aus über den Canal gegangene Colonie Großbritannien
bevölkert hätte, so sey kein Grund vorhanden aus welchem
die zwischen den Bewohnern dieses Landes und
des Continents mögliche und wirklich bestandene Verbindung
in der Folge so ganz aufgehört haben solle.
Selbst der Umstand, dafs zufolge der von Caesar gegebenen
Nachricht, Grofsbritanniens Urbewohner das
Innere des Landes und die Gebirge inne gehabt, die
Küsten aber von später übergegangenen Belgiern bewohnt
gewesen, wird ihm daraus erklärbar. Er glaubt
nähmlich: dafs das furchtbare Phänomen des Durchbruchs
eines ehemaligen Isthmus die Einwohner von
den Küsten in das Innere zurückgeschreckt habe.
Dafs die meisten dieser Gründe viel für sich haben,
und darauf die Annahme einer ehemaligen Landenge an
der angegebenen Stelle wohl gebaut werden kann, wird
nicht leicht ein Physiker und Geograph in Zweifel ziehen.
Nimmt man nun das ehemalige Daseyn derselben
an, so kann man darauf allerdings eine Erklärung der
Bildung der Ni ede r l ande gründen. Während die angenommene
Landenge bestand, bildete das Nordmeer
zwischen Engl and, No rdf r ank r e i ch u. Teutsch- I
land einen weiten und tiefen Busen. Die aus Norden I
wirkenden Fluthen, welche in der felsigen Landenge
Widerstand und ihre Gränze fanden, hielten in diesem
Busen allen Sand, den die grofsen sich hinein ergie-
fsenden Flüsse mit sich führten, zusammen, und trieben
ihn gegen die Küsten. Durch diese Anschwemmung
bildete sich das niedrige Land um den Busen
herum, sowohl auf der Niederländischen oder Teut-1
sehen Seite, als auf der Englischen in No r f o l k , Suf-j
folk, Essex , Kent u. s. w. So bildeten sich Hol-1
land, Fr i e s l and u. s. w. als grofse Sandbank, d ie l
sich im Laufe der Zeit erhöhete, — als ein Del ta de s l
Rhein von dessen Zerspaltung an, wie das Aegyptische
Delta vom Schlamme des Ni l .
Dafs die Ni e de r l ande wirklich auf diese Weise
gebildet worden seyn müssen, das ist kaum Hypothese,
man mag es wohl als Thatsache annehmen; denn Alles
spricht laut dafür, die innere Beschaffenheit des
Landes, so wie seine Form, die sich in der glatten,
nicht von Einbuchten und Busen zerschnittenen, Westküste,
eben so als eine Alluvion darstellt, wie z. B.
das gleichfalls angeschwemmte niedrige Land im Grunde
des Biscayischen Meerbusens vom südlichen Ufer der
Garonne bis an den Fufs der Pyrenäen.
Der Durchbruch der Landenge aber mufs eine bedeutende
Veränderung in der Beschaffenheit des angeschwemmten
Landes, und in den nachherigen Wirkungen
des Oceans auf dasselbe hervorgebracht haben.
Wahrscheinlich ist es, dafs die Ni ede r l ande vorder
Zeit eines solchen Durchbruchs vom Meere bedeckt waren,
und dafs die von Nord nach Süd strömende Mee-
resfluth demOcean in dem Busen einen erhöheten Stand
gegeben hat, welcher, nach hergestellter Verbindung
mit dem südlichere Weltmeere durch den Englisch-
Französischen Canal, aufhören mufste, weil alsdann
das nördliche Meer sich sogleich mit dem südlichen in’s
Gleichgewicht setzte. Ein solcher erhöheter Stand eines
Meeres gegen ein anderes von ihm durch eine Landenge
getrenntes hat nichts Unnatürliches; wie es denn
ganz bekannt ist, dafs das Ro th e Meer , in welches
die Fluth des grofsen Indischen Oceans dringt, einen
um mehrere Klaftern höheren Wasserstand hat, als das
Mi t t e l län d i s c he . Dafs aber ein solcher bey dem
Teut s chen Meere gegen den Canal , den letztem
als einen Theil des Atlantischen Oceans betrachtet,
statt gefunden haben mag, dafür scheint auch