trächtliche Einbrüche in den Boden machen, dafs der
vorher allmählich statt gefundene Abflufs sich in einen
raschen Durchbruch verwandelte, und eine Ueberflu-
thung der vorliegenden Land- und Wasserflächen hervorbrachte
, die nicht eher nachlassen konnte, bis der
ganze Spiegel der abströmenden Wassersammlung auf
dieselbe Höhe herabgesunken war, in welcher sich
der Spiegel des vorliegenden Aegäischen Meeres unterhalb
des Durchbruchs befand. Auch die Wirkungen
eines Erdbebens oder einer vulcanischen Eruption konnten
keine anderen seyn. Stellt man sich den Hergang
der Sache auf die so eben geschilderte Weise vor, so
wird man auch begreiflich und natürlich finden,
dafs das Herabsinken des Schwarzen Meeres von dem
alten bis auf seinen jetzigen Wasserstand nicht auf einmal
erfolgt zu seyn braucht, sondern dafs dieses allmähliche
Sinken Jahrhunderte lang: fortgedauert haben
kann , sobald noch kein gewaltsamer Durchbruch bis
auf eine solche Tiefe des vorliegenden Landes hineinwirkte,
dafs der Spiegel sogleich bis auf die letzte
Tiefe herabsinken mufste; vielmehr selbst nach einem
vielleicht erfolgten Durchbruche das Bette des Abflusses
immer noch so weit erhöhet blieb, dafs es eines
weitern allmählichen Einschneidens des abfliefsenden
Wassers in denselben bedurfte, um den jetzigen Wasserstand
hervorzubringen.
Betrachtet man den B o s p o r u s , so wird man in
seiner Gestalt genug zur Bestätigung der Vermuthung
finden, dafs er durch Ueberströmung und Durchbruch
des S c hw a r z e n Meeres gebildet worden. Er hat
vollkommen die Gestalt eines ansehnlichen Flusses von
kurzem Laufe; seine Breite beträgt am Eingänge vom
S c hw a r z e n Mee r e § und im Innern, wo sie am
geringsten ist J Meile; seine inneren Winkel sind so
gebildet, wie sie nur ein Strom bilden konnte, der
vom Schwärzen Meere herauswärts flofs, dieses zeigt
besonders der Winkel bey B uj uk de r e. Auch die Strömung
ist v o m S c hwa r z e n Me e r e nach der Pro-
pont i s zu gerichtet (1) ; da wo sie eine partiell andere
Richtung hat, rührt dieses sichtlich von der Form
der Rüsten her, an welchen sich das Wasser stöfst;
und was eine angeblich in umgekehrter Richtung in
der Tiefe statt findende Strömung betrifft, so werden
wir uns hierüber weiter unten ausfühilicher erklären.
Endlich sind deutliche Beweise vorhanden, dafs die
Strömung fortdauernd bis in neue Zeiten Veränderungen
än den Küsten des Bo spo r s und Erweiterung
desselben bewirkt hat. So sieht man Spuren von Ab-
reifsung des Landes' durch die Fluthen an der Europäischen
Seite bey dem Dorfe Ma u r o Molo, und es
sollen dort einst noch Mauerwerke von einem griechischen
Orte, von Einigen P o l y c h n i on von anderen
Se r api on genannt, unter dem Wasser sichtbar gewesen
seyn, woher sich auch erklärt, dafs die von Herodot
auf vier Stadien angegebene geringste Breite des B o s p
o rus jetzt über sechs Stadien beträgt (c). Eben solche
Spuren der Auswaschung zeigen sich am Hel les-
pont , welcher jetzt auch an der ehemals engsten
Stelle bey Ab y d o s drey Stadien breiter ist, als ihn
Herodot angiebt (3).
1 ) L e Comte de IVJarsilli Hist. phys. de la Mer. p. 45. ■—
Beaufort Karamania or a brief description o f the South
Coast of Asia-Minor etc. London. 1817- p. 39- u. 86.
2) D. F. Kruse über Herodots Ausmessung etc. S. 38 — 43.
— und * Sestini Beschreibung des Canals v. Constantino-
pel übers, von Jagemann.
3) Kruse, a. a. O.
Veränd. d. Erdfl, Bd, j. I