geringen Senken, "wie das von 8 Zoll in dreyzehen Jahrhunderten
ist, Nichts von ihrer söhligen und ebenen
Lage verloren zu haben brauchte (1).
Donati (2) führt ähnlicheBeyspiele an. In Vene d
i g fand man 1722 unter dem Marcus - P la t z e ein
altes Pflaster, welches 3§ Fufs unter der Meeresfläche
lag. An den Küsten von Dalm a t i en, in Lissa, in
Zar a, unweit Pol a , bey Zuri u. s. w. hat man Pflaster
und Bauwerke auch andere Producte menschlicher
Handarbeit und Kunst in Lagen gefunden, welche tiefer
sind als die heutige Meeresfläche. Die Erscheinung
in Venedi g scheint ohne Bedenken aus einem allmählichen
Zusammensinken des weichen dortigen Bodens
erklärt werden zu können (3). Von der in Dalmat
i en behauptet jedoch "Donati, dafs diese Erklärung
ünzuläfsig sey, weil die Seeküsten dieses Landes nicht
aus solchen weichen Erdschichten, sondern aus festen
Felsen beständen. Wäre dieses durchgehends der Fall
so würde es freylich sehr gewagt seyn, ein merkliches
Einsinken eines solchen festen Bodens behaupten zu
wollen. Aber die Thatsache, dafs auch die Stellen w °
sich die alten, tiefer als die jetzige Oberfläche der Erde
und des Meeres liegenden, Fufsböden befinden, aus
Felsengrund ^stehen, ist gar nicht so ausgemacht
und bedarf einer nähern Untersuchung. Im Ganzen
ist es wahr, dafs die Ostkü3ten des Adr i a t i s ch e n
Meer es hoch und felsig, die Westküsten aber flach
und sandig sind. Im nördlichen Winkel dieses tiefen
Meerbusens aber gehen beyde Bildungen in einander über,
w ie Donati selbst ausdrücklich anführt, indem er das
1) C om m e n ta i-. B o n o n . T . 2 . P . X. C . p . 2 3 7 . P . 2* O . p . I .
2) Hist, natur. de la Mer Adriatique. Trad. franç. p. n . »q.
3) Ferbers Briefe aus Welschland, S. 36.
S T E IG . D , M E E R . S P IEG . 469
dort durch bedeutende Alluvionen erfolgende Zurückdrängen
des Meeres bemerkt. Nun sind aber die von
ihm angeführten Beyspiele der submarinen Bauwerke
blofs aus dem nördlichsten Theile der Dalmatischen
Küsten genommen, und da er selbst erwähnt, dafs die
Felsenküsten dieses Landes immerfort zerstört werden;
so wird es schon dadurch wahrscheinlich, dafs die
über tausend Jahre alten Bauwerke, die nicht nur von
dieser Zerstörung nicht gelitten haben, sondern sogar
mit neugebildetem Boden überschüttet worden
sind, sich nicht in den Gegenden des der Zerstörung
blofs gestellten Felsenbodens befinden, sondern da wo
in dem geschützten Winkel neues Land entsteht; dafs
sie also wohl selbst auf solchem jüngern Lande zuerst
errichtet, und daher auch wohl dem Einsinken unterworfen
seyn mögen.
Die sämmtlichen vermeyntlichen Thatsachen vom
Steigen des Adr i a t i s ch e n Meer es sind auch gar
nicht so bewahrheitet, als einige Italiener sie haben
darstellen wollen, und andere Gelehrte dieses Landes,
welche eben 60 wohl als jene Gelegenheit hatten, sie
zu beobachten, und eben so gut Augen zu sehen, haben
sie geradezu geläugnet. Wir führen unter diesen
nur Belloni an, der in seinem schon oben erwähnten
Werke (1) die Zweifel und Bedenklichkeiten dagegen
sehr klar und verständig beraussetzt, und vor den
übereilten Schlüssen warnt, welche aus einzelnen trügerischen
Erscheinungen von seinen Landsleuten auf
das Steigen, und von den Nordischen Gelehrten auf
das Sinken des Meeres-Spiegels gewagt worden sind.
Er führt zugleich eine Thatsache an, welche allein
genügen dürfte, alle die anderen Beweise für ein an- l)
l) deir Adige u. t. w. S. 14.