über die Zerstörung der Ufer hat, aber dennoch übt
auch hier das Meer seine Kraft an den Stellen, wo hohe
Küsten sind. So sind die Mauern der Stadt Leba,
so ist der Kirchhof des Dorfes Ho f i n P omme r n von
den Fluthen unterwaschen worden. An derselben
Küste bey demDorfe J e r shöft unweit Rü g enwa l -
de sanken im J. i8oo drey Morgen Landes, auf dem
40 Fufs hohen Uferlande gelegen, hinab in das Meer (1).
Die vor Danzig liegende Landspitze von Heia, die
Vorgebirge Be e s e rh a u p t unweit P u t z i g , und
B r u s t e r o r t unweit P i 11 a u , sollen (2) ehedem weiter
m das Meer hinausgeragt haben. Dagegen ist das f r i sche
Ha f f _ der durch eine schmale Landzunge, f r ie
Ne ru n g genannt, eingeschlossene Busen von
sufsem Wasser, in welchen sich von Süden her zwey Arme
der We i c h s e l , und von Norden die P r egel ergie-
Sen Schauplatz mancher Veränderung gewesen« Ei-
ne alte Sage läfst das Haf f und die Nerung durch einen
furchtbaren Sturm, oder vielmehr eine in ihrer Art
einzige Bewegung in der Natur, entstehen, welche
mehrere Jahre nach einander gewüthet, und die ganze
aus Sanddünen bestehende Erdzunge aufgeworfen haben
soll Die Sage setzt diese Begebenheit in das zwölfte
Jahrhundert. In diesem hat sie sieh aber sicher nicht
ereignet, denn das im eilften Jahrhunderte geschriebene
Leben des Ledigen Adalbert, und selbst die Reisenden
omg Ifreds, die diese Gegend im neunten Jahrhunderte
besuchten, beschreiben solche schon so, wie sie
sich heute noch zeigt.
1) Soren Biörn Bemerkungen üb. d. vormal. und gegcnw.
Lage u. Beschaffenheit der Preufsischen und DanzigerSüd-
bakischen Ufer u. s. w . Danzig ig eg. fl> i 5 u. 24.
2) Biörn a, i ( S. 2j .
Die Nerungen sind sicherlich nicht neuerer Entstehung
als die Haffe , sondern sind alte Dünen, welche
den völligen Einbruch des Meeres in die von den
Ausströmungen der Flüsse überschwemmten Niederungen
verhindert haben. Letztere aber sind ohne Zweifel
in älterer Zeit nicht so ganz mit Wasser bedeckt gewesen
, so lange noch die Flüsse ihre Betten nicht so sehr
versandet und erhöhet hatten, und mögen wohl hauptsächlich
dadurch zu ihrer gröfsten Ausdehnung gelangt
seyn, dafs die alten Mündungen der Flüsse durch die
Dünenbildung vom beweglichen Sande völlig verschlossen
wurden. Die Bildung solcher langen, schmalen,
blofs aus Dünen bestehenden Erdzungen, welche so
grofse Seen vom Meere abschneiden, und die wohl nur
in einem eingeschlossenen Meere statt finden kann
da ein Ocean sie zerstören würde — scheint insbesondere
dem Ba l t i s c h en Mee r e eigen zu seyn.
Man findet sie dort viermal vor den Mündungen der
gröfseren Flüsse der Südküste wiederholt: vor der
Dü n a und dem Ni eme n , vor der P r egel und
No g a t , der We i c h s e l , und endlich vor der
Oder. Da sie sich vor den grofsen von Norden her
kommenden Flüssen nicht findet, so mufs sie mit einer
besondern Bewegung des Wassers im Ba l t i s ch en
Meer e in Causalverbindung stehen. Eine solche, von
Norden nach Süden vorherrschend und mächtiger als
umgekehrt wirkende Bewegung findet nun aber in
demselben wirklich statt, also wird in dieser der physische
Grund zu Entstehung der Nerungen zu suchen
seyn. Eine ähnliche Beschaffenheit haben vielleicht
ehemals die in der Nordsee vom Te x e l bis zur W e s
e rmü n d u n g gelegenen Dünen gehabt; aber diese
sind entweder nie ganz zusammenhängend gewesen
und gleich nur insularisch gebildet, oder von dem