der gegenüberliegenden Englischen und Französischen
Küsten, in Masse und Form. In der That ist diese
Uebereinstimmung grofs, und man kann die Richtung,
in -welcher der höchste Rücken der Landenge gelegen
haben müfste, genau bestimmen, wenn man Linien
von Dover und Fol ks tone auf der Englischen Seite
nach dem Cap Blanc nés und dem Ort Vis s a n t z
auf der Französischen zieht. Diese Linien bezeichnen
die schmälste Stelle der jetzigen Meerenge, und treffen
zugleich auf die höchsten Felsenhöhen beyder Ufer; gegen
Nord und Süd werden diese niedriger, und eine
Linie mit voriger ziemlich parallel von S andwi ch
nach Calai s gezogen trifft auf beyden Seiten niedrige
sandige Küsten. — 2) Die abgebrochene steile Form
der Felsenufer auf beyden Seiten. — 3) Die geringe
Tiefe des Wassers in der Meerenge, und das Zunehmen
der Tiefe zu beyden Seiten derselben nach Norden und
nach Südwest; — der Meeresboden bildet nehmlich einen
wirklichen langgezogenen Berg, dessen Rücken in
der Linie von Do v e r nach Bo u l o g n e liegt, und
dessen Seiten sich nach der Richtung des Canals, und
nach der grofsen Oeifnung der Nordsee zu sanft verflachen,
so dafs das Meer über der genannten Linie 16 bis
tiefstens 28, am westlichen Ausgange des Canals go bis
120 und zwischen den She t l ändi s chen insein und
der No rwe g i s c h e n Küste 72 bis 140 Faden Tiefe
hat (1). 4) Die Beschaffenheit des Grundes in der Meerenge,
welcher höchst uneben ist, und aus zackigen Fel*
senbänken, und Bruchstücken von Felsen besteht. —■
5) Die sehr geringe Breite dieser Strafse. — 6) Das Da-
seyn von wilden Thieren, Wölfen u. s. w. in England,
j ) ü. Stevenson in Edinburgh pliilosophical Journ. Nr. 5.
(l820^)a. a. O. — Desmarest dissertation sur l’ancienne jonction
de l’Angleterre à la France, à Amiens. 1753. gvo.
die man in älteren Zeiten daselbst in Menge fand. Endlich
führt man noch 7) den Umstand an, dafs die Benennung
ClijJ, welche man den felsigen Ufern der Strafse
in Eng l and giebt, von dem Worte to cleave, sp a l ten,
herkomme (t).
Einen achten Grund stellt Desmarest als historisch
wichtig diesen physischen an die Seite. Er bemerkt,
dafs den Alten — Caesar, Tacitus, Strabo u. s. w. die
grofse Aehnlichkeit zwischen den Einwohnern Grofs-
brit.anniens und denen Ga l l iens in Sprache, Volkssitten,
Religion und drgl. aufgefaHen sey; dafs sie aber
zugleich eine gröfsere Wildheit und Rohheit an den er-
steren bemerkt, und doch ganz und gar keine Verbindung
zwischen diesen beyden Völkern, deren gemeinschaftlicher
Ursprung nicht zu verkennen sey, gefunden
, ja sogar in Gallien gar wenig Nachrichten über
Grofsbritannien hätten erhalten können. Da nun nicht
denkbar sey, dafs so rohe Barbaren in früher Zeit, wo
auch die Gallier noch nicht viel cultivirter gewesen
seyn könnten, eine solche Fertigkeit in der Schiffahrt
gehabt haben sollten, dafs sie über den Canal hätten
setzen können ; so bliebe gar nichts Anders übrig, als das
ehemalige Daseyn eines Isthmus, auf dem das Volk —
damals ein Einziges — sich verbreitet habe, und die
nachmalige , und doch vor undenklichen Zeiten erfolgte
Zerstörung dieser Landenge anzunehmen, Nur dadurch
lasse sich erklären, dafs das van aller übrigen Welt abgesonderte
Volk verwildert sey, und doch noch die
Merkmale seines Ursprungs und seiner Verwandschaft
mit dem auf dem Continent zurückgebliebenen behalten,
habe. Denn, meynter; wenn eine von Gal l ien
l) Dom JVlann Mémoire sur l’ancien état de la Flandre maritime.
In den Mémm. de l’Academie de Bruxelles T. 1»
p. 59. 3.