Nicolo Zen (der Ältere) aus einem alten Venezianischen
Geschlechte entsprossen, und angesehen als
braver See-Officier, rüstet (im J. 138« «dar 139°) auf
eigene Kosten ein Schiff aus zu einer Reise in entfernte
Meere, seegelt durch die St r a f s e v o n Gib r a l t
a r um nach En g l a n d und Fl an d e rn zu gehen,
wird (wo ? das sagt die Erzählung nicht) von einem
Sturme überfallen , und nach mehreren Tagen des Herumirrens
an eine ihm unbekannte Insel geworfen,
welche Fr i e s l an d heifst. Das Schiff geht zu Grunde,
Menschen und Ladung werden gerettet. »> Diese
Insel steht unter der Oberherrlichkeit des Königs von
No rwe g e n . Dort findet sich aber ein kleiner Fürst,
Herr von benachbarten an der Südseite von Fr i e s l an d
gelegenen kleinen Inseln P o r l a n d genannt, und von
einem Landstriche, den der Bericht S o r a n y nennt,
von welchem aber: ob er eine besondere Insel sey,
nicht angegeben, sondern nur gesagt wird, dafs er
S ch o t t l an d gegenüber liege. Die Worte des italienischen
Textes: ed oltre le dette picciole isole signo-
reggiava f r a t e r ra la Duckea di Sorany posta della
banda verso Scotia, lassen vermuthen dafs Sorany
ein Theil der Insel Fr i e s l and selbst gewesen seyn
müsse. Hiernach schien sie nicht weit von S c h o t t l
and gelegen zu haben. Dieser Fürst Nahmens
Z i c hmn i ist im Begriffe sich Meister von der großem
Insel zu machen, und steht eben mit Truppen auf
derselben. Er leistet dem gestrandeten Zeno Bey stau d
gegen die Eingeborenen der Insel, die den Schiffbrüchigen
Verderben bereiten wollen, redet den Nicolo
in l a t e in i s c h e r Sprache an, freut sich in ihm einen
Ven e t i a n e r zu sehen, nimmt ihn in seinen Dienst,
überträgt ihm eine Befehlshaberstelle bey seiner Seemacht,
die aus dreyzehen Schiffen besteht, unter de
nen zwey Ruderschiffe, die übrigen aber kleine und
nur noch ein gröfseres sind. Mit dieser Seemacht
werden Reisen nach benachbarten kleinen Inseln und
um die Küsten der gröfsern (Fr ies land) gemacht,
mehrere Plätze gewonnen, endlich von Zichmni und
Zeno die ganze Insel nebst der Hauptstadt, welche
auch F r i e s l a n d geheifsen haben.soll, erobert.
Dieses Alles berichtet Nicolo Zen an seinen Bruder
Antonio nach Venedig, und veranlafst denselben
gleichfalls nach Fr i e s l and zu kommen. Dieser folgt
der Einladung des Bruders, und nun leben beyde Brüder
vier Jahre dort zusammen in Zichmnis Dienst.
Nach dieser Zeit stirbt Nicolo daselbst, Antonio aber
bleibt noch zehen Jahre länger bey dem Nordischen
Fürsten, und kehrt dann nach Ven e d i g zurück, wo
er seine Tage beschliefst.
Die fragmentarischen Nachrichten enthalten Mehrer
es über die Lage der Insel Fr i e s l an d und einiger
anderen Inseln und Länder, welche die Zeni zum
Theil selbst besucht haben wollen; so wie einiger anderen
nach Berichten eines friesländischen Fischers,
der selbst sechsundzwanzig Jahre früher durch Zufall
dahin gekommen seyn wollte.
Dem Schriftchen ist eine Charte beygegeben,
welche den Schauplatz der Zenischen Entdeckungen
vorstellt. Der jüngere Ni c o l o Zen (der als Kind die
Briefe zerrissen hatte) sagt: dafs er die Zeichnung
dieser Charte, wiewohl gleichfalls ganz beschädigt und
verdorben, noch aufgefunden und eine Copie davon
zu Stande gebracht habe. Weitere Beweise für ihre
Aechtheit bringt er nicht bey.