A l t Löde s e , das noch in Trümmern übrig ist, steht
nur Eine und eine halbe über derselben. — Der N y l ö se
hol m, auf welchem im J. 1473 die Stadt Götha-
hamm angelegt wurde, liegt mit der Meeresfläche fast
gleich.
Runeherg (1) bemerkt, dafs die Stadt W asa mehr
als hundert Brunnen habe, deren Wasserstand sich in
gleicher Höhe mit der nahen Meeresfläche befinde, ja
von dem Stande dieser letztem genau abhängig sey, und
sein periodisches Fallen und Steigen theile, dafs man
daher eiii allmähliches Sinken des Meeres - Spiegels in
diesen Brunnen nothwendig ebenfalls wahrnehmen
müsse, welches jedoch darin niemals wahrgenommen
worden sey.
Wir würden zu weitläuftig werden, wenn w ir
alle kleinen Tliatsachen und Erscheinungen hier aufzählen
wollten, welche sonst noch gegen Celsius angeführt
worden sind. Die hier zuletzt erwähnten zeugen schon
so sonnenklar gegen seine Muthmafsung, dafs es Mehrerer
nicht bedarf. Die physischen Gegengründe sind
nicht minder wichtig und sie sind vorzüglich von J5ro»
zvallius mit grofser Besonnenheit und Klarheit dargelegt
worden. Besonders verdient beachtet zu werden, was
er über die Deutung mancher der an Klippen beobachteten
Erscheinungen u. s. w . sagt (2). Auch Otto, ein
fleifsiger Forscher in der Naturgeschichte des Meeres,
hält die für die neuere Zeit vermuthete Abnahme des
Ba l t i s c h e n blofs für scheinbar und für eine Verwechselung
mit dem Ansetzen neuen Landes (3).
1) In der angeführten Abhandlung.
23 Klein's U e b e r s . S . 7 6 .
3) S. Lübeckische Anzeigen J g . 1793 ausgezogen in L ie b ,
tenberg's n . V o ig t't Magazin f. d, Neuest« au* der Phy-
Spätere Anhänger der Celsiusischen Hypothese haben
noch verschiedene Gründe hervorgesucht, um sie
zu unterstützen, aber diese sind noch weniger triftig
und haltbar.
So hat man sich auf eine zu Ven e d i g im Kloster
S. Mi ch a e l di Mur ano aufbewahrte Charte vom
B a l t i s c h e n Meere berufen, welche im funfzehenten
Jahrhunderte auf Befehl Alphons V. von P o r t u g a l
durch den Pater Mauro gefertigt seyn soll, und auf
welcher dem B al ti s ch en M e ere eine gröfsere Ausdehnung
als seine heutige gegeben is t.' Diese Charte ist unfehlbar
dieselbe, auf welche sich, wie oben gezeigt
worden ist, Zurla bezieht, um die Aechtheit der Zeni-
schen Entdeckungen im Norden zu beweisen. Aber
wenn es dort nur darauf ankam, auf dieser Charte Nahmen
zu finden, die in früherer Zeit in Süd-Europa noch
gar nicht bekannt waren; so will man hier einen noch
viel schwierigem Beweis mit ihr führen , den Beweis
für Ländergestaltung aus einer Zeit in der es überhaupt
noch keine Charten gab, die für solche schärferen geographischen
Bestimmungen etwas beweisen können, und
vom einer Gegend, von welcher man erst seit einem
halben Jahrhunderte richtige und brauchbare Aufzeichnungen
besitzt (1). Wir dürfen daher ein solches Be-
weisjnittel ohne Bedenken verwerfen.
Man bezieht sich weiter auf eine von Hart-
k n o c h (2) überlieferte Sage, dafs das B a l t i s c h eMe e r
eich ehedem bis nach Culm (in We s tpr euf s en) ausgedehnt
habe. Aber diese Tradition ist höchst vag und
sik etc. Bd. 9. St. 3. S, 17. u. System einer allgexn. Hydrographie
des Erdbodens S. 51g — 530.
l 3 Catteau - Calleville T. 1. p. r66* — T. Bergmann §. 153.
3} Ebendas. — * Hartknock's Altes und Neues Preufsen S. 7 ,