Die Ostküste von Jü t l and, besonders gegen ihre
Spitze hin, scheint Eingrifte des Meeres erlitten zu haben;
man hat dort unter dem Wasser Baume und Spuren
vormaliger Cultur gefunden (1). Der grofse Busen
L ymf i o r d erweitert und verengt sich abwechselnd,
und die Tiefen darin sind veränderlich (2). Die Insel
B a rs o e, Amts Apenrade , an der Küste von S ch l e s-
W i g nimmt an der Ostseite von Jahr zu Jahre ab; das
Meer untergräbt sie und ganze Aecker fallen hinein (5).
Von der Insel Al sen spühlt das Meer, besonders an
der östlichen und südlichen Seite immerfort Land
ab (4)* grofsen Be l t übt das Meer die Kraft der
Zerstörung an der kleinen Insel S p r o g o e , die immer
kleiner wird (5). Die Holsteinischen und Mecklen-
burgischen Küsten leiden wenig vom Meere, ohne
Zweifel wegen der vorliegenden Dänischen Inseln;
aber von Wa r n emü n d e an gegen Osten zeigen sich
häufig Beyspiele von Zerstörung, weil die dQrt sich
gegen Norden weit erstreckende Ostsee schon stärker
mit ihrer Bewegung auf die breite unbeschiitzte Südküste
wirken kann ; und die Bewegung dieses Meeres
is t , bekannten Erfahrungen zufolge, in südlicher Richtung
am heftigsten (6). Sq hat das Ufer zwischen
Dammg a rd und S t r a l s u n d nördlich von dem
Städtchen Ba r th grofse Zerstörung erlitten. Die
Halbinsel Zing s t wurde im Jahre 1625 von einer grofsen
Fluth zerrissen, zu einer Insel gemacht, und dadurch
von der übriggebliebenen Halbinsel Dar* ge- *5 6
1 ) Catteau- Calleville a. a. O. T. j. p.
2) Ebendas. 3) Niemann, a. a. O. S. 40.
4.) Ebendas. S. 36t .
5) Biisching Erdbeschr. Th. 1 . (gte Ausg.) S. 2II.
6) Catteau - Calleville T . 1. p . 5 1 .
trennt (1), mit welcher letztem gerade der umgekehrte
Fall eingetreten ist, da sie vorher durch einen
Canal vom festen Lande, nach Wu s t r ow zu, getrennt
war, welcher sich mit Sand gefüllt hat (2).
Die Insel Rü g e n , deren ausgezackter Umrifs
schon die erlittene Zerstörung verräth, soll nach alten
Traditionen auf der Südostseite vermittelst der Insel
Rü d en , der Greifswaldischen Oed e und einer untergegangenen
Insel, Nahmens Swe z a , mit dem festen
Lande von Pomme rn zusammengehangen haben.
Einige-behaupten sogar, Rüg en sey um das Jahr 1200
wohl noch doppelt so grofs gewesen als jetzt; dafür
aber sind keine Beweise vorhanden, obwohl von Zerstörungen
an einzelnen Stellen, z. B. bey A r e o na,
Nachrichten geblieben sind (3). Mehr historisch ist
die Nachricht, dafs zu Anfänge des vierzehenten Jahrhunderts
(1308 oder 1309) eine Sturmfluth die Insel R ü den,
welche sich vorher bis an die zu Rü g en gehörende
Halbinsel Mö n c h g u t erstreckt und mit
dieser zusammengehangen haben soll, davon abgerissen
und den Meerbusen, neue T i e f genannt, gebildet
haben soll (4). Diese Fluth soll noch mehrere
1) Ebendas. S. 177. — Biisching Erdbeschr. Th. g. (7t«
Ausg.) S. 729. — -dag. von PJAehrs in der kleinen Sch rift:
Der Dars und der Zingst. Hannover 1819. erwähnt dieser
Begebenheit nicht.
2) Alb. G. Schwartzii Historia Finium Principatus Rugiae
p. 29-
3) Schwartzii Historia Finium Principatus Rugiae. p.24. folg.
— L . A. Gebhardi Geschichte der Wendischen Staaten,
(^der Allg. Welthistorie 521’. Thl. S. 4.)
4) Catteau- Calleville 1. 177. — Biisching am zuletzt an gef.
O. S. 721. — Streifzüge durch das Rügenland in Briefen
au lndigena. Altona, igoö- S. 3.