Auf dieses rechte Rheinufer, also aufserhalb der Insel,
begab sich nunmehr Civilis. Er scheint sich aber
damals noch eine Zeitlang die Verbindung mit derselben
offen erhalten zu haben; denn er brachte eine
Flotte in dem Ausflüsse der Maas zusammen: „spa-
tjum velut aequoris electum, quo Mosaeßumiuis os am-
vem Fihenum Oceaiio affundit “ (cap. 23.) und erst als
ihm QeriaUs• seine Flotte dort entgegen gestellt hatte,
gieng er völlig aus der Insel über den R h e i n ; „nihil
ul/tra <3usus txans lihenum concessit.“ Nunmehr sehen
wir also die beyden Heere im untern und west-r
liehenTheile der Ni e d e r l ä n d e r n der Proyinz pol>
1 a n d : die Römer südlich vorn Rh e in in der Insel,
welche Cerialis verheert hatte (Cap. 23.), und die Bataver
nördlich vom Rhein. Als die Römer dort vom
Winter und den Ueberschwemmungen zu leiden anfien-
g-en, und Civilis seinerseits rathsam fand die Hand
zum Frieden zu bieten, finden wir diesen, nach Tacitus
(Cap. 26.), am Flusse Nab a l i a wo er auf einer durchschnittenen
Brüche mit Cerialis eine Unterredung hat,
Hier ergiebt sich nun aus allem Vorhergehenden deutlich
— was oben berührt worden — dafs diese sogenannte
Naba l i a nicht der Drusische Ys s e l -Cana l gewesen
seyn k a n n n n d in diesem P u n c t e treten wir völlig
der von Fruining aufgestellten ,Vermuthung bey; dals
die Zusammenkunft zwischen beyden Feldherren nicht
weit von den römischen Navulibus am Ausflusse der
vielleicht zu den F o ss i s D m s i n i s gehörenden west-:
liehen V e c fit auf einer Brücke über diesen Flufs statt
gefunden Raben mag. Leider bricht das uns gebliebene
Fragment des V. Buchs, der Hist, des Tacitus gerade an
dieser Stelle ab.
Eine zweyteMeynung von dem Ursprünge des L eck>
die auf Nachrichten beruht, welche aus alten U tr <jnln
Cer Chroniken geschöpft seyn sollen"(1) geht dahin,
dafs derselbe ein erst im Jahre ßöo nach Chr. Geb. angelegter
Canal sey; eine Behauptung, die wenigstens darauf
aufmerksam machen mufs, dafs zur völligen Ausbildung
des Le c k verschiedene Ursachen zu verschiedenen
Zeiten mitgewirkt haben können.
D e r C o r b u l o n i s c h e Canal .
Eine dritte Meynung nimmt den Le ck für den
sogenannten C o r b u l o n i s c h e u Canal (q). Dieser
Canal ist nach Tßcitus (3) auf Veranstaltung des Römischen
Befehlshabers Domi t i u s Co rbul o (im Jahre
46 nach Chr. G.) angelegt worden. Die Worte des Tacitus
lauten: „ Ut tarnen miles otium exueret, inter
Mosam Rhenumque trium et vigintiMillium spatio fos-
sampraduxit, qua inperta Oceani vetarentur.«* Der
in den letzten vier Worten (nach der hier gebrauchten
Lesart) angegebene Zweck der Anlegung dieses Canals
pafst durchaus nicht auf die Reschaffenheit des Leck,
Die iucerta Oceani müssen doch wohl liier Fluthen be-:
deuten, deren unvorhergesehene Höhe nöthig machte,
auf Ableitungen zu denken, welche die übermäfsig vermehrten
Gewisser schnell in sich aufnehmen und vertheilen
kennten. Hierzu kann wohl ein Canal dienen,
der nicht zu fern yom Ocean, und längst desselben sich
erstreckend, angelegt, und mit Ausflüssen und niedrigen
Gegenden in Verbindung gesetzt ist; schwerlich
1) * Cornel. Aurelii B a ta v ia L . 1. p. 94. — * Hadr. Junii His t.
B at. C . 8. — L e Francq van Berkhey a. a. O . T l i . 1 .
p. 102 u. I89,
2) FLieheking Wasserbauhunst ite Aufl. S. 338 uiidin der oben
angefiflirten kleinen Schrift S. ui 19. — Ortelius Lex.
geogr. y. Fp.ssa Corbulonis.
3) Annal, n , 20.