262 IV. HAUPTST. LANDES-VERGRÖSS.
erste Anlage auf einer Halbinsel beschreibt; so haben
Andere vermuthet, der Isthmus sey mit einem künstlichen
Graben durchstochen gewesen, von welchem
man noch Spuren wahrnehmen soll (l). Der Erzählung
von einem bey Anky r a (in Phrygien oder Galatia)
aus der Erde gegrabenen Anker haben wir oben schon
ausführlich gedacht.
Im s chwa r z en Meere zeigen sich an mehreren
Orten Vergröfserungen dès Landes, die theils vom Zurückziehen
dès Meeres — wie wir oben im II. Haupt-
stiicke gezeigt haben — theils von Alluvionen der Flüsse I
entstanden seyn mögen. Der Busen von Ami sus I
giebt ein Beyspiel davon (2), und Strabo nimmt für I
bekannt an, dafs das niedrige Land zwischen den Flüs-
sen Iris und Th e rmo den, (Themi s c i a ) so wie I
auch die Ama zoni s chen Gefilde und die Landschaft
Sidene auf diese Weise gebildet sey (3). Ein anderes,
die Küste zwischen Amasia und T r a p e z u n t , wo
das Meer sonst den Fufs des Berges Dg ebe l D j a n i k
erreicht haben soll, der jetzt tiefer im Lande liegt (4)»
desgleichen das Land an der Mündung des Pha s i s (5).
Um und in das As s ows c h e Meer führen die Flüsse
Kub an und Don eine solche Menge Schlamm und
Sand zusammen, dafs dessen Tiefe sichtlich abnimmt. Po- |
lybius schon glaubte, dafs das As sows che Meer und I 1
1) Männert G. d. Gr. u. R. Bd. 6. Th. 3* S. 527*
2) d'Anville Mém. sur l’ étendue de l ’isthme de l’Asie mineure;
in Malte-Brun Annal, des Voyages I. p. 7^.
3) Strabo L. j. T . 1. p. 141.
G T. Bergmann phys. Beschr. der Erdkugel, 2* 5» 2. §• I5Q*
5) Strabo a. a. O.
DAS SCHWARZE MEER. 263
selbst der Pont u s dereinst damit ausgefüllt werden
würde (x). Die Erscheinungen dieser Art, welche sich
hier so wie an der Mündung des Bo r y s thene s
(Dnieper) zeigen, sind zu sehr mit der im Schwarzen
Meere überhaupt statt gehabten Wasserverminderung
vermischt, als dafs sie sieh abgesondert als Alluvionen
erkennen liefsen; wir müssen uns daher in Ansehung
alles dessen was diese Gegend betrifft auf das in dem II.
Hauptstücke Gesagte beziehen.
Entschiedener zeigt sich die Alluvion an den
Mündungen der Donau. Eratosthenes sagt schon,
dafs dort was sonst Meer war Morast geworden
sey. Nach Polybius (2) hat die Donau im Meere
eine Stunde weit von ihren Mündungen eine Sandbank
, von tausend Stadien Länge angesetzt. Strabo
(3) wiederhohlt was Eratosthenes gesagt und bemerkt,
dafs der Strom einen Theil der Scythischen
Wüste, und nahmentlich den Boden van Salmedy s s a
und St e the (d. i. Düne, Alluvion vonSand) durch Anschwemmungen
gebildet habe. Die Abweichungen,
die sich in den Angaben von der Zahl und der Lage der
Don a u -Mü n d u n g en und von der Ausdehnung der
Seeküste zwischen den beyden äufsersten derselben in
den Nachrichten aus verschiedener Zeit finden, bezeugen
ebenfalls die Veränderungen welche dort vorgegangen
sind* Da die gelehrte Welt neuerlich mit einer
überaus verständigen und interessanten Abhandlung (4)
1) Varenii Geogr. ©d. Newton. P. abs. prop. <5. 7. 9 .— Polybius
L. 4. c. 40. u, 41. — Renneil Geogr. des Herod, in.
Bredow's Unters. St. 2« S. 407 9*
23 L. 4 ,0 .4 1 . 3) L. 1, T, I. p. X34- »• Hl .
4) Fr. C. Herrn. Kruse de I s tr i o s tiis diss. b is t, g e o g r a phica
. W ra t is la v ia e 1820. 8'ro m. 1, C harte, — V e r g l.
Strabo, L. 7. T* 2• F* 38l* 382«
UL.
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