Holsteinischen Canals) liegt 27§ Fufs über der Flache
des Bal t i s ch en Meeres bey K i e l , und nur 22 über
der Mündung der Ey d e r (1), was ohne Zweifel von
dem starken Anfluthen des Oceans, da wo er offen mit
ganzer Macht wirken, und von Norden nach Süden
streben kann, herrühren mag. So dachten wir uns
auch die Bewegung des Oceans, als wir oben (im
IV. Hauptst.) des nicht unwahrscheinlichen Durchbruchs
einer ehemaligen Landenge zwischen Do v e r
und Bo u l o gn e erwähnten.
Es liegt uns nunmehr ob, unsere Untersuchung
auf das Steigen oder Fallen des Wasserspiegels im
Oc e an selbst und in den mit ihm in Verbindung
stehenden übrigen inneren Meeren zu richten, und
die Erscheinungen darzulegen, die in anderen Gegenden
in dieser Beziehung wahrgenommen worden sind.
Bujfon (2) führt an, dafs auf Spi t z b e r g en man
auf einem aus Sand und Geschieben bestehenden Hügel
auf trocknem Lande, den Mast eines Schilfes gefunden
habe. Hieraus kann man unmöglich auf ein
Fallen des Wasserspiegels schließen, da , die Sandhügel
von Spitzbergen selbst nur durch Wellen, Eis und
Wind gebildet sind. Ueberhaupt aber findet sich in
dem ganzen Nordmeere sonst keine Erscheinung, die 1 2
1) N iem a n n s Handbuch, der Schleswig-Holstein. Landeskunde.
Bd. 1. S. 56. — Otto im System einer allgem. Hydrographie,
S. 311. behauptet, das Teutsche Meer stehe 8 Fu£s
niedriger als das Baltische. Der bestimmte Ausdruck der
Angabe Niemann's, verbunden mit der Hinsicht auf dessen
persönliche Verhältnisse, scheint indessen hier vor
der Angabe des Compilators den Vorzug zu verdienen.
2) Allgem. Naturgesch. Teutsche Uebers. Th. 2. S. jg2.
Vom Sinken des Wasserstandes zeugte, die von uns
oben erwähnten, von J^argas Bedernar gegebenen Notizen
ausgenommen, welche die ersten waren, die uns
darüber zu Gesichte gekommen sind. Im Gegentheile
bemerken selbst mehrere Anhänger der Celsiusischen
Hypothese, unter andern Hr. v. Buch, dafs man an
den Norwegischen Nord- und Westküsten von den auf
Wasserabnahme deutenden Erscheinungen keine kenne.
Von den N ordteutschen und Ni e d e r l ä n d i s chen
Küs t en ist ebenfalls nichts Aehnliches bekannt, und
wir haben oben Gelegenheit gehabt zu zeigen, dafs dort
der Ocean sich noch in demselben Stande zeigt, wie
vor fast Zweytausend Jahren, dafs er hie und da Eroberungen
vom Lande macht, und auf anderen Strichen
durch Landansatz aus seiner Stelle verdrängt
wird, aber durchaus nicht in seinem Wasserstande
fällt.
Ein merkwürdiges Beyspiel, wie in einer Reihe
von Jahrhunderten der Stand des nördlichen Oceans
unverändert geblieben ist, giebt Lewis Evans von den
Brittischen Küsten in der Provinz Wales (1). Auf
der Landzunge von Carn a vonsh i r e ist ein der Jungfrau
Maria geweiheter Brunnen nahe an der Küste,
und so wenig über der Meeresfläche erhaben, dafs er
nur bey mittlerem Wasserstande auf dem trocknen
Lande ist, bey der höchsten Fluth aber einige Fufse
hoch vom Meere bedeckt wird. Nun weis man aus
Urkunden und anderen historischen Zeugnissen, dafs
dieser Brunnen im Eilften, und wahrscheinlich schon
im Zehenten Jahrhunderte das Ziel einer Wallfahrt der
benachbarten Mönche und frommen Seelen war, und I)
I) Ferner im Jo hm. da Pliys. s. «. O. — Broxcallius a. a. O.
s . 253. k
i^iträhd. d. Erdfl. Bd. t.
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