Von der Insel Friesland.
E iin verunstaltetes Nachbild der Dichtung von der
A t l a n t i s liefert die Erzählung von einer Insel
Fr i e s l an d im Nordmeer e. Sie sind im sechs-
zehenten Jahrhunderte zuerst verbreitet worden, und
haben bis zu Ende des siebenzehenten fast allgemein
Glauben, späterhin Zweifler an ihrer Aechtheit und
Gegner, neuerdings aber wieder einige mehr oder weniger
scharfsinnige Vertheidiger gefunden.
Der Ursprung und Inhalt dieser Erzählung ist folgender.
Im Jahre 1553 gab zu Venedig ein gewisser
Francisco Marcolini die erste Nachricht davon in den
Druck (r). Das Werkchen bestand in Bruchstücken
l ) Dello Scoprimento dell’ Isole Frieslanda, Eslanda, En-
grovelanda, Estotilanda ed Icaria, fatto sotto il polo arti-
co da’ due fratelli Zeni, M.. Nicolo il K. e M. Antonio con
un disegno particolare di tutte le dette parte di tramon-
tana, da lor scoperte; in Venezia. 1558« 8vo. Abgedruckt,
italienisch beym Ramusio, Ausg. v. Venedig 1606. Vol. 2.
f. 230; englich beym Hakluyt. T. 3. p. 121. teutsch in
Förster s Geschichte der Entdeckungen und Schiffarthen
im Norden. S. 219— 254. Neugedruckt, unter dem Titel:
Dissertazione intorno ai viaggi e scoperte settentrionali
di Nicolo ed Antonio fratelli Zeni, di D. Placido Zurla, Be-
nedittino Camaldolese. Venezia, 1808- 4to.
von Briefen derer, welche die Entdecker von Fr i e s land
gewesen seyn wollten, und aus dem, was einer
ihrer Nachkommen ans noch anderen aber untergegangenen
Theilen ihrer Schriften mit Hülfe seines
Gedächtnisses hinzugethan hatte. Dieser letztere: JVi-
colo Zeno (geh. 1515. gest. 1563.) hatte — so erzählt
das Buch — in seiner Kindheit Briefe und Handschriften
in seine Hände bekommen, welche von zweyen
seiner Vorfahren (von denen er 150 Jahre, also mehr
als vier Generationen, entfernt stand) Nicolo und Antonio
Zeni herrührten, und ihre Reisen und Abentheuer
beschrieben. Er hatte als Kind, mit dem hohen
Werthe dieser Schriften nicht bekannt, sie zerrissen.
Als Mann bereut er dieses, setzt aus den geretteten
sehr wenigen Bruchstücken eine kleine Schrift so gut
er kann zusammen, und läfst sie durch den genannten
Marcolini herausgeben.
Von dem Inhalte dieses Schriftchens wollen wir
hier nur das was zu unserm Zwecke wesentlich gehört
angeben, und müssen wegen des Weiteren die Leser
auf die Schrift selbst, und auf das verweisen, was 1. J i.
Förster (1), Buache (2), Eggers (3), und Zurla (4).
darüber zum Theil sehr ausführlich abgehandelt haben.
1) Förster a. a. O.
2) Memoire sur l’ile de Frislande, in Hist, de l ’Acad. Roy.
des Sciences de Paris. Année i78'4. p- 430.
3) * v. Eggers über die wahre Lage des alten Ostgronlau-
des. Kiel. 1794.
4) a. a. O. und in: D i Marco Polo e degli aitri Viaggia-
tori Veneziani piit illustra, dissert, del P. Ab. D, Plac.
Zurla etc. Venezia 18rS- 2- Voll. 410. — s. auch v. Zach
monatl. fiorresp. RJ. g.
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