sie es mit erlebt hätten. Ja, man kann die Epoche die'
ser Ueberschwemmung ohne Bedenken um zweyhun-
clert Jahre und vielleicht um noch weit mehrere vor
dem Einfall der Cimbern setzen; denn Strabo (1), der
last Ein Jahrhundert älter ist als Florus, gedenkt der«
selben als vom Ephorus, folglich um die Zeit Alexanders
des Grojsen schon erzählt, und sucht die Sage,
dals die Uferbewohner durch diese Ueberschwemmung
zur Auswanderung bewogen worden seyn sollten, lächerlich
zu machen.
Wenn es aber, wie gemeiniglich angenommen
wird (2), gegründet ist, dafs schon Pytheas (330 Jahre
vorC. G.) Br i t ann i en als Insel gekannt hat, so kann
die sogenannte Cimbrische oder die von Ephorus und
Strabo erwähnte Fluth nicht den ersten Durchbruch der
Landenge von Ca 1 a is bewirkt haben; sonst würden
wohl entweder frühere Nachrichten aus dem noch mit
dem festen Lande verbundenen Br i t an n i en vorhanden
gewesen, oder der Durchbruch, als ein so grofses
und merkwürdiges Ereignifs, würde mit den den Römern
zugekommenen Nachrichten über die Insel zugleich
erwähnt worden seyn. Dieser an sich so wahrscheinliche
Durchbruch mag daher wohl in weit früherer,
unserer Geschichte noch nicht angehöriger, Zeit,
und zwar — wenn er nicht etwa durch einen von Erdbeben
hervorgebrachten Rifs bewirkt worden ist — nicht
auf einmal erfolgt, sondern allmählich vorbereitet worden
seyn*
l ) Buch 7. T. i. pag. 333. 334..
2^ Heeren, Handbuch der alten Erdbeschreibung nach d'Atu
rille, Th. 1. S. 177. — Sprengel Geschichte der Entdeckungen,
2te Aufl. S. g|.
W ir wi s s en also h i s t o r i s ch Ni c h t s vo n
dem Du r c h b r u c h e des Isthmus zwi s c h e n
Eng l a n d und Fr ank r e i ch, und fast so viel als
Nichts von der sogenannten Cimbrischen Fluth und ihren
physischen Folgen; ja wir bleiben selbst über den
eigentlichen Schauplatz der letztem Erscheinung noch
im Dunkeln, so lange unter den verschiedenen Mey-
nungen über den ursprünglichen Wohnsitz der Cimbern,
und über die Gegenden, welche sie durchwandert haben
ehe sie die Römer angrifien, die wahre nicht aufgefunden
werden kann (1).
Daher können wir, um die Veränderungen des Bodens
der Ni ede r l and e welche uns die Geschichte
überliefert hat zu schildern, nicht höher in derselben
hinaufsteigen, als bis zur Zeit Julius Caesar s. Seit
dieser Zeit hat nicht nur der äufsere Umrifs der Ni e de
rl ande gegen den Ocean bedeutende Veränderungen
erlitten, sondern auch der Boden in ihrem Innern,
Vom Cap Bl ancn e s an bis gegen den Ausflufs der
Schelde hin wissen wir von dergleichen Veränderungen
nicht soviel, aber von dem letztem Puncte an
gegen Norden ist der wahre Schauplatz derselben.
D i e S c h e l d e
ward — wie es scheint — von den Alten nicht als ein
sich in das Meer ergiefsender Hauptflufs, sondern als
ein Nebenflufs der Maas betrachtet. Caesar (2) sagt
von ihr ausdrücklich dafs sie der letztem zufalle. Pli-
nius (3) führt sie wenigstens nicht mit unter den sich
in den dortigen Gegenden in’s Meer ergiefsenden Flüs- 1
1) Joh. von 1VIiiller Anmerk. zu seinem Bellum Cimbricum.
in 12. Theile der Samml. seiner Werke, S. 270. 312. 33S.
344. und 352.
2) Bell. Gail. VI. 33* 3) Hist. Nat. IV- 28 und 31.