lien. Die Schaalen - Thiere hinterlassen bey ihrem Tode
einen festen steinartigen Theil, der bekanntlich nur
durch starke Säuren aufgelöfst wird, aber den Einwirkungen
des Wassers und der atmosphärischen Luft so
lange Widerstand leistet, dafs er unter gewissen Umständen
eher in Steinmasse verwandelt als aufgelöfst wird.
An den Orten des Meeresbodens wo solche Schaalen-
Thiere leben und sterben, müssen sich die kalkartigen
steinharten Gehäuse derselben von Jahren zu Jahren in
Übereinander liegenden Schichten anhäufen, mit den Gräten
und Knochen der anderen Seethiere wahrscheinlich
jrur sparsam vermengt, weil diese letzteren mehr zerstörbar,
und ihre Eigenthümer in minder grofser Anzahl
wenigstens an einerund derselben Stelle vorhanden sind.
Diese Ueberbleibsel der Schaalenthiere, mit Sand und andern
soliden Erdtheilen vermengt und in solche eingepackt,
bilden unstreitig den Boden der Meere an allen
den Stellen, wo die Umstände die Anhäufung davon zulassen.
Dort eshärtet unfehlbar die daraus entstandene
Mischung, durch irgend einen chemischen Procefs, zu
Welchem die Stoffe zum Theil in dieser Mischung selbst
liegen, unter dem Drucke der darüber stehenden Wassersäulen
zu Stein, oder mit anderen Worten: die vormals
organischen Körper versteinern, und es bilden sich
die kalkartigen Steinschichten, die wir noch jetzt überall
als den Boden ehemaliger Meere auf dem trocknen
Lande finden.
Ist dem so, — und wie soll ihm anders seyn ? —
ao ist klar, dafs diese der Zeit und der Einwirkung des
Wassers trotzenden Ueberbleibsel des Thierreichs den
Boden des Oceans und aller Meere, in denen solche Geschöpfe
leben, allmählich erhöhen müssen.
Der Theorie, die auf dieser Thatsache beruht, zufolge
müfste also allerdings, wenn überhaupt eine Veränderung
im Stande des Meeres - Spiegels statt finde
diese in einem allmählichen Steigen desselben bestehen,
und man mag billig die Frage aufwerfen, woher es
komme, dafs ein solches nicht auf eine merklichere
Weise wahrgenommen wird, und dafs man mehrere
Jahrhunderte lang in Zweifel bleiben kann, ob die
Erfahrung auch der Theorie entspreche ?
Wir können das Geständnifs nicht zurückhalten, dafs
in dem Mangel der erwähnten Wahrnehmung uns ein
grofses Räthsel für die physische Erdkunde — ein noch
unenthülltes Geheimnifs der Natur — zu liegen scheint.
Es will uns nicht genügen, blofs anzunehmen (wie
Stevenson thut), dafs die an vielen Orten statt findende
Zerstörung der Küsten dem Meere eine gröfsere Ausbreitung
seiner Oberfläche gestatte, und dafs also um deswillen
sein Steigen weniger bemerkt werden könne;
denn wir glauben gezeigt zu haben, dafs durch die Zerstörung
der Küsten an einigen Puncten höchstens das an
anderen erfolgende Anwachsen derselben ausgeglichen
werden kann, nicht aber der Zuw'achs an Masse, welchen
der Meeresboden durch die Flüsse aus dem Innern
der Länder, und durch die zuletzt erwähnte Naturwirkung
in seinem eigenen Innern erhält.
Einige Physiker haben angenommen, dafs ein wirklicher
Ve r b r au ch des F lü f s i g en auf dem Erdball
statt finde, und dafs die ganze Masse desselben allmählich
vermindert werde. Sie haben sich dieses auf verschiedene
Weise zu erklären gesucht. Einige glauben,
dafs zu Bildung vieler festen Körper das Flüssige als ein
Bestandtheil gehöre (1). Allerdings enthalten alle organische
und viele Mineral-Körper Wasser in chemischer
0 Pontoppidan von der Neuigkeit, der Welt.