Deswegen haben Einige die ganze Zenische Erzählung
davon für fabelhaft gehalten. Andere haben gemeynt,
die Insel, von welcher man so genaue Nachrichten gehabt
, müsse allerdings da gewesen, und könne nur
durch eine grofse Naturbegebenheit untergegangen,
vom Meere verschlungen worden seyn. Noch Andere
, ebenfalls in die Erzählung Zeno's oder seines Herausgebers
Vertrauen setzend, haben vermuthet, dafs
nur die Lage der Insel unrichtig bestimmt, auch ihr
Nähme verunstaltet oder nachher verändert worden
sey, und dafs sie mit anderer Benennung noch als eine
der bekannten Nordischen Inseln bestehe. So hat
Förster (x) sie in den Or kney*s, Buache (o) in
den Fä rö e r wieder zu finden geglaubt. Beyde haben
bey ihren Vermuthungen grofsen Scharfsinn gezeigt,
so dafs man sich schwer entscheiden kann,
wessen von Bey den Meynung man den Vorzug geben
möchte. Bey Förster verführt die historische, bey
Buache die geographische Entwickelung. Keiner von
Beyden wufste etwas von der Idee des Andern, da
sie ganz zu gleicher Zeit schrieben. Der Meynung von
Buache ist auch Eggers (3) beygetreten, ohne, wie
es scheint, den Aufsatz desselben gekannt zu haben;
denn er erwähnt desselben gar nicht, obgleich seine
Schrift zehen Jahre später erschienen ist als die Abhandlung
von Buache.
Die zweyte Hypothese: vom Untergange der Insel,
zieht ihre Geschichte in das Gebiet unserer Abhandlung
und nöthigt uns, eine sorgfältige Untersuchung
über die Frage anzustellen, ob e6 wahrscheinlich ist,
dafs eine solche Insel dagewesen und verschwunden sey?
Die Reisen der Brüder Zeni fallen in die Jahre
zwischen 1390 (wahrscheinlicher als 1380 C1)) und x4°4-
Vorher wufste man Nichts von diesem F r i e s l a n d .
Diese Unbekanntschaft mit der Nordischen Insel wurde
in Ansehung der Italiener und anderer Sud-Europäer
nicht wunderbar seyn , und keinen Grund zum Zweifel
an dem Daseyn derselben abgeben. Aber wenn,
wie Zeno behauptet, En g l än d e r , Sch o t t l änd e r ,
Normänne r , Dänen und selbst F l amand e r und
Br e t a gne r des Fischfanges und Handels wegen nach
Fr i e s l an d schifften, so müfste bey diesen damals
einige Kenntnifs davon vorhanden gewesen seyn.
Doch schweigen ihre Nachrichten davon, obgleich die
N o rmä n n e r in Verbindung standen mit den Ore
a d e n , She t l ändi s chen Ins e ln, Fä rö e rn,
Heb r i d e n und mit [ I s l a n d seit dem neunten,
und mit Grönl and seit dem zehenten Jahrhunderte.
Der Fürst von P o r l a n d soll mit dem Könige
von N o rw e g e n Krieg geführt haben, eine ganze
Flotte des Königs soll dabey durch Sturm zu Grunde
gegangen seyn; und doch weis die ältere nordische
Geschichte Nichts davon.
Auch in den Zeiten nach Zeno sind keine Nachrichten
mehr von der Insel zu finden, als die, welche
in den Schriften compilirender Erdbeschreiber und
Lexicographen Vorkommen, und welche ganz augenscheinlich
Alle aus dem Zenischen Berichte unmittelbar
oder mittelbar genommen sind.
Alles also kommt hierbey auf die A e c h t h e i t der
Zenischen Ha n d s c h r i f t e n an. Sie erfordern die
schärfste unerbittlichste Prüfung ihrer äufseren Verhältnisse
und ihres innern Gehaltes. 1
1) a. a. O, 2) a. a. O. 3) a. a. O. 1 ) Zurla in der zuletzt angeführten Schrift.