Boden desselben auf dem Trocknen, und so wie man
&ie jetzt sieht, erscheinen zu lassen (1),
Die Geschichte giebt uns hierüber keinen Aufschlufs,
und läfst den Vermuthungen freyes Feld. ' Eine Erklärung
der sonderbaren Erscheinung ist daher allerdings
schwer und um so schwerer, da sie sich an
einem Menschenwerke darstellt, welches w ir unmöglich
in eine vorgeschichtliche Urzeit zurück versetzen
können. Diejenigen, welche annehmen, dafs der
Durchbruch des T hr a c i s ch en Bosporus! zu einer
Zeit erfolgt sey, in welcher die Str af se vo n Gibral tar
noch nicht geöffnet gewesen, und dafs dadurch
eine grofse Ueberfluthung der Küstenländer des Mi t t
el l ändi s chen Meer es erfolgt seyn müsse, finden
die Erklärung der Erscheinung von P o z z u o l o in dieser
Begebenheit. Sichler (2) hat diese Vorstellungsart
ergriffen, und sie mit dem Vorkommen alter campani-
schen irdenen Gefäfse in einer zweymal mit Lagen cul-
turfähiger Dammerde bedeckten Erdschicht in Unter-
Italien in Verbindung zu setzen versucht.
Was die Erhöhung der aus Dammerde bestehenden
Decke des Boden betrifft; so berechtigt solche noch nicht
zu dem Schlüsse einer wiederhohlten Wasserbedeckung
und Abtrocknung eines solchen erhöheten Bodens. Wir
werden unten in einem andern Buche dieser Abhandlung
Gelegenheit finden, Beyspiele von Erhöhung des trocknen
Landes anzuführen, wobey keine Einwirkung des
l ) * P. Ant. Paoli, Antichita di Pozzuoli. Tab. 15. — * Ermeneg.
Pini, in Meraor. della Soc. Ital. T. 9. p. 199. __
G. A. Delue, im Journal de Physique. T. 49. p . 435; —
Blumenbach, .Spec. hist. nat. antiquae arti« operiBus
illustr. p. 9. mm cveaLr
3) Curiositäten. Bd. 5. S. 120.
Meeres im Spiele gewesen ist, wie z. B. bey der Bedeckung
der vor zwey Jahren in den Niederlanden aufgefundenen
Holzstrafsen oder Brücken der Römer und
dergleichen. Was aber die Verbindung der Erscheinung
von P o zz uo 1 o mit dem Durchbruche des T h r a c
i s c h e n B o s p o r u s und der Me e r eng e v o n Gi br
a l t a r anlangt; so müssen wir uns auf das .beziehen,
was wir oben im zweyten Hauptstücke ausführlich
darüber abgehandelt haben. Dort glauben wir wahrscheinlich
gemacht zu haben, dafs der erstere dieser
Durchbrüche, wenn er aUch früher erfolgt wäre als
der letztere, eine so grofse Ueberfluthung der Küstenländer
als zu Erklärung der Erscheinung bei P o z z
u o l o erforderlich gewesen seyn würde, wohl nicht
hervorgebracht haben könnte; dafs sich darüber, welcher
von beyden Durchbrücheu zuerst erfolgt sey, gar nichts
mit einiger Wahrscheinlichkeit annehmen läfst, und dafs
selbst der Durchbruch des Bo spo r , für welchen doch
noch mehrere Ueberlieferungen wenigstens: einigerma-
fsen zeugen, wenn er anders noch der historischen Zeit
angehören sollte, doch nicht wohl später als die Deu-
calionische Fluth erfolgt seyn kann.
Wir halten uns daher überzeugt, dafs schon die
Annahme dieser letztem Epoche für den Durchbruch
des Bo s p o r u s , nichts als eine höchstgewagte Hypothese
ist. Unmöglich also können wir Herrn Sichler
beypflichten, wenn er annimmt, diese Begebenheit sey
noch weit neuer und könne ungefähr in das Jahr 550
vor unserer Zeitrechnung gesetzt werden, das Meer
brauche dann nur etwa hundert Jahre über dem Boden
von P o z z u o l o gestanden zu haben u. s. w .« woraus
dann folgen würde, dafs der Durchbruch bey Gib r a l tar
erst im fünften Jahrhunderte vor Chr. Geb. erfolgt
sey — eine durchaus unhaltbare, und allen Zeugnissen