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wähnt nur der Fossa Mar i a n a (von Cajus Marius
angelegt) als einer Ableitung aus dem Hauptstrome.
Plinius (1) hingegen beschreibt seine Verzweigung deutlich
in den Worten: Libyen apellantur duo ejus ora
modica: ex his alterum Hispaniense, alterum Metapi-
num: tertium, idemque amplissimnm, Massilioticum.
Sunt auctores, etHeracleam oppidum in ostio Rhoda-
ni fuisse. Ultra, Jossae ex Rhodano C. Marii opere
et nomine insignes. Diese Stelle hat Männert (e) durch
Vergleichung mit der heutigen Beschaffenheit der Mündungen,
wie uns dünkt sehr richtig und genügend, erläutert.
Der Rh on e (sagt Männert) theilt sich oberhalb
Ar l es zuerst in zwey Hauptarme von welchen
der kleinere südwestlich läuft und L e pet i t Rhone
heifst. Dieser hat zwey Mündungen, die westliche
Gras n e u f (Os Hi s p an i en s e des Plinius') an dieser
liegt Ai g ue smo r t e s ; die Östliche Gras d’ Or-
gon (Os Me t a p in um Pt.). Der östliche Hauptarm
fliefst an Ar l es vorbey, gerade südlich, und zu Plinius
Zeit ungetheilt (die Fossa Mar i a na ungerechnet),
ins Meer (Os Ma s s i l i o t i cum) . Vor dieser
Mündung ist nun seit Plinius erst eine Sandinsel (les
T i g n e s ) entstanden, und durch diese der östliche
Hauptarm eben so wie der westliche in zwey Arme gespalten
worden, von denen der westlichere Gras de
S te- Anne , der östlichere Gran d Gras heilst. Der
letztere ist der einzige auf welchem noch jetzt etwas
beträchtliche Fahrzeuge bis Arles hinauf gehen können,
die übrigen sämmtlich sind zu sehr versandet.
Diese neuere Spaltung des östlichen Hauptarmes, welche 1
1) L . 3. c. 4.
2) Geogr. der Griech. u. Römer Tlx. 2. Bd. 1. der rweyt.
Ausg. S. 73.
plinius noch nicht kannte, und die neugebildete Insel
deren Werk sie ist, geben den klarsten Beweis und zu-
I gleich den Maasstab für die Deltabildung des Rh on e ;
und der Punct dieser neuesten Spaltung (Bifluenz) des
I I Flusses fällt auch gerade in die Linie von Ai guesmor tes
I bis nach Marsei l le, , welche wir oben in Gedanken ge-
I zogen haben, um die um ein Unbedeutendes ältere Schilderung
Strabo's von dem Busen zwischen dem letztem
| Ort und Br es e on als für jene Zeit richtig darzustellen.
1 Fossa Mar i ana welche aus dem östlichen Hauptarme
1 gegen Osten gieng ist verschüttet.
Wir dürfen bey dieser Gelegenheit eine andere Er-
J scheinung in der Gegend der Rh one -Mündung en
I nicht unerwähnt lassen, die mit den bisher beschriebe^
[i neu wenigstens in einiger wenn auch entfernten Ver-
I bindung steht. Es ist diese die Cr au d’ Ar les, Cam-
Ijpus l a p i deu s der Alten, eine Fläche von ungefähr
■ zwanzig Quadrat Lieues auf dem östlichen Ufer des
1 Flusses, bis zu einer unbekannten Tiefe bestehend aus
1 losem Steingerölle welches nichts als ein feines Gras
I hervor bringt, das die Schaafe begierig und mühsam fres-
I sen; diese Fläche erstreckt sich von A r l es und S a l o n
J l bis gegen das Meer hin. Ueber ihre Entstehung ist zwar
S Feine historische Ueberlieferung vorhanden und die Fa-
1 bei die Aeschylus davon beybringt, dals Zeus diese Steine
I vom Himmel auf die L i g u r i e r habe fallen lassen um
I dem Hercules im Kampfe mit ihnen beyzustehen, dankt
1 ihren Ursprung wohl eher der Erscheinung, als dafs
I man den Ursprung dieser auf irgend eine Weise in ihr
I verhüllt finden könnte. Me t e o r s t e i n e sind wenig-
I stens die Geschiebe der Cr au nicht, sondern sie beste-
I hen aus solchen Steinarten welche die Du r a n c e aus
I den Alpen mit sich führt. Man hat wunderliche Erklä-
I rungen von dem Entstehen dieser grofsen Fläche von
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