8 4 r I . HAUPTST. MEERESVERGRÖSS.
historischen Beweise, welche Dr. Heyne für seine
Meynung aufstellt, sind freylich nur negativ, und
über die sich geradezu widersprechenden Ansichten
mehrerer Augenzeugen von der Art wie sich ein
Gegenstand darstellt vermag der entfernte Dritte nicht
zu urtheilen. Jedenfalls durften Heyne's Zweifel in
einer ohnehin so zweifelhaften Sache, hier, nicht mit
Schweigen übergangen werden, wo Bewunderung
eines aufserordentlichen Gegenstandes und 'Hypothesensucht
leicht Augen und Geist verblenden können.
Aber eben, so wenig können wir unbemerkt lassen,
dafs Lord Valentin (1) versichert, die von Chambers
und Goldingham gelieferten, oben angeführten Beschreibungen
der Trümmer von Ma h a b a l ip u r seyen
sehr genau.
Bey alledem Dunkel, das über der Geschichte dieser
Stadt und ihres Untergangs schwebt, scheinen doch die
Spuren von Erdbeben, die man an ihren Trümmern
wahrnimmt, die Beschaffenheit der Küste, der Mythus
in dem alten Gedichte, die andere angeführte
Sage von Dwa r p a , wenn sie sonst auf die Locali-
tät pafst, die Nachricht von den im Meere gesehenen
Pagoden, oder ihr von Haafner bezeugtes noch fortdauerndes
Daseyn, und endlich selbst die Sage von
dem Abreifsen der Insel Ce y l on vom festen Lande,
auf eine physische Revolution in ihrer Gegend hinzudeuten.
Ort und Gelegenheit führen uns zunächst zu
dieser letztem Sage.
Von Ce y l on bestand schon im Alterthum die
doppelte Sage, dafs diese Insel einst weit gröfser gewesen
sey, als sie sich zeigte, und dafs sie mit der Küste
Coromande l , ja nach Einigen sogar mit den
O Voyaget and Travels to India, Ceylon etc. Vol. Ï, p. 3go.
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Malediven einst zusammengehangen habe. Die Sage vom
Zusammenhänge hat sich bey den Eingebohrnen bis in
neuere Zeiten erhalten (1), und die von der ehemaligen
Gröfse soll sich in ihren Geschichtbüchern finden.
Marco Polo gibt Nachricht davon und sagt, die Insel
habe 2400 Miglien im Umfange. Ehemals sey ihr Umfang
3600 Miglien gewesen, aber die heftigen Nordwinde
(di Tramontana') hätten einen Theil ihrer Berge
so zernagt, dafs diese in das Meer gestürzt wären, und
die Insel viel Land verloren hätte. Sprengel (2) bemerkt,
dafs diese Aeufserung des Marco Polo sich in
den älteren Ausgaben seiner Beschreibung nicht finde.
Wir haben sie in der Sammlung des Ramusio (3) gefunden,
bey Purchas (4) findet sie sich auch, doch
etwas anders ausgedrückt. Dagegen fehlt sie in einer
i. J. i477 zu Nürnberg gedruckten teutschen Ueber-
setzung, welche sich in der Herzoglichen Bibliothek
zu Gotha befindet.
Man hat sich, zu mehrerer Begründung der Wahrheit
dieser Sagen, auf die grofsen Maase, welche
einige unter den Alten von dieser Insel überliefert
haben, bezogen. Eratosthenes giebt sie 7000 Stadien:
(175 geogr. Meilen) lang, und 5000 (125 g. M.) breit
an; dieselben Maase haben Strabo (5), Plinius, Aelia-
nus und Andere. An einer andern Stelle sagt Strabo
'(6), T a p r o b a n e sey nicht kleiner als Br i t anni en,
und an einer dritten (7) sagt er, Eratosthenes setze die * 7
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1) Varemus Geogr. gen. P. abs. L . 1. c. lg. prop. 12.
2) Geschichte Jder Entdeckungen, 2te Ausg. S. 320.
3) Ausgabe v. Venedig. 1606. Vol. 2. fol. 53.
4) Pilgrimes P. 3. L. I. c. 4. §. 10. p. I04.
5) L. 1. T. 1. p. 194. 6) L. 2- T. I. p. 346.
7) L. 15. T. 6• p- 26. u. 27.