I. HAUPTSTÜCK.
VERGRÖSSERUNG DER MEERESFRÄCHE.
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D ie Oberfläche des Wassers (wir reden vor der Handl
hier nur von dem Meere) vergröfserfc sich auf Kostenl
des Landes durch Z e r s t ö r u n g s e i n e r Ufer, derenl
Bestandtheile es zernagt, verschlingt und auf seineml
Grunde absetzt; ferner durch Au s t r e t e n übe r diel
Uf e r , indem es diese überschwemmt und bedeckt, sol
dafs das, was zuvor trocknes Land war, ' Meeresbo-I
den wird. Da das Meer sich an einzelnen Stellen dauerhaft
nicht erheben kann, sondern seine Oberfläche
auf der ganzen Erde eine durch die Gesetze der allgemeinen
Schwere bestimmte Wölbung behalten mufs;
so können durch örtliche Erhebung des Meerwassers
dauerhafte Umwandlungen] des trocknen Landes iß
Meeresboden nicht hervorgebracht werden. Wo siel
aber wirklich statt finden, da mufs entweder das Landl
schon eine tiefere Lage gehabt haben als die Ober-I
fläche des Meeres, und dieses letztere mufs nur einen
vorliegenden Damm zerstört oder durchbrochen haben;
oder das höhere Land mufs von seiner Höhe soviel verloren
haben, dafs seine Oberfläche niedriger gewor*
den ist als die des Meeres.
I Die Zerstörung der Ufer wird durch die Atmosphäre
und ihre Niederschläge, durch die Landgewässer
fand durch die Gewalt der anschlagenden Meereswo*
Len an vielen Orten immerfort bewirkt; theils allmäh-
|ig, man könnte sagen regelmäfsig, theils so, dafs an
ilen stets von den Wogen benagten Stellen manchmal
Plötzlich bedeutende Einstürze erfolgen. Eine anschauliche
Schilderung davon , wie diefs unter Andern
bewirkt werden kann, wenn die Beschaffenheit des
fBodens dazu geeignet ist, hat Pallas (1) gegeben. Er
liat gezeigt, wie in den Gebirgen der K r ym mit den
festeren Kalkfelsen Lager von Schieferthon abwechseln,
■ welche die Feuchtigkeit anziehen, leicht in kleine Stücke
«md Schuppen zerspringen, daher sehr zerstörbar sind,
ivon Quellen und Bächen, auch dem Meereswasser selbst
ausgewaschen werden, und, so ausgehölt, das Einstürken
der auf ihnen ruhenden Kalkfelsen veranlassen; daher
dort die felsigen Meeresufer öfteren Veränderungen
unterworfen sind. O ft, ja meistentheils steht mit
piesen Erscheinungen zugleich die entgegengesetzte in
Iganz naher Verbindung; da nehmlich das Meer die ab«
gerissenen Trümmer in der Nähe der zerstörten Stelle
wieder ansetzt, wodurch sich eine Vergrößerung
des Landes bildet. Immer wird dadurch der Boden
Sdes Meeres erhöht. Erdbeben, vulcanische Wirkungen,
Einsinken des Landes bringen ebenfalls Zerstörung
per Küsten hervor, die nach Beschaffenheit des Bodens
jin einer Gegend mehr, in der andern minder bedeu-
Jtend sind.
Von solchen Ereignissen ist die Vorzeit Zeuge ge-
■ Wesen, die ietzige Zeit ist Zeuge davon und die künfl)
ff eise in d. südl. S t at t h a l t e r s c h a f t e n des Russ,|
Reichs Thl. 2. S. 115. 14.0. 142. 144* 199*