Die veränderte Lage von Ravenna ist wegen der
Berühmtheit dieser Stadt ein bekanntes Beyspiel, welches
gewöhnlich zur Bestätigung des Vorrückens der
Küste daselbst angeführt wird. Unstreitig ist es auch
eines der merkwürdigsten. Dort haben die Alluvionen
des Po d i Prima r o, der Fossa Aug u s t a , des
San t e r n o , Ser cio, Lamone und Roneo zusammen
gewirkt neues Land anzusetaen. Die Lage der Stadt
glich sonst der unsers heutigen Venedig, die Häuser
stiegen aus den Lagunen die sie umgaben hervor,
und sie war in mehrere Inseln vertheilt, zwischen welchen
die Verbindung unter den Einwohnern durch
Brücken und Kähne bestand, so beschreibt sie Strabo (1).
August benutzte sie zum Iiriegshaven, und sie nahm
die eine Hälfte der Flotte auf, während die andere bey
Mi sen e (2) stand. Flinius (3) führt Ra venna gleichfalls
als Küstenstadt an, im Gegensätze von But r ium
welches er als nicht weit vom Meere, und einigen anderen
Städten, welche er als im Innern des Landes gelegen
aufzählt. Einige Jahrhunderte reichten hin um
die Beschaffenheit der Gegend von Ravenna ganz zu I
verändern. Jornandes (4) , nachdem er die ehemalige
Lage dieser Stadt als vorzüglichen Seehaven, nach
einer verloren gegangenen Stelle des JDio-Cassius ge- I
schildert hat, sagt: dafs man zu seiner Zeit da geräu- I
mige Gärten finde, wo ehemals die Havenplätze waren, I
und dafs man dort wohl Aepfel an Bäumen, aber- keine |
Seegel mehr hangen sehe. Noch sollen inRa v enn a ’ s [
Mauern die Ringe zu sehen seyn, an welchen einst I
O L. 5. T. 2. p. loff. 2) Suetonius in Octavio Cap. 49.
3) H. N. L . 3. c. 15.
4) de Rebus Gothicis c. 29. edit.- Muratori, s. auch Cluver
Ital, ant. L. 1. c. 28-
Schilfe befestigt wurden. Jetzt ist Ravenna Eine
teutsche Meile vom salzigen Wasser entfernt.
Der südlich von Ravenna liegende Theil der
Ostküste Italiens bietet keine historische Nachricht von
ähnlichen Erscheinungen dar. Es findet sich in diesem
von Gebirgszügen durchschnittenen Theile kein
einziger Flufs der nur der,Piave oder Brent a zu vergleichen
wäre, geschweige denn der Etsch. Was von
der Verstopfung des Hävens von B r i ndi s i berichtet
wird, ist eine Erscheinung anderer Art, die im Grunde
nicht hieher gehört. Menschenhände haben diesen Häven
um militärischer oder politischer Absichten Willen
angefüllt oder verderbt. Einige beschuldigen dessen
Julius Caesar, der es gethan haben soll um die
Flotte des Fompejus. einzusperren ; Andere legen diese
Zerstörung so wie die der Häven von T a l e n t , Bari,.
Otranta* Ga l l ipo l i u. s. W. den Barbaren des. Mittelalters^
den Venetianem und den Spanischen Vice-
königen von Neape l zur LasU Andere, dem) Fürsten.
Johann Anton v o n T a r e n t (1
Dafs man an der Küste Si c i l i ens , an der Landspitze
des Leuchthurms, von Mes s i n a , ein Ansetzen
von Land wahrnehmen will» haben w ir schon oben im
ersten Hauptstücke erwähnt. Es soll hier eine Art von
wirklicher Versteinerung oder Conglomeration der angeschwemmten
Theile statt finden, die von älterer
Zeit her noch jetzt fortdauert (2). Auch sind Notizen
dafür vorhanden,, dafs die Meerenge an dieser
Stelle allmählich von ihrer Breite verloren habe. Thu-
1) L e Baron de Zach Correspondance astronomique. V o l . 2.
(18X9)- P- So- - Allgemein, historisches Lexicon. (Basel.)
Art. Brindisi.
3) S f a l la t a a n im ^ Thl. 5. S. 1 7 - 2 6 . der teutsch.Ueberî,