130 II. HAUPTST. DUKCHBR. D. MEERE.
Gehen wir zu den F o l g en eines solchen Durchbruchs
über, so finden wir zuerst diejenigen, welche
noch jetzt der Augenschein darbietet, und welche vornehmlich
auf die Annahme eines solchen Ereignisses
geführt haben. Diese sind: die B i l d u n g des Bo s porus
selbst ; das S i n ken der Ob e r f l ä che des
S c hw a r z e n Me e r e s ; di e E n t b l ö f s u n g s e ine r
ni edr i g e r en Uf e r und ihre Verwandlung aus Meeresboden
in trocknes Land; d ie En t b l ö f s u n g der
L a n d e n g e vo n P e r e c o p und die Umwandelung
der Insel Taurien in eine Halbinsel; d ie Ve r k l e ine r
u n g des A s s ow s c h e n und F a u l e n Meeres ;
und endlich d ie T r e n n u n g de s s e l b e n v om Cas-
p i s c h e n Meere, indem die Erhöhung indem ehemaligen
Boden beyder, die sich von der westlichen
Seite des Flüfschens Sarpa gegen die Quelle des Matt
y t s ch , und von da südlich nach dem Fufse der
Vorgebirge des Cauca su s zieht, von ihrer Wasserbedeckung
entblöfst, und zum Isthmus zwischen beyden
Meeren gebildet wurde. Diese Folgen sind als die bleibenden
anzusehen, einiger andern, gröfstentheils vorübergegangenen
gedenken die Ueberlieferungen nur insofern,
als man das, was sie von den Folgen der deuc a l i o -
n i s c h e n F lu t h berichten, hierher rechnen darf.
Die nächsten und allgemeinsten einer solchen Fluth
waren natürlicherweise die Ueberschwemmung der
vorliegenden Küsten, niedrigen Landstriche und Inseln
um die P r o p o n t i s und das _Aegäisehe Meer , sowohl
auf Asiatischer als auf Europäischer Seite. Die
Küstenstriche von Kl e in a s i e n in My s i en und die
niedrigeren Theile der Inseln, und zwar, wenn gleich
S amo t h r a c e allein genannt wird, gewifs vielmehr
noch die der vorliegenden T e n e d o s , L emn o s ,
Le sbos u. s. w. würden den ersten Andrang der
THRAC. BOSPOR. 131
Wassermasse auszuhalten gehabt haben; S amo th r a c e
soll dadurch an ihrem Umfange verloren haben. Aber
auch entfernter liegende Gegenden sollen, den Ueberlieferungen
zufolge, von der Fluth erreicht worden
seyn, wie die niedrigeren Theile von Böo t i en, Pho-
c i s u. s. w. Ja, wenn man der Erzählung Glauben
beymessen soll: dafs Dar Janus wegen der Fluth aus
Ar c a d i e n , dem in der Mitte des P e l o p o n n e s
gelegenen Hochlande, in Schiften entfloh, und, ohne
Zweifel in völliger Unwissenheit über den Ursprung
der Fluth, seine Flucht nach S amo th r a c e , in eine
von derselben weit härter betroffene Gegend richtete;
dann möchte man selbst nicht ganz unnatürlich
finden, dafs ihre Wirkungen bis nach Un t e r ä g yp ten
undCy r ena i c a empfunden worden seyen, wie
unter Anderen Strabo (1) nach Strato anführt. Diesem
zufolge sollen die Küsten des Mi t t e l l än d i s c h en
Meer es so weit überfluthet worden seyn, dafs der
T emp e l des Jupi t e r Ammon an der Küste gelegen,
und Ae g ypt en von dieser Gegend an bis zu
den Sümpfen von Pe lu s ium und dem Berge C a -
si us unter Wasser gestanden habe. Ein solcher Zustand
von Ueberfluthung kann unmöglich von langer
Dauer gewesen seyn, da das dem S c hw a r z e n Meere
entströmende Wasser sich in dem ganzen grofsen
Becken des Mi t t e l l ä n d i s c h e n verbreiten konnte.
Man hat zwar, um ihn zu erklären, eine andere dunkle
Sage der Vorzeit zu Hülfe genommen: die von dem
ehemaligen Zusammenhänge von Eu r o p a und A f r i c a
bey den Säul en des He r cul e s ; aber selbst diesen
Zusammenhang als bestehend zur Zeit der Fluth angenommen
, würde man doch dieser letztem solche gros0
L. j. T. i. p. 134.
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