des D o l l a r t ist Ursache, dafs die Ems ihren Lauf
gänzlich verändert hat, und statt wie sonst östlich und
nördlich um die jetzige Insel Ne s s e r l and, welche
vordem mit Re id e r l and zusammenhieng und noch
stets vom Wasser benagt wird, herum und dicht an
Emd en vorbey zuflielsen, sich einen geraden Weg nach
Westen gebahnt hat, und jetzt Ne s s e r l and in Süden
vorbey fliefst (1).
Das ganze Küstenland nebst den vorliegenden Inseln
hat noch mehrere grofse Veränderungen erlitten. Die
Ems, welche jetzt von Re id e an nordwestlich fliefst,
und die Insel Bo r k um zwischen ihre beydenMündungen
fafst, theiltesich aller Wahrscheinlichkeit nach in alter
Zeit schon bey der K n o c k (derLandecke westlich
von Emden) in zwey Arme, von denen der östliche jetzt
gänzlich verschwundene durch das Land der jetzigen
Aemter Emden, P ews um und Nordenströmte, und
zwischen den Inseln Juys t und No r d e rn e y ins Meer
fiel, zu der Zeit in welcher, wie wir schon bemerkt haben,
die Inseln B o r k um und Juy s t unter sich und mit
den verloren gegangenen B a nt und Bu i f s e nur eine
einzige Insel bildeten. Man glaubt, das Zerreifsen dieser
Inseln sey im zwölften Jahrhunderte erfolgt, vielleicht
bei einer grofsen Fluth von lfl| | (2); dafs im neunten
Jahrhunderte Ban t noch mit Bo r k um verbunden gewesen,
darüber sollen Nachrichten vorhanden seyn.
Nördlich von Emd e n liegt die L e y b u c h t , ein
kleiner Meerbusen, welchen das Meer im dreyzehenten
Jahrhunderte gerissen haben soll. Seitdem haben aber
die Küsten dieses Busens wieder so viel Zuwachs an neu-
eingedeichtem Lande erhalten, dals das Städtchen Mal)
Arends a. a. O. S. 2gr. 2) Arends 1. S. 317.
r i en ha v e , das sonst an der Küste oder in naher
Canalverbindung mit derselben lag, jetzt im Lande
und ohne alle solche Verbindung liegt. Dieser Ort war
eine gewöhnliche Zuflucht Störtebekers und seiner Gesellen;
aber der Canal, durch welchen diese mit ihren
Schiffen bis zur Stadt gelangten, der denNahmen S t ö r t
e b e ke r s De e p führte, ist längst vertrocknet und
verschwunden (1).
Im Amte Esens, der Insel L a n g e r 0 o g gegenüber,
gieng im J. 1277 das Dorf O t zum unter, dessen Kirch-
thurm vonbehauenen Flintensteinen gebaut gewesen seyn
soll. Westlich davon wurden die beyden Kirchdörfer
Bense und Ol d e n d o r f im Jahre 1570 am Allerheiligen
Tage von den Fluthen verschlungen (2).
In dem weiter östlich liegenden Amte Wi tmu n d
hatte das Meer einen drey Stunden langen Busen vom
Neuha r l ing e r Sieh l bis zum F r i e d e r i k e n S i e h l
in Jever eingerissen : die H a r l b u c h t. Dieser ist seit
der Mitte des sechszehenten Jahrhunderts durch neuein-
gedeichtes Land ganz wieder zugefüllt worden (3).
An der Ostseite der Herrschaft J e v e r wiederhohlt
sich die Erscheinung des Do l l a r t in der J ah de. Dieser
über drey Quadratmeilen fassende Meerbusen ist
gleichfalls neuerer Entstehung. Schon vom J. 1016 (weiter
hinauf reichen die Nachrichten nicht) hat mandie
Erzählung eines damals zwischen der Jahde und We-
ser verschlungenen Stückes Land, auf welchem ein
Schlofs Nahmens Me l l um lag (4); die eigentliche
Entstehung des Busens wird in das Jahr 1218 gesetzt,
doch haben einige vormals darin bestandene Orte sich
1) Arends i. S. 60. u. 375. 2) Arends Th. 2. S. 7.
3) Ebendas, S. 41.
4) Biiscking Erdbesclir. Thl. 9. der 7ten Ausg. S. 613,