trockner; die Seestern- Blume, die seine Feuchte liebte,
vergeht. Es entsteht dafür ein kelchartiges Gras
(poa oder p la n t ago mari t ima' ) in O s t f r i e s ln
71 d Queller genannt. Nun ist das FVatt ein begrüntes
festes Vorland, das man Heller nennt, und es dient
zur J'Veide oder Wiese. Sobald der Heller sich völlig
beraset hat, und seine Gröfse mit den Eindeichungskosten
im Verhältnisse steht, auch noch früher, schreitet
man zur Bedeichung. Das neugewonnene Land
heifst Po l d e r oder Groden. Ganz ändert sich nun
mit einemmale die Ansicht. Der Polder wird Ackerland,
der Fleis und das Talent des Ackermanns veredeln
und verschönern ihn auf tausenderley Weise u.
s. w. Man sieht zwar an dieser Schilderung, dafs sie
zum Theil auf eine bestimmte Küstengegend paTst, und
dafs dabey Rücksicht auf die Mitwirkung des Menschen
genommen ift. Aber das was hierbey die besondere Gegend
angeht ist Nebensache; die Hauptoperation geht
überall auf der Erde auf dieselbe Weise vor sich, mit
geringen Abänderungen in Beziehung auf die Vegetation
, und das, was in Ostfriesland u. s. w. die Menschenhand
zu Erwerbung des Landes vom Meere mitwirkt,
mag wohl auf die künftige Beschaffenheit, Cul-
turfähigkoit, vielleicht auch Dauerhaftigkeit des angesetzten
Landes Einflufs haben, aber auf die ursprüngliche
Bildung desselben im mindesten nicht.
Dieses Ansetzen neuen Landes an den Küsten hat
man, wenn es an den Mündungen der Flüsse statt findet,
wo es dann gewöhnlich eine B i f l u e n z oder Gab
e lung des Flusses hervorbringt, De l t a b i l d u n g
genannt, von dem auf diese Weise gebildeten Theile
Unterägyptens, welchen die Griechen das Del ta nannten.
Man erkennt es an den Flufsmündungen dadurch,
dafs zu beyden Seiten derselben die Küste gegen die
Richtung der zu beyden Seiten weiter entfernten Küsten
mehr oder weniger stark in das Meer hervortritt,
wie man z.B. am Ni l , am Po, am Missi ßipp i und
an vielen anderen Flüssen wahrnimmt. Hr. von Humboldt
(i) glaubt auch, dafs blofs da wo ein solches Hervortreten
der Küsten erscheine, die Bildung des neuen
Landes dem Flusse zuzuschreiben sey; dafs man dagegen
da, wo es sich nicht zeige, und dennoch Zerthei-
lung des Hauptstromes in der Niederung und also der
Figur nach auch ein De l ta vorhanden sey, dieses niedrige
Land für eine ältere durch. das Meer allein bewirkte
Anschwemmung halten müsse, in welcher der
Flufs sich blofs wegen des geringen Falles dieses ebenen
Bodens verästet habe.
Uebrigens zeigt sich die sogenannte Del t a b i l -
dung nicht an allen Flufsmündungen, und man kann
auch nicht sagen, daf6 ihr Umfang sich nach der Gröfse
der Ströme richte. Die Beschaffenheit des Meeres in
welches sich ein Flufs ergiefst hat unfehlbar einen
grofsen ja den gröfsten Einflufs darauf, tjnd nur eine
geschützte Lage, und eine vorherrschend gleichförmige
Bewegung des Meeres nach der Küste zu scheint sie zu
begünstigen. Herr Ritter (i) sagt: die Del t a b i l -
dung zeige sich am Gange s , E u p h r a t , Ni l ,
Rhein, und überhaupt an 14 der Hauptwassersysteme
der Erde. Das Gegen theil, noch nicht gefüllte Räume»
sondern weite Mündungen, ne g a t i v e Del tas (Inlet
der Engländer) wie am O b , Jeni s ey , St. Lorenzo, 1
1 ) .Humboldt et Bonpland Voyage etc.Relat. hist. T. 2. p. 650 f*
2) Erdkunde Theil I. S. 252. Er citirt: Playfair Illustrat-
of the Huttonian Theory etc. p.430. u. Dunbar in descript.
of the Missisippi and its Delta, in Transact, of the Soc.
at Philadelphia 1804. T. 6. p. IÖ5*