oder Haiden fest verfilzte Erddecke der Feisen lockert,
wird das Abschwemmen befördern und vermehren,
wie man denn häufige Beyspiele hat, dafs Wolkenbrüche
und Regenfluthen ganze Aeeker der lockeren Decke
berauben.
Diese Darstellung der Art, wie die Flüsse ihre Betten
ausgraben und dieBestandtheile des Landes mit sich
fortführen, ist in der Natur gegründet und augenscheinlich.
Zu der Bildung von neuem Lande an den Seeküsten
scheinen aber neben diesen Abschwemmungen
durch die Flüsse noch andere im Meere selbst und in
seinen Bewegungen liegende Ursachen mitzuwirken.
In Gegenden, in welchen die Bildung neuen Landes
sichtbar nicht nur unter den Augen des Menschen vorgeht,
sondern auch von diesem kunstreich befördert
und zum Erwerbe benutzt w ird , wie z. B. an den
Teutschen und Niederländischen Nordseeküsten, da
Jjiat man Gelegenheit manche nicht uninteressante Beobachtungen
hierüber anzustellen.
Die Alten haben diese Wirkungen gekannt, und
physische Erklärungen dazu gesucht, nach ihren Kenntnissen.
Wenn wir uns übrigens, da jene so wie diese
mangelhaft waren, bey einer solchen Erklärung, welche
Strabo (1) von der Erscheinung giebt, nicht aufhalten,
so dürfen wir doch die Bemerkungen hier nicht
unerwähnt lassen, welche Hr. Friedrich Arends in seinem
höchstunterrichtenden Werke über Ost f r i e s l
and (2) in dieser Beziehung mitgetheilt hat, und lassen
das Wesentlichste davon hier folgen. Hr, Arends 1
1) L . 1. T. j. p. 142.
2) Friedr. Arends, Ostfriesland und Jever in geographischer,
statistischer und besond. landwirthsehaftlicher Hinsicht.
2 Bände. Emden iSlg.
glaubt nicht, dafs der von den Flüssen herbeygeführte
Schlamin allein die Bildung des sich neu ansetzenden
Landes bewirken könne, aus folgenden Gründen. Die
Masse des neugebildeten Landes sey, sagt er: zu grofs
dazu; dann stelle sich die Bildung desselben in verschiedenen
Zeiträumen so ungleich dar, und besonders
sey das Ansetzen in neuerer Zeit sehr beträchtlich, da
doch in dieser so viel durch die Kunst geschehen sey,
um die von Natur durch die Flüsse dem Lande zugefügten
Beschädigungen zu vermindern; ferner erfolge
das Ansetzen des neuen Landes gerade nicht nahe am
Ausflusse der grofsen Ströme (in der von ihm beobachteten
Gegend) sondern weit davon an Stellen der Küsten
wo keine bedeutenden Gewässer sich ins Meer er-
giefsen; man könne (in dortiger Gegend) auch nicht
annehmen, dafs die Bewegung und Strömung des Meeres
den Schlamm der grofsen Ströme von ihren Mündungen
weg in die Gegenden führe wo sich das stärkste
Ansetzen von neuem Lande zeige, weil dieses gerade
an der der herrschenden Bewegung des Meeres entgegengesetzten
Seite statt finde; endlich erfolge der häufigste
Niederschlag von Schlamm gerade gar nicht in
der Jahreszeit in welcher die Flüsse am wasserreichsten
seyen, und folglich den meisten Schlamm mit sich führen,
sondern im Spätsommer und im Frühherbst, wenn
sie am seichtesten seyen.
Diese Einwendungen haben gewifs vielen Schein
für sich. Uns scheint indessen nur die erste in Ansehung
der Sache selbst bedeutend, und diese führt darauf,
dafs ohne Zweifel aufser dem Flufsschlamm noch
anderes Material zur Bildung des neuen Landes mit erforderlich
gewesen ist. Die übrigen Einwendungen
beweisen mehr, däfs die Flüsse, wenn sie auch das
Material zum neuen Lande ganz oder zum Theile lie*