unsicher, und von keinen historischen Zeugnissen unterstützt.
Man hat auch behauptet, im Me c k l e n b u r g i schen
sey ehedem das Meer tiefer ins Land gedrungen,
als jetzt, und in der ganzen Gegend um Stargard»
S t r e l i t z und Ne u b r a n d e n b u r g sey Wasser und
Morast gewesen, in welchem auf einigen Inseln
noch im zwölften Jahrhunderte Rhe t r a gestanden
habe (i); um Ne u b r a n d e n b u r g und den sogenannten
We r d e r seyen von den Torfstechern verschiedene
Schiffsgeräthschaften ausgegraben worden;
in Urkunden fünf bis sechshundert Jahre alt werde die
Gegend zwischen F r i e d 1 an d, T r e p t a w an der T o 1-
1 ense und N e n b r a n d e n b u r g Insula genannt (2)
die Ebenen bis nach D e mm in und A n c l am hätten
noch vor einigen Jahrhunderten unter Wasser gestanden
(3); zwischen B r omb e r g und Nak e l sey
zwanzig Fufs tief im Torfe ein Schiß mit atwey Ankern
gefunden worden (4)* Einige sind so weit gegangen,
einen Meerbusen sich bis in die Ni e d e r l a u s i t z erstrecken
zu lassen (5). Diese letztere Vorstellung beruht
indessen, wie mehrere ähnliche, aufgefognostischen
Beobachtungen an Versteinerungen und dergleichen j
Historisches ist nicht dabey, sie gehört also nicht hierin
Match Gottesdienstliche Alterthümer der Obotriten.
Berlin 1771* 4* — Rhe t r a und seine Götzen. Bützowuv
Wismar 1773. 4,
2} Kälpin üb. d. Naturgesch, v» Pommern. In den Sammlungen
zur P h ysik u. Naturgesch. Bd. 1. S. 680 — 84*
3) Allg. deutsche Biblioth. Bd. 42. S. 349.
4) A. C. Holtcheder Netzedisrict. Königsberg 1793. S. 55.
5) * Carosi Beyträge zur Naturgesch. der Niederlausitz. Leipzig
*779. — Büsching's wöchentliche Nachrichten 1779.
St. 39. S. 311.
her. Die Nachrichten von den im Torfe gefundenen
Schiftsgeräthen können vielleicht wahr seyn, aber diese
Dinge können von Flufs- und Binnenwasser - Schiffahrt
herrühren. Dafs in mehreren der genannten Gegenden
vormals wirklich Binnenwasser vorhanden gewesen,
so wie z. B. von Col b e r g bis C ammin, welche
— häufig durch menschliche Hülfe — abgeleitet
worden sind, ist bekannt, auch von uns im IV. Hauptstücke
erwähnt worden (1). Auf solche Gewässer mögen
sich auch die Nachrichten aus. dem Me c k l e n b
u r g e r Lande beziehen.
Aber gerade die Küsten dieser Länder sind es, welche
auch die augenfälligsten Beweise gegen die Hypothese
vom Fallen des Ba l t i s ch en Me e r e s darbieten.
Stände dort das Meer nur um ein Geringes höher, wie
könnten die F l ü s s e T o l l e n s e und P e e n e bestehen,
und sich in dasselbe ergiefsen? und doch sind diese
Flüsse seit den ältesten Zeiten bekannt. Die am Meere
liegenden Städte L ü b e c k , Wi sma r , Ro s t o c k ,
S t r a l s u n d u. s. w. stehen fünf, sechs ja acht Jahrhunderte
auf denselben Stellen auf welchen sie erbauet
worden sind, und würden unter dem Wasser gestanden
haben, wenn dieses seit jener Zeit, nur einigermafsen
gefallen wäre. Wenn das Meer bis ah C u lm gestanden
hätte, so müfste es die Gegend von Da n z i g bedeckt
haben, aber D a n z i g ist im Zehenten Jahrhunderte da
wo sie jetzt steht, und zwar mit ihren am niedrigsten liegenden
Theilen zuerst, gegründet worden. C u lm ist
zwar später angelegt, aber ebenfalls zuerst am Fufse der
Anhöhe auf der die jetzige Stadt steht (2). Schon zu
C Kälpittt a. a. O.
2) Pisansky einige Bemerkungen über die Ostsee. S. 38,