neuer Zeit dort vorgegangen seyn sollen, möchte
nun wohl gar Nichts zu geben seyn; Etwas vielleicht auf
uralte unter den Eingebohrnen bestehende Traditionen;
vielleicht auch Etwas auf die Naturbeschaffen-
heit, wie sie sich jetzt zeigt.
Die Sage unter den Eingebohrnen geht dahin:
ihre Insel sey ehedem weit gröfser gewesen, als sie
jetzt ist; sie habe mit den Ma l e di v en zusammen gehangen
und sich bis zur Linie erstreckt; der Oc ean
habe davon den gröfsten Theil weggerissen, und dieses
sey dadurch geschehen, dafs der ehemals niedrige
und vom Meere bedeckte Theil des Ma l a ba r i s chen
Landes durch den von Flüssen zugeführfeen Schlamm
über die Oberfläche des 'Meeres erhöht worden sey,
und dieses zurückgetrieben, und dafs sodann das Meer
sich mit Gewalt gegen die Küsten Ce y l on s gestürzt
habe (1). Wir haben nicht nöthig das Unnatürliche
dieser Vorstellung zu 'bemerken; sie kann höchstens
dahin deuten, dafs vielleicht jene Gegend eine Katastrophe
erlitten hat in einer Zeit, welche von unserer
Geschichte nicht erreicht wird.
Die Naturbeschaffenheit C e y l o n ’ s, seiner und
der benachbarten Küsten, so wie des Meeres umher,
bietet ebenfalls nur einiges Wenige dar zur Unterstützung
der Sage. Die Alten, schon Arrian% berichten,
dafs die Meerenge zwischen Ce y lon und der
Halbinsel diesseit des Ganges sehr seicht ist, dafs in
derselben lange Sandbänke sich hinstrecken, die nur
an wenigen Stellen die Durchfahrt gestatten, und dafs
die Sonnen - Ins e l (ßamanan-Cor) sich in der
Mitte befindet (2). Dazu will man in neuerer Zeit
1) V o s s iu s #. a. O.
2) Männert Geogr. der Griech. u. Röm. Th. 5. Abtli. 1. S.
278- — Plinius L . 6- c. 22.
bemerkt haben, dafs C e y l o n auf der Westküste,
die dem festen Lande zugewendet ist, fortwährend
Verlust an Land erleide, und dafs man dort einem
Abreifsen von 30 bis 40 (vermutlilich englischen) Meilen
landeinwärts nachkommen könne (1). Diese Beobachtungen
deuten allenfalls auf eine Erweiterung
höchstens noch auf die erste Bildung der Meerenge,
aber sie werfen kein Licht auf die Verkleinerung der
Insel an ihrer^ Südseite, wie sie die Tradition schildert.
Im Gegentheil hat man an einigen Stellen Ansetzen
von Land wenigstens in neuerer Zeit wahrgenommen,
und Erhöhung des Meeregbodens. Das F o r t
Ne g umb o , welches mehrere Hundert englische Ellen
(Y a rd s ) von der Küste entfernt in der Insel liegt, soll
nach den Beobachtungen des Lord Valentia (2) sonst
dicht an dem Meere gelegen haben. Dieser Reisende sagt
auch, es werde auf der Insel allgemein angenommen,
dafs das Meer an der Westseite seichter werde, oder
das Land dort vorrücke, dagegen das Meer an der
Ostseite einreifse, welches letztere zugleich an der gegenüber
liegenden Küste C o r oma n d e l beobachtet
werde.
Nach diesem Allen scheint es, dafs man unbedenklich
die Sage von der Verkleinerung oder LofsreiTsung
der Insel C e y l o n unter die zwar möglichen aber blofs
geologischen und vorhistorischen Begebenheiten verweisen
kann, und eben so die Sage von ihrem ehemaligen
Zusammenhänge mit den Ma l e d i v e n , und * S.
1) h u lo ff Anleit, zur Kenntn. d. Erdkugel übers, v. Kästner.
S. 379. — Bujfon H. Nat. geil. T. I. p. 594* der Quavt-
ausgabe.
2) Travels Vol. I. p. 325* 333- 343-