eher (t), der gegen diese Vorstellung sehr eingenommen
ist, nicht gelten lassen. Er sucht es daher durch die
Vermuthung zu entkräften: dafs Homer, um die Schilderung
der Farth von Pharos zum Ni l poetischer und
wunderbarer darzustellen, die Entfernung viel gröfser
angegeben habe, als sie wirklich gewesen sey. Wenn
aber gegen alte Ueberlieferungen von Thatsachen solche
beliebige Vermuthungen aufgestellt werden sollen,
so thäte man besser Ueberlieferung ganz und gar zu verwerfen.
Weit verständiger scheint uns Straio's (2)
Ansicht von der Homerischen Angabe zu seyn. Strcilo
sagt: man brauche nicht geradezu anzunehmen, dafs
die Insel Pha r os zu Homer's Zeit wirklich eine volle
Tagereise von der Aegyptischen Küste entfernt gelegen
habe; sondern es genüge schon sich zu denken, dafs
Homer, mit dem Vorrücken des Landes an dieser Küste
bekannt, dieses Phänomen benutzt habe, um der
zu seiner Zeit vielleicht derselben schon ziemlich nahe
gerückten Insel für die ältere Zeit die er schildert eine
solche Lage zu geben, welche sie in derselben allerdings
wohl gehabt haben kann. Man kann daher Homers
Zeugnifs gewifs hier für etwas gelten lassen, ohne m
seiner Schilderung eine Uebertreibung anzunehmen.
Auch der See Ma r e ot i s giebt ein Beyspiel für die
Landbildung in diesen Gegenden. Er ist verschlämmt
und trocken geworden, so wie der Canal der aus dem
Kanopischen Nilarm in solchen führte. Erst in der
allerneuesten Zeit ist durch den grdsen Canal von Ra-
mani e h oder, wie er zu Ehren des Grofssultans genannt
worden ist — Mahmud i eh — eine neue Lei- 1
1) s. a. O. T. 2. n oteij.
2) L. 1. T . $. p. 80 und 98.
tung des Nilwassers gen Alexandrien veranstaltet worden.
v
Eine Erscheinung deren wir oben gedacht haben
zeigt sich sehr, schön zwischen den äufsersten Mündungen
des Nil, und bestätigt die Vorstellung von der
Bildung des Delta. Wir meynen das bo g enfö rmi g
convexe Vor t r e t en des n i e d r i g e n Lande s
ins Mi t t elm e e r , von dem alten Felsenufer bey
Alexandr ia an, bis nach P e lu s i um an den westlichen
Fufs des Berges Casius. Altes Land kann so
in das Meer hervortretend nur bestehen, wenn es von
Felsen gebildet wird; eine vortretende Niederung wird
jederzeit eine AUuvion seyn, welche von dem Flusse
Nahrung erhält.
Nach dieser Vorstellung müssen wir uns das ganze
Delta, oder vielmehr die ganze Gegend von dem alten
Felsenufer bey Al e x andr i a an südöstlich bis Memphis
hinauf, und von da längst dem Pelusischen Arme
nordöstlich hinunter bis zum Berge Ca s ius als einen
Meerbusen der Urzeit denken. Da wir das Vorrücken
der Küste daselbst bis zu unserer neuesten historischen
Zeit fortschreiten sehen, warum sollten wir die so einfache
und naturgemäfse Tradition von dem was auf
gleiche Weise in der dunkeln Vorzeit geschehen ist,
und durch welche allein die erwähnten Erscheinungen
ungezwungen und genügend erklärt werden, in Zweifel
ziehen? Dafs die Zuführung des Nilschlammes nach
den Mündungen dieses grofsen Stromes noch jetzt in
die Augen fallend ist, bestätigt unter andern auch Clarke
durch eine interessante Beobachtung. Er sagt: in
der Nähe der Küste von Aegypten, gegen das Mittelländische
Meer, befindet sich in diesem eine Schicht
von Schlamm, welcher sich als ein beweglicher Bodensatz
auf mehrere Meilen von den Nilmündungen ab er