bestrittene (1) Begebenheit mangeln, doch physische
Gründe vorhanden sind, sie für nicht unwahrscheinlich
zu halten. Zu diesen gehören vornehmlich: die
grofse Nahe der beyden gegen einander überstehenden
Ufer, die steil abgeschnittenen Felsen, aus welchen sie
bestehen, die nicht sehr bedeutende Tiefe der Meer-
enge, die felsig zackige Beschaffenheit des Meeresgrundes
in derselben, der anstürmende Wogendrang, und
endlich der Umstand, dafs die ganze Gegend umher den
Erdbeben und den vulcanischen Zerstörungen seit Jahrtausenden
unterworfen ist. Die gröfsere Oeffhung der
Strafse, die südliche, steht gerade der gröfsten Wasserfläche
im ganzen Mittelländischen Meere entgegen,
welches dort bis zum Busen von Sidra an der Africa-
nxschen Küste seine gröfste Weite hat. Dort und von
dorther sind die Wirkungen seiner Wogen am mächtigsten
, daher man auch dort die Bewegung in der
Meerenge von S. nach N. die Fl u th, und die von N.
nach S. die Ebbe nennt (2}; und von Süden her
könnten sie wohl durch allmähliges Abschwemmen
des niedrigen Bodens nach und nach einen Busen
zwischen S i c i l i e n und Ca l a b r i en gebildet haben,
bis sie endlich auch den zwischen der Scy l l a
und C h a r y b d i s übrig gebliebenen Felsenkamm
durchbrechen konnten. Diefs zeigt die Form der Strafse,
und diese Annahme wird unterstützt durch das
regelmäfsige, seine Stunden haltende mit Steigen und
Fallen des Wassers verbundene abwechselnde Strömen
O Thom. Fazello in Sicilia, s. Graevii Thesaur. T. 10.
Vol. 4. Dec. x. cap. 3. Marian. Valguarnera in libr.
de primis Siciliae incolis. ebenda*. T. 10. Vol. 13. p. 200.
—' Brietius in Parallelis parte 2. 1. 5. c. 11. §. %. N. 5.
a) Spallanzani Reisen, teutsche Uebers. Th. 4. Cap. 26.
in der Meerenge von Me ssi na, in einem Meere, welches
sonst fast nirgends merkbare Ebbe und Fluth
hat ( 1 ) , denn das in demselben hie und da, wie
auch bey Ven e d i g (2), bey Ae g ina (3) u. s. w. sich
zeigende regelmäfsige Steigen und Fallen des Wassers
ist sehr unbedeutend, und beträgt nur 1 bis höchstens
2 Fufs.
Was Valguarnera, Cluver und Carnevale (4) aus
physischen Gründen gegen die Annahme einer gewaltsamen
Trennung Si c i l i ens aufzustellen versuchen,
ist schwach. Sie finden nehmlich die Strecke
von Me s s ina bis Rh e g ium viel zu lang, als
dafs eine solche Strecke Landes vom Meere habe durchbrochen
werden können, und meynen, wenn so etwas
geschehen könne, so würden die Cor int l i i s che ,
T £?h r i s che und andere so sehr schmale Landengen dem
Durchbrechen des Meeres viel weniger haben widerstehen
können. Allein die Gröfse des Landstrichs ist
kein Hindernifs einer solchen Zerstörung, wenn der
Boden sie nur gestattet, und grofse Zeiträume dazu vorhanden
sind. Die letzteren können wir fast nach
Willkühr ausdehnen, sobald wir blofs physische Veränderungen
der Erdoberfläche betrachten, welche
dann freylich aufhören, historisch zu seyn. Die
schmälsten Landengen aber können, wenn sie aus festen
Gebirgen bestehen, dem Anstürmen auch des gröfsten
Oceans trotzen. Eben so unbedeutend ist ein
Einwand, den Cluver macht, indem er fragt, wohin
denn die sich jetzt in die Meerenge ergiefsenden Flüsse
1 D ureau de la Malle Geographie phys. de la mer noire,
p 322. — Spallanzani a. a. O.»
2) Edinburgh philosophical Journal, Vol. i , (1819) p. 236«
3) * Chateaubriands Reise Th. f . S. 123.
4) * Gius. Carnevale in Descriz. di Sicilia L. 2. p. 154.