ja das dürfen wir nicht. Unstreitig fällt der Anfang
der Bildung des D e l ta in weit frühere Zeit als die
acht bis neunhundert Jahre vor H e r o d o t , er fällt in
Zeiten die nicht mehr in das Gebiet unserer Geschichte
gehören, und die dunkeln Angaben der Aegyp tischen
Priester sind zwar bedeutungsvolle Winke aber keine
Sätze auf welche sich Berechnungen bauen lassen.
Ohne in die Nothwendigkeit versetzt zu seyn,
die Art wie die Landbildung durch den Nilschlamm
vorgeschritten ist, durch strenge Berechnung auszu-
mitteln, haben wir in dem ganzen von H e r o d o t an
bis jetzt verflossenen Zeiträume Erscheinungen in
Menge aufzuweisen, welche diese fortschreitende Bildung
auf das deutlichste darthun. Aegyptens Delta
hat seit jener frühen Zeit grofse Veränderungen erlitten
, welchen allen dieselbe Ursache wie der Bildung
des Delta zum Grunde liegt (1).
Die sieben Hauptmündungen des NII — einige
dazwischen liegende kleine Ausflüsse oder falsche Mündungen
ungerechnet — von Ost nach West gezählt,
waren folgende. 1. Die P e l u s i s che , von dem gleich-
benannten östlichen Arme des Ni l . — 2. Die Tani -
t i s c he ; so nennt sie S tra b o (2), Andréos s y nennt
sie die Saïtische, H e r o d o t , wie L a r eher (3) dafür hält,
dieMendesische. — 3. Die Mendesi s c h e ; so nennen
diese S t r a b o , P to lem ä u s , A n d r éo s sy und R e ic h a r d ,
L a r c h e r hält sie für die Bucolische des H e r o d o t , die
nach ihm auch die Phatnitische hiefs; sie war eine
künstliche, und entstand nebst der vorhergenannten 1 2 3
1) HemelFs Geographie Herodot’s. S. den Auszug in Bre«
dow’ s Untersuchungen etc. St. 2. S. 591 — 625*
2) L. 17. T. 1S. p. 534-
3) 2te Ausg. T. 2. Note 35 zum 2. Buche.
zweyten aus dem Mendesischen Nebenarme des mitt-
lern Hauptarmes des Nil. — 4* Oie Pha tn i t i s ch e ,
wie sie S t r a b o , P to lem a e u s , D a n v i l l e , A n d r eo s sy
und R e ic h a r d nennen, nach L a r c h e r die Sebennyti-
sche. Sie war die Hauptmündung des mittlern Hauptarmes.
— 5. Hie S e b en n y t i s ch e , nach den fünf
bey der vorigen zuerst genannten Geographen, nach
L a r c h e r aber die Saitische, eine Mündung eines
von demselben mittlern Hauptarme westlich abgehenden
Nebenarmes. — 6. Die Bo lb i t i n i s c h e ,
eine künstliche Ableitung von dem westlichen oder
Kanopischen Hauptarme, gegen Osten abgehend. —
7. Die Ka n o p i s c h e oder Hauptmündung dieses
gleichnahmi'gen Armes, welche auch die He ra kl eo-
t i s c h e und Na u k r a t i s c h e genannt wurde.
Die vormalige P e lu s i s c h e (Östlichste) Mündung
des Nil, die ihre Benennung hat vom Schlamm (cmo
xov ityXov ( 0 , nnd durch welche A le x a n d e r d . G r . in
Aegypten eindrang, ja fast der ganze zu ihm führende
Arm ist versandet, b
Der Mende s i s che oder T a n i t i s c h e Arm,
oder, wenn diese wie einige glauben zweyerley waren,
beyde, sind verschwunden. Da wo ehedem ihre
Ausflüsse waren, befinden sich noch Oeffnungen in der
grofsen Landzunge, welche den See Menz a l eh eben
so vom Meere scheidet, wie die Nerungen das frische
und kurische Haft. Dieser See selbst zwar ist alt, abef
60 wie es wahrscheinlich ist, dafs die so eben genannte
Landzunge aus dem Nilsande gebildet ist, den das
Meer vor den Mündungen zusammengetrieben hat; so
ist historisch ausgemacht, dafs sein Böden grofse Veränderungen
erlitten, - und der Nilschlamm Bänke und l)
l ) Strabo L. 17. T. 5. p. 544»
Vevänd. d. Erdfl. Bd, j. Q