Man mufs daher die auf der Charte angegebene
relative Lage der unbekannten Inseln zu den bekannten
Gegenden ins Auge fassen, um jene auflinden zu
können. Hiernach würde die Insel F r i e s l an d zwar
nordwestlich von S cho t t l and aber doch unter gleichen
Parallelen mit der Südspitze von No rwe g e n
und dem nördlichsten Theile von Jü tl and liegen;
südlich von I s l a n d , und südöstlich von der bekannten
Spitze von Grönl and, Cap F a r ewe l l ; — Angaben
, welche nicht zu vereinigen sind.
In den Meeren, welche diesen Raum einnehmen,
•ist sie nun auch seit zwey Jahrhunderten von Seefahrern
, zum Theil mit besonderer Aufmerksamkeit, aufgesucht
worden. Unzählige Wallfischjäger durchkreuzen
diese Meere immerfort. F'erdün, Hör da und Pin-
gre (1) sind über die Stellen hingesegelt, auf welche
sie die angebliche Charte Zeno's und einige andere
alte Charten setzen. Aber Niemand hat diese so
merkwürdig geschienene Insel wiedergefunden. Die
von Marcolini herausgegebene Zeniscke Beschreibung
ist und bleibt die erste und letzte Quelle aller Nachrichten,
welche die Welt von ihr erhalten hat.
Die einzigen schwacblen Andeutungen davon, dafs
Spätere dieses F r i e s l an d wieder gesehen haben sollen
— welche Zurla zu Rettung der Zenischen Entdeckung
anführt — sind folgende: Erstens Ein Pole,
Johann Scolvo, soll im J. 1476 von N o rw e g e n nach
L ab r ad o r vor Gr önl an d und F r i e s l an d vorübergesegelt
seyn. Zweytens Columbus soll (nach
i ) V o ya g e fait pat ordre du R oi en 1771. et 1772. en diverses
parties de l ’Europe, de l ’Afrique’ et de l ’Amér. par
Verdun de la Crenne, 1« Ch#v. de Borda et Pingre, T . 2.
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einer in seinem von seinem Sohne geschriebenen Lehen
enthaltenen Angabe)- im J. H77 *>ey einer Insel
T i l e im 73° der Breite gewesen seyn, nach welcher
die Engländer Handel trieben. Der Biograph sagt da-
bey nur, diese Insel sey vielleicht diejenige, welche
man Fr i e s l and genannt habe. Auf diese Aeufse-
rung dürfte wohl nicht viel zu geben seyn, besonders
da die Lage um mehr als zehen Breitengrade abweicht.
Drittens Frobisher hat im J. i 578> a^s er die nordwestliche
Durchfahrt nach As i a suchte, sechsund
zwanzig Tage nachdem er die Orcad en verlassen,
eine Insel gesehen, die er, da er die Zenische Charte
bey sich hatte, für F r i e s 1 a n d hielt. Endlich Viertens
sagt auch der Spanier Maldonado , der im J. *588
auf Entdeckung derselben nordwestlichen Durchfahrt
ausgegangen seyn, und sie auch gefunden haben
-will; dafs er die Insel F r i e s l a n d , sonst T y l e genannt,
gesehen habe im 600 der Breite. Mehr sagt er
nicht von ihr, und wenn auch nicht seine ganze Relation
so verdächtig wäre (i) , so würde doch dieses
nicht näher bestimmte Sehen nicht viel beweisen können.
Ueberhaupt ist zu beachten, dafs von allen diesen
Reisenden, auf deren Nachrichten man einen
Werth legt, um die Zenischen damit zu bestätigen,
kein einziger den Fufs auf die von ihm für F r i e s land
gehaltene Insel gesetzt, ja sie nicht einmal in
der Nähe zu beobachten Gelegenheit gehabt hat, und
dafs sie sehr verschiedene Breiten angeben, in welchen
jeder das für Fr i e s l an d gehaltene Land gesehen haben
will.
Ausser diesen nichtsbedeutenden Nachrichten ist
alle Spur von der Insel F r i e s l a n d verschwunden» l)
l ) v. Zach monatl. Correip. Bd. 26. S. 413 — 462.