G e l d e r ns chen Yssel "wieder mehr Wasser zugewendet,
welches vor Anlegung dieses Canals der Wa a l im
Uebermaase zuströmte, weil der obere Zuflufs zu jenen
Rhein - Armen versandet war.
Auch noch höher hinauf zwischen den genannten
Strömen findet man einzelne wiewohl minder beträchtliche
Veränderungen. So ist z.B.das Schlofs Bi e s enbur
g (vielleicht das Burginatium der Römer) zumTheil
von der Waal weggerissen worden (1); die ehemaligen
Moräste um He r z o g e n b u s c h sind vertrocknet (2)
u. s. w. Nur beyläufig gedenken wir auch der Nachrichten,
dafs bei D or t r e ch t tief unter der Erde altes
Pflaster und Fufsböden gefunden (3), däfs in S e e 1 a n d
beym Abschwemmen der Dünen alte Särge zum Vorschein
gekommen seyn sollen (4) u. s. w . ; da diese
Beobachtungen auf eine andere Naturerscheinung deuten
— auf die überall statt findende Erhöhung des Bodens
niedriger sowohl bewohnter als unbewohnter Länder
— über welche wir uns im dritten Buche zu verbreiten
haben werden.
D e r R h e i n ,
dessen linken Arm wir in der Wa a l schon betrachtet
haben, war in der Zeit, als die Römer zuerst, mit seinen
Mündungen bekannt wurden, zweyarnrig (5), d. i. er
hatte zwey Hauptausflüsse, den mit der Maas gemeinschaftlichen
durch die Wa a l (He l i um) und einen
2) Alting a. a. O. P, I. p. 24.
2) Biisching a. a. O. S. 19g.
3) L u lo ff's Ein le itun g zur Kenntnifs der Erd kugel übersetzt
von K ä s tn e r I, S. 380.
4 ) L u lo f f ebendas. S. 387.
5) Extremique hominum Mörini, Rhenusque bicornis. Vir
gil. Aen. L . VIII. 727.
zweyten mehr nördlich, aber gleichfalls an der Westküste
der Provinz Ho l l and befindlichen. Wir werden
[bald sehen, dafs der dritte, durch die Yssel , ihm erst
später gegeben wurde. Julius Caesar zwar, der doch
elfter ist als Virgil, giebt ihm mehrere Mündungen:
)tet ubi Oceano adpropinquat, in plures diffluit partes,
wultis ingentibusque insulis ejjectis, quarum pars magna
aferis barbarisque nationibus incolitur (ex quibus sunt
qui piscibus atque ovis avium vivere exisiimantur) muU
tisque capitibus in Oceanum influib (1).“ Es ist oben
gedacht worden, dafs man annimmt, es möchten schon
in alter Zeit mehrere,, wenn auch nicht schiffbare Ausströmungen
der Waa l und Maas zwischen den See-
l ä n d i s c h e n Inse l n vorhanden gewesen seyn; vielleicht
hatte Caesar diese im Sinne, während sie von
andern Schriftstellern neben demgrofsen He l ium nicht
beachtet wurden. Vielleicht bestand auch schon ein
Seitenausflufs des Rhe i n durch die Ut re ch te r Vecht
in den Zuy der see (2). Vielleicht waren aber auch
Caesar's Nachrichten von den Gegenden nördlich der
Maas nicht ganz genau. Zweifel mögen allerdings
über die Vertheilung des Laufs der grofsen Ströme in
jenen Gegenden obgewaltet haben, da Strabo (3) anführt,
dafs Asinius (mit Caesar gleichzeitig) die hierüber
herrschenden Irrthümer bestritten und behauptet
habe, man dürfe nur zwey Mündungen des Rhein
annehmen.
Zwölf Jahre vor Christi Geburt liefs TDrusus den
Rhe i n mit dem Z u y d e r s e e ( F l e v u s ) verbinden,
und zwar wohl durch mehr als Einen Canal. Vielleicht 1
1) Be ll. Gail. L . IV- e. 10.
2) B ru in in g a. a. O. p. 3. u. 4.
3) Im vierten Buche. T . 2. p. 47-