ohne vegetabilische Bedeckung ist, da der Salzgehalt
das Entstehen und Wachsen anderer als einiger zerstreut
stehenden Salzpflanzen verhindert. Zu Erscheinungen
gleicher Art sind auch die fast unzähligen über
diese Steppe verbreiteten Seen und Pfützen von Salzwasser
zu rechnen; die man auch in dem niedrigen ehemals
vom Meere bedeckten T h e ileT au r i ens findet (1).
Noch einen Beweisgrund geben die in der Sandsteppe
verbreiteten Schaalen von Muscheln, welche den im
Ca spi s chen Me e r e lebenden Arten angehören, und
nicht den Muschelarten der dortigen Flüsse.
Man hat auch noch angeführt, dafs das Caspi -
s c h eMe e r dieselben Fische, welche man im Schwarzen
und den äufseren Meeren findet, und sogar Pho-
ken enthalte. Dieser Umstand würde, wenn er überhaupt
zu berücksichtigen wäre, nicht nur für den ehemaligen
Zusammenhang mit dem Schwarzen, sondern
auch mit den äufseren Meeren sprechen; denn
hätten das Schwarze und Caspisehe zusammen nur
ein Binnenmeer ausgemacht, so würde die Beantwortung
der Frage: wie die Phoken u. s. w. hineingekommen?
nicht leichter seyn, als sie jetzt für das Ca-
spische Meer allein ist. Doch diese Frage betrifft
eine der dunkeln Stellen in unserer Naturkunde,
und ihre Beantwortung gehört in die Geologie und be-
trifft die vorhistorischen Zeiträume der Erdausbildung,
die ausser dem Gebiete unserer Abhandlung liegen, wie
die Flözbildung, allgemeine Wasserbedeckung u. s. w.
Dieser Gegenstand fällt in Eine Klasse mit dem Da-
seyn der Wölfe in Grofsbritannien, aus welchem man
auf einen ehemaligen Zusammenhang dieser Insel mit
dem festen Lande hat schliefsen wollen.
l) Pallas neuere Reise TIi. 2. S. tfy.
Für unsern Zweck aber ist eine Erörterung der
Frage nöthig: ob üb e r die V e r a n l a s s u n g zu der
so b e t r ä c h t l i c h e n , an s i ch dur ch h i s t o r i sche
und p hy s i s che Gründe e rwi e s e n e n V e r min
d e r u n g des Wa s s e r s t ande s i n den genannt
en Me e r en e b en f a l l s h i s t o r i s c h e Not
i z en v o rhand en s ind? oder ob das, was man
darüber aufgestellt hat, nur auf Vernunftschlüssen und
versuchten Erklärungen, w e^c^e durch Tradition einen
historischen Charakter angenommen haben, beruhen
dürfte? wie es z. B. bey den Sagen von der Tren-r
nung Siciliens von Italien geschienen hat.
Wir haben, schon oben erwähnt, dafs die Sago
von e in em g ewa l t s ame n Du r c h b r u c h e des
S c hwa r z e n Me e r e s im T h r a c i s c h e n B o s p o rus
— der freylich alle oben bemerkten Erscheinungen
leicht erklären würde — im Schwange gegangen ist,
Für die Nachricht davon, welche, wie schon bemerkt,
von Diodor von Sicilien und auch Dionys von Hali-
carnafs (1) mitgetheilt wird, werden von Diodor ausdrücklich
die Sagen der S amo thr a c i e r zur Gewähr
angeführt; man will daher gern als nähere Quellen
die für uns verloren gegangenen Bewahrer dieser
Sagen betrachten; nähmlich den Eallistratus, Geschichtschreiber
von Samo t hrace, Satyrus, der eine
Sammlung alter Mythen geschrieben hatte, Arktiuos,
ein Schüler des Homer (wie man annimmt), und andere
sehr alte Schriftsteller. Einige Neuere, besonders
Franzosen (2) legen einen grofsen Werth auf diese
Nachricht, und sind der Meynung, dafs die hier ange-
1) L. 1. c. 61. u. 68-
2) s. Dureau de la Malle Geogr. pli. de la Mer noive. p. 242.