die Strafse bis zu ihrer heutigen Gröfse erweitern. Dafs
dabey auch Erdbeben thätig gewesen seyn können,
wollen wir nicht in Abrede stellen; ob es aber geschehen,
davon wissen wir wenigstens Nichts, wenn gleich
Einige behaupten, dafs bey T a r i fa , bey Cadi z , am
Ausflusse der Qu a d a l q u i v i r u. s, w. ganze Stücke
Landes von Erdbeben zertrümmert worden seyn sollen
(1).
Den Hergang des Durchbruches sich auf diese
Weise vorzustellen, dazu bietet aufser der schon erwähnten,
unbezweifelten und in ihren Folgen so
sichtbaren Wirkung des Atlantischen Oceans auf seine
Ostküsten , noch eine merkwürdige Erscheinung
Gründe dar.
Es ist bekannt, dafs aus dem Oc e an ein imme
rwä h r e n d e r Strom dur ch die S t r a f s e i n
das Mi t t e l l ä n d i s c h e Meer hi n e i n geht . Dieses
läugnet Niemand; dagegen aber hat sich unter den
Erdbeschreibern eine andere Sage fortgepflanzt, zufolge
welcher e in ande r e r Strom aus dem Mi t t e l l
än d i s c h e n Me e r e dur c h di e St r a f s e in den
Ocean h in au s g e h en s o l l , und zwar unsichtbar
in der Tiefe des Meeres unter dem von West nach
Ost gerichteten sichtbaren Strome. Mit Hülfe der Annahme
eines solchen Gegenstromes hat man sich von
der Besorgnifs, dafs der Ocean das Mittelmeer überfüllenkönne,
zu befreyen gesucht; und diese Sage ist
unzähligemal nachgesprochen und nachgeschrieben
worden, aber ohne allen Grund, ohne alle sichere
Gewährschaft.
Nach genauen und den neuesten Beobachtungen
verhält sich vielmehr die Sache folgendermafsen. In
l ) Dureau de la Malle a. a. O. p. 362* folg.
d e r Mi t t e der eigentlichen Strafse von Gibraltar,
und durch die ganze Länge derselben, welche man von
den beyden westlichen Caps T r a f a l g a r undEspa r -
t e l bis zu den beyden östlichen Gi b r a l t a r und
Ce u t a anzunehmen hat, geht der Strom immerfort
aus dem Oc e a n gege n Os t en in das Mittelländische
Meer hinein. Dieser Os t s t r om — denn die
Seefahrer benennen zwar die Winde von der Gegend,
aus welcher sie kommen, die Ströme aber von der
nach welcher sie gehen — der sich zu beyden Seiten,
da wo die Strafse am engsten is t, ungefähr drey Viertel
einer geographischen Meile von jeder Küste entfernt
hält, also selbst wenigstens eine halbe Meile breit
ist, strömt unablässig in gleicher Richtung fort. Nichts
verändert ihn, oder hält ihn auf, weder der Ostwind
noch die Ebbe des Oceans. Seine Schnelligkeit ist
am stärksten, da wo die Strafse am engsten ist (1).
Z w i s c h e n den b e y d en (Nord- und Sud-)
G r ä n z e n d i e s e s be s t änd i g en Os t s t rome s —
seinen Wasserufern könnte man sagen, — u n d den
Küst en ist der Lauf der Strömung veränderlich, und
richtet sich in Hinsicht auf die Zeit, wie Ebbe und
Fluth, nach dem Zunehmen und Abnehmen des Mondes.
Es findet dort auch noch eine andere merkwürdige
und bis jetzt nicht genügend erklärte Erscheinung
statt. Zwischen den beyden nurgedachtsa
Gränzlinien auf jeder Seite des beständigen Oststromes
nähmlieh, und jeder Küste, sowohl der Spanischen
als der Africanischen, giebt es, ungefähr Eine Viertelmeile
vom Lande und seinen Spitzen entfernt, eine
andere Gränzlinie, innerhalb welcher — d. i. zwischen
1) Löwenörn a. a. O. S. 57.