Trennung der Nilarme rückt allmählich gegen Norden
vor (1).
Wir haben uns hey der Geschichte der von dem
N i l hervorgebrachten Alluvion absichtlich länger auf-
gehalten , und weitläuftig über sie verbreitet, weil sie
ein Licht auf dieselbe hey fast allen anderen Flüssen vorkommende
Erscheinung wirft; so dafs w ir uns hey
Aufzählung der Alluvionen der übrigen um desto kürzer
fassen können. Die klare Ansicht von dieser Erscheinung
hilft die weiter unten abzuhandelnde Frage: ob
das Meer abnehme? erläutern; eine Frage, zu deren
Beantwortung und Bejahung man sich oft des Beyspiels
der Alluvionen grofser Flüsse sehr unpassend bedient,
und dabey zwey ganz verschiedene Erscheinungen gänzlich
miteinander verwechselt hat. Wir sahen uns auch
zu dieser Erörterung um so mehr genöthigt, da besonders
in neuerer Zeit einige in der Naturkunde nicht
hinlänglich bewanderte Alterthumsforscher und Reisende
scheinbare aber im Grunde unbedeutende Zweifel
gegen diese wichtige und bedeutende Naturerscheinung
vorgebracht haben, wie Tott (2), Bruce (3), Man-
nert (4) und der von uns schon angeführte Lar eher,
dessen weitläuftige Anmerkungen (5) zu der Erzählung
des Herodot von dieser Thatsache wenig Aufklärendes
enthalten. Herodot hatte weit gesündere Begriffe
, wie sich auch schon daraus ergiebt, dafs er der
Vergangenheit keine Gränzen setzt, worüber ihn sein
1 ) Rennell's vergleichende Charte des alten und neuen Unterägyptens.
2 ) T o tt M e x n o ir e s su r le s T u r c s e t l e s T a r ta r e s T . 4.
3 ) T r a v e ls t o d i s c o v e r th e s o u r c e o f t h e N i l e L . 1. C. I .
u . s . w .
4) * Handbuch der alten Gesell. 2te Ausg.
5 ) 2 3 . u n d 3 5 .
gelehrter Erklärer zurecht weifst (1), da diesem aus
seinem Katechismus das junge Alter der Erde bekannt ist.
Uebrigens werden von Einigen (2) Nachrichten bey-
gebracht, welche eine noch weit gröfsere Veränderung
mit dem Boden Aegyptens, als die bisher geschilderte
beweisen, und dieses Land noch als einen von einem
cultivirten Volke umwohnten Meerbusen darstellen
würden, wenn sie zuverläfsig wären. Zwey bis drey
Tagereisen westlich vom Nil soll man in den Wüsten
die Ruinen von ansehnlichen Städten im Sande begraben
gefunden haben, in Einer Linie vom Tempe l
des Jupi te r Ammon an südlich bis nach Nubi e n .
Diese will man für ehemalige Küstenstädte halten; jede
sey unbrauchbar und verlassen worden, je mehr das
angesetzte Land vorgerückt sey, wie in Ar a b i e n (s.
unten) wo man dann eine neue Stadt an der neuen Küste
angelegt habe, u. s. w. bis zum Tempe l des Jupi
t e r Ammon oder eigentlich bis zum heutigen
Al e x an d r i en als der jüngsten dieser Anlagen. Es
sollen dieser Reste, aufser den beyden letztgenannten
Orten drey seyn. Spuren ehemaliger Häven sollen sich
an ihnen zeigen, und die Gegenden umher sollen noch
den Namen Meere führen.
Von noch mehreren Traditionen und Vermuthungen,
welche man über den veränderten Lauf des Nil
höher im Lande beygebracht hat, werden wir unten
bey Gelegenheit der Nachrichten über Veränderungen
im Laufe der Flüsse und Ströme handeln; da wir uns 1
1) Herodot Euterpe. C. 9. u. L ä rch en 'A n m e r k u n g dazu,
mit Pamv's W o r t e n g e w ü r z t .
2 ) Strabo L . 17. T.6. p. 572- — Telliamecl T. l . p. 128-135- “
G eo ffro y S t. Hilaire in descr, d e l ’Egypte Hist. Nat. T. I*
p. 2. u. and.