die Ursache durch Schlüsse und Muthmafsungen entwickelt
haben ? Hierüber dürfen wir einige nähere
Nachforschung anstellen.
Dafs die Meynung: die S t r a f s e von G i b r a l t
a r sey das Werk eines gewaltsamen Meeres Durchbruchs:
bey den Alten ziemlich fest gestanden hat, dafür
giebt es der Zeugnisse mehrere. JDiodor von Sici-
lien schreibt den Durchbruch dem Hercules zu {i);
Strdbo (2) führt den Strato für die Begebenheit an,
und vergleicht sie mit der am T h r a c i s c h e n Bos-
por. Nach diesem und Eratosthenes soll der Durchbruch
bey Gib r a l t a r später als der am Bospor,
und zwar v o n dem dur ch di e s en üb e r fül l t en
Mi t t e l l ä n d i s c h e n Me e r e nach dem Ocean
hi n aus erfolgt, und es sollen dadurch die Gegenden
um das Mittelländische Meer, welche der Einbruch
des Schwarzen unter Wasser gesetzt hatte, wieder auf
das Trockne gekommen seyn; ja, nach Eratosthenes
Wäre sogar die Landenge von Sue z erst mit dem Durchbruche
des Mittelmeeres bey Gibraltar auf das Trockne
gekommen, da vorher das B o t he und Mi t t e l meer
dort durch eineMeerenge verbunden gewesen wären (3).
Zufolge der Verbindung, in welche man die Entstehung
dieser Meerenge mit den Thaten des .Hercules bringt,
müfste — nach Eratosthenes — dieselbe nicht älter seyn
als die Zeit des Trojanischen Krieges. Pomponius Mela (3)
erzählt den Durchbruch als die Fabel von einer der Thaten
des Hercules, und stellt die Sache so vor, als wenn
der Oc e an in das Mi t t e l l ä n d i s c h e Meer e in g
e b r o c h e n s e y , nicht aber umgekehrt. Seneca (4)
gedenkt der Begebenheit im Allgemeinen, ohne Etwas * 5
l ) a. a. O. 2) L , I. T. I. p. 133. und 140.
3) Strabo L. 1. T. 1. p. I02. 4) L. 1. C. 5.
5) Natural, quaest. L. 6. c. 29.
von der Art oder der Epoche derselben anzuführen.
Flinius (1) sagt: dafs unter den Anwohnern der Strafse
die Sage von dem gewaltsamen Durchbruche bestehe,
und führt beyde Meynungen von der Ursache an; sowohl
die vom Einbrechen des Oceans als die vom Ausbrechen
des Mittelmeeres, nachdem dasselbe vom P o n
tu s überfluthet worden. Valerius Flaccus (2) setzt
die Epoche des Durchbruches — den er dem Ocean zuschreibt
— in die Zeiten vor der Regierung des Aeo-
lus. Kaum bedarf es einer Erwähnung der Mährchen,
die in die Zeit der Araber herabreichen: wie z. B. dafs
Alexander, von den Einwohnern der Halbinsel A n d a-
lu s zu Hülfe gerufen, um siegegen die Einfälle der
Bewohner von S u s zu schützen, die L an d e n g e
von Gi b r a l t a r mit einem Canal durchstochen, und
dadurch den Einbruch des Oceans veranlasst habe (3),
—— wie auch selbst von Edrisi nacherzählt wird (4)»
Aus allen diesen Zeugnissen des Alterthums geht
Nichts hervor, was der Begebenheit eine auch nur eini-
germafsen historische Epoche anwiese. Sie scheinen
vielmehr samintlich solche in die Fabelwelt zu versetzen.
Wenn Ferreras (5) den Zeitpunkt des Durchbruches
auf das Jahr |1698 v^r Chr. Geb. bestimmen-
zu können meynt, - so mag man diefs gern für eine
1) L. 3. in prooem. — L, 4. C. 13* *— U. 6, C. 1.
2) L . 1. v . 587*
3) S. eine arabische Kosmographie unter dem T ite l: L ’Odeur
des fleurs dans les merveilles de l ’Univers, par Mohammed
Ben Ahhmed Ben Ayas\ in den Notices et extraits de
la Biblioth. Imper. T. 8* P*
4) Africa, cura Hartmann, ed. 2da pâg. 8.
5) Hist. gen. de Espanna. T. 1. P. I- pag. 7- teutsche Üeb.
p. 104. me * Masden storia crit. di Spagna T* 3* P- 4®- der
ital. Uebers.