mit eingegriffen hat, theils sie zu fördern, theils sie durch
kräftigen Widerstand zu hemmen.
Da die Erscheinungen der Zerstörung des Landes
vom Meere und die Bildung von Land durch Meere und
Flüsse in diesen Gegenden so innig mit einander verwebt
sind, dafs eine derselben sich nicht wohl abgesondert
darstellen läfst, so haben wir im ersten Hauptstücke I
die Rüsten der Niede r lande "und idie von Nord- I
t e u t s c h l a n d bis zur El be ganz mit Schweigen über- I
gangen , und geglaubt sie deutlicher und besser darstel- I
len zu können, indem wir die an ihnen sich zeigenden I
Erscheinungen von beyderley Art in dem gegenwärti-
gen Hauptstücke zusammenfassen (1). •
Die Nachrichten über die Ni e d e r l and e , welcliel
bis zu uns gekommen sind, reichen nicht weit über den I
Anfang der christlichen Zeitrechnung hinauf. Da man I
nun in den seit dieser unserer ältesten Kunde verflösse-1
nen nicht ganz zwey tausend Jahren von fast unzähligen I
grofsen und kleinen Veränderungen des Bodens der I
Ni e de r l ande Kenntnifs hat, so ist wohl nicht zu I
zweifeln, dafs auch vor dem Anfänge dieses Zeitraums I
grofse Veränderungen mit der äufsern Gestalt dieses I
niedrigen, felsenlosen, aus See- und Flufssand zusam-1
mengeschwemmten, den Fluthen grofser Ströme und I
der Wuth des anstürmenden Oceans, wie der heftigsten I
Nord- und Westwinde ausgesetzten Erdstrichs vorge-1
gangen seyn müssen.
Ob dort die Einwirkungen des Weltmeeres auf das I
Land in Einer Zeit stärker gewesen sind, als in der I
Andern; ob sie einst ein Maximum erreicht hatten, zu I
i ) Dieser Abschnitt ist im ersten Entwürfe bereits gedruckt
in den Neuen allg. geograph. Ephemeriden Bd. 7. S. 3 — 56-
hat aber hier mehrere Abänderungen und Zusätze erhalten.
dem sie später nicht wieder gelangt sind; ob sie zu-
oder abnehmen; in welcher Zeit sie am mächtigsten,
in welcher sie am schwächsten gewesen sind; — wo
finden w ir Aufschlüsse hierüber? Ob vielleicht in einer
frühen Zeit noch felsige Vormauern bestanden, welche
das Land gegen den Ocean schützten, und den
Flüssen gestatteten, ihren Sand ruhig abzusetzen und
so die ganze grofse Niederung zu bilden ? Ob erst nach
einem zerstörenden Durchbruche des Oceans auch die
Zerstörung der von Landgewässern gebildeten Masse
niedrigen Bodens -ihren Anfang nahm? Ob dieser
Durchbruch vielleicht derjenige war, welcher die einst
verbrüderten, jetzt feindseligen Kreidefelsen zwischen
Dover und Bou logn e durchsägte? Von diesem Allen
wissen yvir historisch Nichts; nur Gründe der Naturkunde
und insbesondere der Geologie entnommen,
machen es wahrscheinlich, dafs mehrere dieser Fragen
mit Ja beantwortet werden können.
Es ist indessen wirklich behauptet worden: E n g land
habe mi t Fran k r e i ch in a l t e rZ e i t dur ch
eine Landeng e zw i s c h e n Dove r und B o u l
ogne zus ammen gehan gen , und diese sey vom
Ocean durchbrochen worden. Diese Behauptung beruht
nun zwar nicht auf älteren historischen Berichten
oder Traditionen; da sie aber seit Jahrhunderten von
Gelehrten aus physischen Gründen geltend gemacht worden
ist, so darf sie hier nicht unerwähnt bleiben, besonders
wegen der mit vieler Wahrscheinlichkeit daraus
abzuleitenden Folgerungen für die Bildung des Bodens
der Ni ede r l ande , und die dort vorgegangenen späteren,
historisch belegten, Veränderungen.
Als die wesentlichsten physischen Gründe für das
ehemalige Daseyn einer solchen Landenge hat man folgende
angeführt: 1) die genaue Aehnlichkeit der eiiian-
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