche Meer und Land die Stellen gewechselt
haben können.
Mehrere haben sich dabey beruhigt, die Erzählung
für eine Dichtung zu halten (T). B a i l l y , in seinem
zwar etwas breit geschriebenen, doch höchst
geistreichen, von einer Fülle von Gedanken, Forschungen,
und von genialer Anwendung der Thatsachen, Sagen
und Mythen auf kühne Hypothesen gleichsam
strotzenden bekannten Werke (2), geht den zweyten
Weg. Er stellt über die At l a n t e n des P la t o Gedanken
auf, welche geeignet sind, von allem Nachforschen
nach einem verloren gegangenen Lande im
At l a n t i s c h e n Meer e abzuschrecken. Seine Phantasien
— Träumereyen wenn man will — hierüber
sind nicht nur durch zahlreiche und zum Theil gewichtige
Zeugnisse und Analogieën unterstützt, welche
Wirklich nicht erlauben, über sie als abentheuerlich
geradezu abzusprechen; sondern sie sind auch bisweilen
so verführerisch, dals man sie für nüchtern, vernünftig
und folgerecht halten möchte. Bleiben sie
gleich Phantasieen, über welche ein eigentlich historisches
Licht sich wohl nie verbreiten w ird ; weichen
sie auch von Allem ab, was die Schule bis dahin zu
lehren pflegte; so kann man sie doch nicht für thö-
richt halten, weil sie so sinnreich an Tradition, Mythologie,
Völkersitten und dergl. angereihet sind.
O Gosselin Recherches T. I p. I43 __ JjjJI _ Larcher
Chronologie d’Herodote p. 42. der 2ten Ausg. — M . Hissmann
neue Welt - und Menschengeschichte Th. 1. S. 177,
2} Lettres sur l ’Atlantide de Platon, Paris. 1779.
Selbst die Geologie bietet ihnen hie und da die Hand,
indem sie sich an Buffon's Theorie der Erde anschliefsen
_ unter allen geologischen Theorieen gewifs nicht die
inconsequenteste, ja in mancher Hinsicht wohl noch
eine der vernünftigeren,
Bailly sucht die At l an t en des Plato nicht
auf einer durch eine Naturbegebenheit zerstörten Insel,
nicht im At l a n t i s c h en Mee r e bey der S t r a f s e
von Gibr al tar , sondern im äufsersten Norden, und
läfst sie aus dem nördlichen As i en und durch dasselbe
allmählich nach südlichen Gegenden, über den C a u-
ca&us nach Pe r s i en, Ind i en, Ae g y p t e n und so
weiter wandern, diese Länder verheeren, erobern ,
endlich ihnen ihre Sitten, Gebräuche, Religion, Mythen
u. s. w. mittheilen. Aus jenem hohen Norden
geht ihm die vor Jahrtausenden begründete Indisch-
Aegyptisch- Griechische Welt hervor; und erst nach
vielen Jahrhunderten läfst er die dunkel gewordenen,
gemodelten, entnationalisirten , aber ihrem ersten
Grunde nach doch gebliebenen Sagen von Geschlecht
zu Geschlecht, von Volk zu Volk übertragen, mit Begebenheiten
und Gegenden in Verbindung bringen, von
welchen sie durch den halben Erdkreis getrennt gewesen
waren, und so auch die At l ant en nebst den
Säu l e n des Her cules, die beyde ihm nach As i en
zu gehören scheinen, an das Westende von A f r i c a
versetzen; weil man in später Zeit eine Gegend suchte*,
welcher man eine Sage anpassen konnte , deren
Wiege unbekannt geworden war. So scheint
ihm erst in späterer Zeit ein At las, ein At l a n t i sches
Meer in einer Gegend entstanden zu seyn, wo
das Volk in der That nie gehauset hatte, dessen alter
Nähme nur aus dem heiligen Dunkel der Vorzeit wie
ein Schattenbild herüberschwebte. So hat man ge