fern, doch zum Ansetzen desselben nur wenig mit
wirken, sondern ihren Schlamm lediglich dem Meere
übergeben, und dafs dann noch andere Naturwirkun-
gen hinzukommen müssen, um ihn zu verarbeiten und
zu vertheilen.
Diejenigen, welchen die Schlammzuführung durch
die Ströme nicht ausreichend geschienen hat zür Bildung
des grofsen Zuwachses von Land an den KüsLen
des nordwestlichen Teutschlandes, haben noch eine andere
Wirkung mit zu Hülfe genommen (1): die Moorwasser
, d. i. die aus den dort befindlichen ausgebreiteten
Morästen (Hochmooren) dem Meere und den Strommündungen
zufallenden Abflüsse. Es ist wohl keine
Frage, dafs auch diese Ursache mitgewirkt hat, und
die feine, leichte, überaus fruchtbare Erde, welche
das neuangesetzte Land (Polder oder Groden) auszeichnet
, mag wohl hauptsächlich das Product der Zuflüsse
aus den sogenannten Hochmooren seyn. Immer aber
haben diese ebenfalls nur einen Theil des Materials zum
neuen Lande geliefert.
Herr Arends hält sich jedoch überzeugt, dafs der
Meeresgrund selbst einen grofsen, wonicht den gröbsten
Theil dieses Materials hergebe. Er schliefst dieses aus
der Beschaffenheit des Innern alles neuen Landes. Dieses
Innere ist nicht so gleichförmig wie es Seyn müfste,
Wenn blofs der sich an der Mündung jedes grofsen
Flusses immer ziemlich gleich bleibende Schlamm den
er führt, oder gar nur allein der noch gleichförmigere
Bodensatz des Moorwassers den Stoff zum neuen Lande
gegeben hätte. Dieses neue Land besteht vielmehr in
der Tiefe aus sehr verschiedenartigen Bestandteilen, l)
l ) Arends a. a. O. S. 67- Er citirt Freese Ostfries - und
Harlinger Land, S. 34g. Fehne, S. 51.
aus schweren Thon - und Kalkartigen Lagen u. dergl.
Die Bildung solcher Lagen glaubt Hr. Arends dadurch
erklären zu können, dafs er annimmt, das Meer selbst
weiche die auf seinem Grunde befindlichen Erdlagen
auf, spühle ihre Bestandteile lofs und setze sie an den
Küsten ab. Eine Untersuchung der Bestandteile des
Meerwassers bestätigt ihm dieses, und da die Erd- und
Stein-Lagen auf dem Meeresgründe von verschiedener
Art seyn können, und zuverlässig sind; so ist aller-
| dings natürlich, dafs-das Meer, je nachdem es diese
oder jene Lage entblöfst und angegriffen hat, auch verschiedene
Bestandteile zu dem neuen Lande liefert.
Dafs die Bildung desselben nicht an den äufserften Inseln
(die fast blofs aus Sand und Dünen bestehen) son-
I dem nur an den weiter zurück liegenden Küsten des I .G
festen Landes vorgeht, sucht Hr. Arends auf folgende
Weise zu erklären. Das Seewasser, sagt er: enthalte
die consistenten Theile nicht blofs mechanisch, sondern
I zum grofsen Theile wirklich chemisch in liöchstmög-
I lieh aufgelöstem Zustande beygemisclit, und diese wür-
I den chemisch ausgeschieden, indem sich das Meer- I Wasser mit dem süfsen Wasser der Flüsse an den Mün-
I düngen derselben vermische; dort also lasse es die Be-
I standtheile fallen, und nicht an den entfernteren Inseln,
I an welchen nur der ihm mechanisch beygemengte Sand
I niederfalle.
Wir vermögen nicht mit voller Ueberzeugung die-
I ser ganzen Ansicht beyzutreten. Insbesondere will uns
I die letzte Darstellung von dem chemischen Procefse
I nicht einleuchten, und sie dürfte jedenfalls einen stren-
I gern Beweis erfordern. Wollte man auch dem zum
I Meerwasser tretenden Flufswasser die Kraft zugestehen,
I eine chemische Scheidung der Bestandtheile zu bewir-
i ken, so würde doch dabey ein Niedertallen des Flufs