noch bis zum J. 1422 gehalten. Ja selbst im J. 1511
sind dort bey einer grofsen Fluth noch mehrere Kirchspiele
der Voigtey Ru s t r in g e n von den Wellen verschlungen
worden; sogar noch 1651 wurde dort Land
weggerissen (1).
Das Flüfschen, welches seinen Nahmen an diesen ansehnlichen
Busen überlassen hat, ist so unbedeutend,
dars man seiner Gewalt allein oder auch nur zum Theil
,die Hervorbringung eines solchen Einbruches nicht zuschreiben
kann. Um die Dunkelheit, welche über die
Art seiner Bildung herrscht aufzuklären, hat der von
uns oft angeführte Herr Arends folgende Vermuthung
aufgestellt. Nach ihm ist der Jahdeb usen in älterer
Zeit ein Landsee gewesen, der ein Paar südliche Hauptarme
der We s e r in sich aufnahm, welche aus dem
See an der Nordwestseite wieder ausflossen (unter
dem Nahmen der Made) , sich zwischen Sande und
S cha a r auf einer, und Ac cum und Kniph a us en
auf der andern Seite hindurch nach R i i s t e r s i e h l
wendeten und in das jetzige Bette der J a h d e ergossen.
Das Flüfschen dieses Nahmens hält er für eine andere
ehemalige Verbindung des Landsees mit dem Meere
durch einen Landstrich, welcher die nachmals untergegangenen
Kirchspiele Do uwe n s , Band und Bor-
dum enthielt. Man sieht: Herr Arends macht sich
das Bild von dem Jahde-Busen, wie es die Zuy-
dersee in älterer Zeit mehr im Grofsen darbot. Auch
den erfolgten Durchbruch vergleicht er mit dem der
Z u y d e r s e e , und ist der Meynung, dafs die Binnenwasser
schon das Land in solchem Grade aufgelöst haben
mochten, um es zum Durchbrechen vom Meere gei
) Büsching a. a. O. S. 6io.
eignet zu machen (1). Die für diese Vermuthung aufgestellten
Gründe, deren Wiederhohlung für unsern
Zweck zu weitläuftig seyn würde, haben zwar manches
Einleuchtende; indessen lassen sie doch Vieles im Dunkeln,
auch möchte die Annahme eines Ausflusses des
Landsees durch die Jahde , neben dem weit gröfseren
Ausflusse des Weserarmes, zu willkührlich seyn, da doch
genügende historische Beweise dafür zu mangeln scheinen;
und endlich ist dabey auf eine Beantwortung der
sich natürlicherweise autdringenden Frage: wodurch
die Verbindung mit dem östlichen Hauptstrome der Weser
aufgehoben worden seyn möchte? nicht Bedacht
genommen.
Von den sieben Inseln, welche vor der Ostfriesischen
und Jeverschen Küste liegen, Bor kum, J u y s t ,
Norder n e y , Ba i t r um, Langeroog, S pik e ro og
und Wa n g e r o o g ist Bo r k um die einzige, die sich
immer als Insel zeigt; zu allen übrigen kann man zur
Zeit der Ebbe von dem festen Lande durch das dazwischen
liegende seichte Meer (W att) trocknen Fufses gelangen.
Lange r o o g ist neuerlich vom Meere in drey
Stücke zerrissen worden. Wang e r o o g , die sonst
Weit gröfser war als jetzt, in zwey. Vonzwey Kirchen,
die sonst darauf standen hat die eine an der Nordseite
gelegene das Meer schon längst ganz, und die andere bis
an den Thurm verschlungen, in dessen unterstem Raume
jetzt der Gottesdienst gehalten wird (2). Oestlich
von Wa n g e r o o g sollen noch mehrere Inseln gelegen
haben, und sämmtlich verschlungen worden seyn.
Die bekannten Katastrophen, welche diese Inseln erlitten
haben, lassen auf unbekannte in älterer Zeit schlies-
1) Arends a. a. O. Th. 2. S. 223 — 235.
2) Arends a. a. O. Th. 2. S. 275-