Jemand die Erklärung gegeben hat, aber Wir glauben
sie zum grofsen Theile in der angegebenen Ursache zu
finden. Dort wo die Erscheinung sich zeigt, schützen
die nördlichen Ufer der Flüsse an ihren Mündungen
gegen die von Norden herkommende vorherrschende
Strömung, und gestatten das ruhige Niederfallen und
Ansetzen des Flufssandes. Die südlichen Ufer hingegen
sind dem Anprallen dieser vorherrschenden Strömung
ausgesetzt, von ihnen wird der niederfallende
Sand immer hinweg getrieben, ja sie selbst werden
ausgewaschen und aüsgetieft, und so mufs die Mündung
allmählich gegen Süden fortrücken.
Das Ansetzen des neuen Landes, geschieht überhaupt
auf verschiedene Art in Ansehung der Form, auf
welche ohne Zweifel die örtliche Beschaffenheit der
Küsten, des Meeresbodens, die Strömung und die
Winde zusammen ihren Einflufs äufsem. Sie erfolgt
theils dicht an der alten Küste, theils in einer gewissen
Entfernung davon. Sobald diese Entfernung sich auf
eine gewisse Strecke weit gleich bleibt, bildet der Bodensatz
allmählich solche Ba rr en , oder sich lang hinziehende
Sandbänke, welche, wenn sie sich sehr erhöhen,
Theile des Meeres abschneiden, die zu Binnengewässern
werden sobald die Barre über den Wasserspiegel
emporgestiegen ist. Diese Art der Landbildung
scheint besonders in eingeschlossenen und geschützten
Meeren statt zu finden. Die Art wie dieselbe an den
Küsten von L a n g u e d o c durch die vereinigte Wirkung
des Ausflusses des Rhone und der Meeresströmung
bew'irkt wird hat Pouget (1) in einer
sehr klaren Darstellung entwickelt. Schon Poly- l)
l) In Rozier Observations de Physique (od. Jonrn. dePliys.)
T - H - P- 283 - 284-
lius (i) giebt eine im Wesentlichen ähnliche Erklärung
von der Bildung solcher Barren, bey Gelegenheit
dieser sich an den Mündungen der Donau zeigenden
Erscheinung.
Um einen anschaulichen Begriff von der Art zu
geben, wie das Meer eine Küste durch Zusammenhalten
und Zuführen des Schlammes vergröfsert, benutzen
wir nochmals eine Darstellung, welche Hr. Arends von
der Bildung des neuen Landes, an den Ostfriesischen
Küsten giebt (2). Rohe Sandßächen, sagt er: dehnen
sich anfänglich vom Strande bis zum Meere aus. Wd -
len ergiefsen sich täglich darüber, schlagen an den Deich
(das höhere Ufer, kann man auch sagen, wo keine
Deiche sind) und schiefsen wieder zurück, jedesmal etwas
Schlamm zurücklassend. So erhöht sich nach und
nach,! das Watt (Meeresboden der nicht immer vom
W a s s e r bedeckt ist) bald langsamer, bald geschwinder,
je nachdem die Lage ist. Allmählich sprossen Pflanzen
hervor. Zuerst der sonderbare blätterlose R r ii c k j u f s
( Sal i c o rnia herbace a ). Der Schlamm mehrt
sich; kürzere Zeit verweilt das Wasser auf dem Watt;
bey Ostwinden gar nicht mehr. Der Kr ü c k f u j s
vermindert sich. Lin ansehnlicheres, bis an G Fujs
hohes Gewächs die Se e s t e rn - Rlume Raster t r i -
po di um) erscheint dafür, und erfreuet mit seinen unzähligen
hellblauen .Blumen das Auge des Wanderers,
der vergeblich sich das Phänomen eines im Meere
schwimmenden Blumenwaldes zu erklären sucht. Geschwinder
erhöht sich jetzt der Boden, des Schlammes
bleibt bey der Ebbe viel zwischen den dichtstehenden
Pßatizen zurück. Nun geht nicht mehr die tägliche,
sondern nur die hohe Fluth darüber. Der Boden wird
1) L. 4. e. 41. 2) Fr. Arends a. a. O. 2r. Bd. S. 90.
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