nicht die Aufmerksamkeit erregt zu haben, die er
gewifs verdient.
Die ungleiche Vertheilung des Wassers auf dem
Erdbälle; das Hervorragen des bey weitem gröfsern
Theiles des Trocknen in der Nördlichen Halbkugel,
und die fast gänzliche Ueberschwemmung der Südlichen
bis auf eine noch nicht ergründete, aber wohl
die Höhe der höchsten Gebirge übertreffende Tiefe, ist
eine Erscheinung, welche von jeher allen Beobachtern
aufgefallen ist. Sie mufs einen physischen Grund haben,
denn in allen diesen Erscheinungen ist Nichts
zufällig, Nichts gleichgültig. Man hat der Gestalt der
Erdtheile eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt
und zu erklären gesucht, wie es gekommen seyn
möge dafs diese sich nach der Südseite zu fast in lauter
Spitzen endigen. Man hat diese Gestalt dem flu-
thenden Wasser zuschreiben mögen, und angenommen:
es müsse in der Urzeit eine grofse Fluth in
d e r Ri c h tu n g vo n Süden nach Norden über
die Erde gegangen seyn, und die Erdtheile in der
Form ausgewaschen haben, in welcher sie sich jetzt
darstellen. Wenn eine Fluth zu dieser Bildung gewirkt
hat, wie allerdings sich aus der Analogie der
Thalbildung schliefsen läfst; so will es uns scheinen,
dafs sie auch hier auf ähnliche Weise wie die Thalbildung
erfolgt seyn werde; denn die grofsenErdtheile,
in ihrem Verhältnisse zum Weltmeere betrachtet, zeigen
sich in der That so wie grofse Gebirgszüge in
ihren Verhältnissen zu den Thälern und Ebenen. Daher
würde, unsers Bedünkens, die Ausbildung der
Gestalt der ersteren und ihrer spitz zulaufenden südlichen
Enden, einer von Norden nach Süden und
nicht umgekehrt gerichteten Fluth zugeschrieben werden
müssen. Zu dieser Ansicht scheint nun allerdings
auch die Wahrnehmung der in der südlichen Halbkugel
angehäuften gröfsten Menge des Wassers zu stimmen,
und in ihr ist vielleicht eine Fortdauer des allmählichen
Nachzugs jedes sich in der nördlichen Halbku-
. gel ergebenden Uebermaases von Flüssigem gegründet,
wodurch dann ein Steigen des Meeres-Spiegels in dieser
verhindert werden könnte,; oder doch nur höchstlangsam
erfolgen dürfte.
Doch hier stehen wir an der Gränze der Untersuchungen
dieunserm Zwecke angehören, und wir dürfen,
um von diesem uns nicht zu entfernen, weiteren
Speculationen nicht nachgehen, welche ganz in das
Gebiet geologischer Forschungen gehören, denen keine
Ueberlieferung mehr die Hand bietet. Auch die in der
Geschichte der meisten alten Völker vorkommende Sage
von einer grofsen weit verbreiteten Fluth, die sich
einst unter den Augen des Menschengeschlechtes ereignet
haben soll, näher zu betrachten, müssen wir uns
noch Vorbehalten.
ENDE DES ERSTEN BUCHES.