meynt, das Land, das dieses mächtige aber nirgends
wieder zu findende Volk hervorgebracht, müsse von
dem Weltmeere verschlungen worden seyn.
Bailly hat Vieles aufgefunden, was seiner Hypothese
Stützen leiht. Von Seiten der Natur findet er
sie ‘in dem Gedanken Buffons von der ehemals auf dem
Erdbälle überall gleich vertheilten Wärme, und von
seinen allmählich von den Polen zur Linie hinaufsteigenden
Erkalten. Die mythologisch-historischen Stützen
der Hypothese sind eben die, welche wir schon
als verführerisch bezeichnet haben. Die schwächsten
aber sind die aus der Sprachforschung und Wortgenealogie
errichteten, welche Bailly, da ihm selbst die
Kenntnifs derTeutschen, Scandinavischen u. s. w . Sprachen
abgieng, aus Rudbeck's unkritischer Schatzkammer
vertrauensvoll zusammengetragen hat. Rudbeck hatte
bekanntlich schon früher etwas Aehnliches aufgestellt
und suchte die A t l a n t i s in S c andina v i en (1).
Andere hingegen haben der Erzählung Plato's so
wie sie dasteht einen gröfseren historischen Werth
beylegen zu können geglaubt, und verschiedene Ansichten
aufgefafst, um durch eine passende Erklärung
ihr die Ehre der Wahrheit zu retten. Daraus sind gar
mancherley Vorstellungen hervorgegangen. Jßurenins
und Baer suchten die At l a n t i s in Pa l ä s t ina (c);
Andere glaubten Ce y l on , noch Andere Ame r i c a in
1} Ol- Rudbeck Atlantica sive Mannheim, vera Japheti po-
sterorum sedes ac patria.
2) * Atlantica orientalis, sive NrjSo? Atlantis a multis retro
annis (l?54)* a< Af. /• Eurenio Suecanae linguae idio-
mate descripta, jam autem latine versa. Berol. 1764. —
Fred. Ch. Baer Essai kisti et crit. sur les Atlantides. Paris
176 J.
derselben zu erkennen (1). JDelisle (2) suchte mit einem
grofsen Aufwande von Gründen darzuthun, dafs
Sa rdini en ein Ueberbleibsel der At l a n t i s seyn
müsse. Kircher (3), Tournefort (4), Raynal (5) und
Andere nehmen an, dafs die At l an t i s zwischen Afri-
ca und Ame r i c a gelegen habe, und dafs wohl die Ca-
nar i s che n Inseln die Reste der durch vulcanische
Ausbrüche und Erdbeben, oder den Durchbruch des
Mi t t e l l än d i s chen Mee r e s durch di eEng e vo n
Gi b r a l t a r , zerstörten At l an t i s seyn könnten. Die
vulcanische Beschaffenheit dieser Eylande, einige physische
Revolutionen auf.und neben denselben, die sich
in den späteren Jahrhunderten ereignet haben, schienen
einigermafsen dafür zu sprechen. Noch ein Umstand
kam hinzu; man fand bey den Ureinwohnern
der Can a r i en , den Gu anch en, den Gebrauch des
Einbalsamirens der Todteu, und grofse Begräbnifshöh-
len voll von ihren Mumien, zwar anderer Art als die
der alten Aegypter, aber doch an die Sitte dieser erinnernd,
und man fand sogar an den Zähnen dieser
Mumien die Spuren des, wie man geglaubt hat, vormals
auch bey den Aegyptern üblich gewesenen Abl)
Engel Essai sur cette question: quand et comment l’Amérique
a - t - elle été peuplée? T. 1. L. 1. ch. 2. p. 23
— 38*
a) Hist. nouv. de tous les peuples du Monde etc. S. d.
teutsche Uebersetzung r. Hissmann Th. 1, S. 355. — 364.
3) Mundus subterr. T. 1. L. 2. C. 12. §. 4.
4) Voyage au Levant T. 2. p. 405. — teutsche Uebers. Th.
3. p- 17.
5) Hist. polit, et. philos, du Commerce de* Indes. L. 10.
ch. 1.