keine Schwierigkeit wegen der Sprache? — Welches
An k y r a aber ist es eigentlich, wo der Anker gefunden
worden, das Gala t i sche oder das P h r y g i s c h e ?
Unsere neuen alten Geographen beziehen sämmtlich die
Erzählung auf das grof s e be rühmt e G a l a t i s c h e
Ank y r a . Dieses aber liegt ziemlich weit im Lande;
auf der Charte von Kl e in a s i en in Reichard’s Orbis
terrarum antiquus ist sogar eine Bergkette zwischen
der Stadt und dem Meere hingezogen, und der
S an g a r ius hat noch einen langen Lauf von da bis
zum Meere. Das phr y g i s ch e Anky r a aberliegt nur
halb soweit von der P r o p o n t i s als jenes vom
Schwarzen Meere» und ist immer nur eine kleine Stadt
gewesen. Pausanias aber (die Quelle der Erzählung,
denn Strabo erwähnt nichts davon) sagt ausdrücklich:
dafs der Anker bey der k l e inen S tadt An k y r a
i n P h r y g i e n gefunden worden sey, und der ganze
Zusammenhang seiner Erzählung bestätigt, dafs diese
letztere Stadt von ihm wirklich gemeynt sey, indem
er hinzufügt, dafs die Ga l l i e r nach Eroberung derselben
noch andere genannte Orte eingenommen hätten,
die auf ihrem Wege über dieses Anky r a hinaus lagen
, nicht aber über das Ga l a t i s che .
Choiseul Gonffier (1) hält den Zeitraum zwischen
der deucalionischen Fluth und den oben erzählten Begebenheiten
des Da rdanus und Jasi us für zu kurz,
als dafs die Länder und Inseln, wenn sie wirklich
vom Durchbruche des Schwarzen Meeres überfluthet
worden wären, sich nach einer so kurzen Zeit wieder
in dem Zustand eines Schauplatzes historischer Begebenheiten
hätten befinden können. Er will daher
lieber die ungefähr 200 Jahre ältere Og y g i s c h e
l) in den oben angef. Recherches p. 499, f.
Fluth von diesem Durchbruche herleiten. Dieses hat
jedoch noch mehrere Schwierigkeiten, da die Ogygische
Fluth nicht anders als eine eingeschränkte nur B ö 0-
t i e n und A t t i k a betreffende Ueberschwemmung
dargestellt wird. Was übrigens das vermeyntlich noth-
wendige lange Verweilen der Gewässer über den überschwemmten
Gegenden betrifft, so haben wir uns darüber
bereits oben erklärt.
Uns scheint die wichtigste Bedenklichkeit gegen
eine Causalverbindung zwischen der deucalionischen
Fluth und dem Durchbruche des Bosporus darin zu liegen,
dafs im Herodot nicht die mindeste Nachricht
von diesem Durchbruche und von einer dadurch verursachten
Fluth vorkömmt. Herodot würde schwerlich unterlassen
haben einer so merkwürdigen Thatsache zu ge.
denken, wenn sie nur einigermafsen einen historischen
Charakter gehabt hätte; denn sein Werk bietet mehrere
Stellen dar , an welchen die Erzählung derselben nicht
nur überhaupt, sondern ganz besonders in der Herodo-
tischen Weise passend gewesen wäre; wie z. B. bey
der Darstellung der Wanderungen der griechischen
Volksstämme, bey der Beschreibung des Bo spors und
He l l e sp on t e s u. s. w. und da er, wie wir oben
bemerkt haben, die Sage von dem Durchbruche des
Pe n e u s , einer vielleicht noch ältern Begebenheit,
nicht mit Schweigen übergangen hat, so hätte er auch
jene gewifs nicht unerwähnt gelassen. Aus diesem
gänzlichen Schweigen Herodots über die gedachte Begebenheit,
ferner daraus, dafs auch Homer sie — so
poetisch ihr Stoff ist — gar nicht benutzt hat; und
endlich, dafs der Compilator aller bedeutenden und
unbedeutenden Notizen über Naturbegebenheiten, Pli-
nius, von dieser ebenfalls fast nichts sagt; scheint
uns deutlich zu folgen, dafs ein Hauptdurchbruch des