3 6 I . H A Ü P T S T * M E E R E S - V E K G R Ö S S .
rem wahren Ursprünge nachzuforschen , ist vergebens,
Es ist vergebens solchen in der historischen Zeit auf.
finden zu wollen ( x ). Alles was uns Geographen, Ge.
schichtschreiber und vornehmlich Dichter davon überliefert
haben, weist uns in die dunkle Zeit der alten
Mythen hin, und wir bleiben dabey in der Ungewifs-
heit, ob irgend ein wirkliches nur durch dunkle Tradition
erhaltenes Naturereignifs die Sage begründet hat;
oder ob sie aus Vermuthungen älterer Naturforscher —
oder selbst ganz einfacher, aber die Natur beobachtender
Menschen entstanden ist, welche durch die Beschaffenheit
des Örtlichen gar leicht dahin geleitet werden
konnten, eine solche Begebenheit zu muthmafsen. Zu
Beobachtungen dieser Art bedarf es keiner Buf fons,
keiner D e 1 u cs, keiner Humbo l d t s . Sie bieten sich
den einfachsten Naturmenschen dar, und man wird
nicht leicht eine gebirgige, oder an Naturwundern
reiche Gegend finden, in welchen nicht der Beobachtungsgeist
und die rege Phantasie selbst der ungebildetesten
Bewohner sich an der Erklärung der wundervol-|
len Gebilde des Bodens versucht, und ihrem Ursprünge!
nachgespürt hätte. Eine vom Vater auf den Sohn fort-f
gepflanzte Vermuthung wurde allmählig Erzählung einer
vermeynten Thatsache; und wenn die Phantasie!
des erst rohen Volkes anfieng einen religiösen und dichterischen
Schwung zu nehmen, dann bildeten sich dar-l
aus die Mythen, in dem ihnen von Dichtern und Prie-I
steril verliehenen Gewände. Viele der Sagen, die will
in dieser Darstellung berührt haben und noch berühren!
werden, von denen ein acht historischer Ursprung!
I ) Ph. Cluveri Sicilia antiqua, L. i.e. i> «t 5. Riteioli Geogi
xeforns. L. 1. C. 15. J- 4.
ilicht aufzufinden ist, mögen auf diese Weise entstanden
seyn; und diesen Umstand sollte man nie aus den
Augen verlieren.
Dafs die gewaltsame Trennung Siciliens von Italien
nur auf Sagen aus der Fabelzeit beruht, wird leicht dar-
zuthun seyn. Die älteste Nachricht von dieser Sage,
die auf uns gekommen ist, wird von Strabo ( 1 ) im
Jfeschylus gefunden. Ersterer stellt sie als eine Sage
auf, bemerkt, dafs ein historischer Bericht davon nicht
vorhanden sey, sondern dafs man die gewaltsame Trennung
gemuthmafst habe aus dem, was am Ae t na , auf
den Liparischen Inseln und in anderen Gegenden in und
nahe b e y S i c i l i en vorgehe. Er erwähnt dabey der
Meynung, dafs die Stadt f i l i e g ium von dem Zer-
reifsen (^ywöd'ai,) des Landes ihren Nahmen erhalten
Haben solle, läfst aber dahin gestellt seyn, ob sie nicht
vielleicht wegen ihres Ansehens von den S amn i t e r n
die Königliche (R eg i a ) genannt worden seyn könne.
Wäre der Umstand der Benennung dieser Stadt von der
Begebenheit keinem Zweifel unterworfen, so würde
vbn selbst folgen, dafs diese zu einer Zeit vorgefallen
seyn müfste, in welcher das Menschengeschlecht davon
Zeuge seyn konnte, und zwar ein Geschlecht, dessen
Sprache entweder die Griechische selbst gewesen
Wäre, oder zu dieser die Wurzel gebildet hätte; aber
dieser Grund ist zu schwach, so etwas zu unterstützen,
Und der Nähme Rh e g ium kann bestanden haben, und
später zu Unterstützung der Hypothese benutzt worden
seyn.
Nun ist zwar die Sage in viele spätere Dichtungen
und Geschichten übergegangen; man findet ihrer
0 L. ß. T. 2. f r 22(|.